Aktuell gleicht das Gelände des zukünftigen „Auenteichs“ im Erfurter Norden direkt neben der Straße der Nationen noch einem riesigen Sandkasten. Der Teich ist Teil des neu entstehenden Landschaftsparks „Nördliche Geraaue“. Doch schon nächstes Jahr soll das künstlich angelegte Gewässer nicht nur eine Bereicherung für die Flora und Fauna Erfurts darstellen, sondern auch für die Anwohner.

So sieht der 10.000 m2 große Teich heute aus.

Einen Hektar groß und zweieinhalb Meter tief soll der neue Teich werden. Seit Beginn der Bauarbeiten am 04. Mai dieses Jahres wurde nicht nur die 10.000 m2 große Fläche des Beckens ausgehoben – auch die Umrisse des 400 m2 umfassenden bepflanzten Bodenfilters sind bereits zu erkennen. „Der Bodenfilter ist gemeinsamen mit den geplanten, technischen Anlagen für die Regulierung und die Wasserqualität im Teich verantwortlich“, erklärt Christian Daimer. Der Diplom-Ingenieur arbeitet für das Ingenieurbüro Kraft aus Berlin, welches im Auftrag der Berliner Landschaftsarchitekten geskes.hack für die Planung des Projekts zuständig ist. Eine dieser Anlagen ist das gesetzte und angeschlossene Rezirkulationspumpwerk. Dieses sorgt für eine Zirkulation des Wassers im Teich. Insgesamt ist die Fläche des Bauprojekts ungefähr so groß wie eineinhalb Fußballfelder.

Das Rezirkulationspumpwerk wälzt das Wasser im Teich um und sichert eine gute Wasserqualität.

„Gerade wird das Kernelement von unserer Planung umgesetzt – die Abdichtungsarbeiten von dem Teich“, erzählt Daimer. „Wir haben uns bewusst für naturnahe Dichtungsmaterialien entschieden“, erklärt der Experte die Wahl des schwarzen Tons aus Niedersachsen. Sowohl das besondere Material als auch seine Größe machen das Projekt zu etwas Besonderem. „Der Teich der Geraaue ist aktuell das größte Teichbauprojekt mit dieser speziellen und natürlicher Tondichtung in Deutschland.“, verrät uns Daimer. Das macht den Teich einzigartig. Auf den Bahnen des weißen Geovlies werden Stück für Stück die einzelnen Tonplatten entlang des Teichbodens verlegt. „Eine einzelne Platte wiegt übrigens 70 kg. Deshalb brauchen die Bauarbeiter der lokal ansässigen Firma Strassing auch einen kleinen Kran zum Anheben“, erklärt Daimer. Verbunden werden die einzelnen Platten durch das Gewicht und das besondere Profil einer Garbenwalze. „Die Tonelemente werden dadurch verknetet. Die Stoßfugen sind dann nicht mehr sichtbar“, erläutert der Diplom-Ingenieur die Arbeiten. Pro Tag können die Bauarbeiter 260 m2 Ton verlegen, verkneten und abdecken – das entspricht ungefähr der Größe eines Tennisplatzes.

Die dunklen Tonelemente werden über die Stoßfugen auf dem weißen Geovlies verlegt.
So sieht die Tondichtung nach dem Bearbeitung durch die Garbenwalze aus.

Anschließend wird der Ton durch eine weitere Vliesschicht bedeckt. Die einzelnen Schichten schützen die empfindlichen Tonelemente einerseits vor Austrocknung, andererseits vor der Einwirkung durch spitze Steine. Den Abschluss der Teichdichtung bildet eine 30 cm hohe Schicht aus einem Gemisch aus gewaschenem Sand und Kies. „Es ist wichtig, dass der Sand gewaschen ist, da sonst zu viele Nährstoffe im Wasser sind“, betont der Experte, da sich sonst zu schnell Algen bilden würden. „Bis Ende des Jahres soll der Teich fertig und auch befüllt sein“, versichert Daimer. Das Wasser dafür kommt direkt aus einer Fernwasserleitung aus dem Thüringer Wald. „Wir bekommen also sehr gutes, nährstoffarmes Wasser.“ Für eine gleichbleibend gute Wasserqualität sorgt der unscheinbar wirkende Bodenfilter. „Man kann sich das wie ein schilfbewachsenes Ufer vorstellen“, hilft der Experte unserer Fantasie auf die Sprünge. Alle anderen Pflanzen sollen sich aber auf natürliche Weise entwickeln und auch Tiere sollen allein ihren Weg in den neuen Teich finden. Doch noch immer stellt sich die Frage, wie das neu gestaltete Gelände das Leben der Anwohner verbessern soll. „Also ein offizieller Badesee wird es nicht“, stellt der Experte klar. Da bei sommerlichen Temperaturen einer solch kühlen Versuchung aber nur selten widerstanden werden kann, haben die Stadt und die Landschaftsarchitekten zwei Uferstrände eingeplant. „Über diese Zugänge können dann auch die Füße ins Wasser gehalten werden“. Weiterhin bieten die neu entstehenden Fuß- und Radwege sowie Grünflächen die Möglichkeit, sich rund um den Teich frei zu bewegen und den Aufenthalt zu genießen. Ein weiteres Highlight des Projekts wird ein Holzsteg sein, der vom ehemaligen Jugendclub in den Teich führt. „Der Jugendclub wird saniert. Vielleicht gibt es dann sogar die Möglichkeit, einen Kaffee zu trinken“, verrät Daimer.

Der alte Jugendclub wird renoviert. Möglicherweise könnte aus dem Gebäude ein Café für die Besucher werden.

Tipps für den Gartenteich

Für alle Gärtner, die einen eigenen Teich bauen möchten, hat Christian Daimer ein paar Tipps parat. Egal ob groß oder klein – beim Teichbau rät der Experte zu einer naturnahen Abdichtung des Bodens. Natürliche Materialien wie Ton lassen sich besonders bei kleinen Projekten gut verarbeiten. „Man erspart sich die komplizierten Arbeiten, die man bei dem Verlegen einer Folie zur Abdichtung oder den Bau eines Betonbeckens hätte“, so Daimer. „Außerdem raten wir zu einem Kies-Sand Gemisch für den Boden und zu einer Schilfbepflanzung“, erklärt der Teichbauexperte. Zusammen mit einer Umwälzpumpe sorgen sie für eine gute Reinigungswirkung des Wassers.

Text: Emely Lea Stehr
Fotos: Steve Bauerschmidt