Felix Abraham war schon an den verschiedensten Drehorten von Schloss Einstein dabei. Als Standfotograf ist er regelmäßig am Set. Auch im Dreienbrunnenbad wurde für die 24. Staffel der beliebten Kinder- und Jugendserie gedreht, allerdings schon nach Saisonende.

Baden gingen an diesem Tag allerdings nur Kamerafrau Julia Schlingmann und Kamerabühnenassistent Kurt Hall. Für das optimale Bild wagten sie sich ins 15 Grad kalte Wasser.

Kamerafrau Julia und Kamerabühnenassistent gehen für eine gute Einstellung auch schon mal baden, auch nach Saisonende. Kalt war es trotzdem.

Felix Abraham hat es vom Rand aus beobachtet und einige tolle Fotos von Darstellern und Crew geschossen. Aber was macht ein Standfotograf eigentlich? Wir haben ihn gefragt:

Sie sind ja Hallenser, wie hat es Sie zu Schloss Einstein verschlagen?

Ich arbeite seit inzwischen acht Jahren selbstständig als Fotograf. Anfangs überwiegend im journalistischen Tagesgeschäft, begleitend zu meinem Fotojournalismus-Studium in Magdeburg. Ende 2016 habe ich den Entschluss gefasst mich fotografisch zu verändern und ein Jahr später zur richtigen Zeit den Kontakt zur Saxonia Filmproduktion aufgenommen, welche gerade die Position des Standfotografen für Schloss Einstein zu besetzen hatte. Ich wusste sofort, dass das eine schöne Verbindung meiner langen Leidenschaft für den Film und einer gewissermaßen neuen Arbeitswelt für mich war, insofern musste ich nicht lange überlegen. 

Was ist denn das? Einbrecher im Dreienbrunnenbad? Nein, hier wird eine Szene mit Arnold Makuissie für Schloss Einstein gedreht.

Haben Sie ein besonderes Faible für das Medium Film?

Meine Begeisterung für die Film- und Fernsehwelt ist tatsächlich schon in der frühesten Jugend entstanden. Mit 11 Jahren habe ich mit FreundInnen erste Livesendungen im lokalen offenen Kanal gesendet und während meiner Schulzeit immer wieder Kurzfilme gedreht. Ich finde die Verbindung aus einer sehr kreativen und fantasievollen Arbeit und den akribisch geplanten Drehabläufen sehr spannend und jeden Drehtag aufs Neue aufregend. Ich glaube es gibt wenige Branchen, welche seit jeher eine so große Faszination bei Menschen hervorrufen, so ist es auch immer noch bei mir.

Felix Abraham (hier mit Kameraassistent Lukas Grubba) fotografiert die Filmszene vom Beckenrand aus. Alle tragen aus Sicherheitsgründen Maske. Foto: Lea Junghanns

Was machen Sie sonst so, wenn Sie nicht Standfotograf am Set sind?

Pro Drehblock, welcher in der Regel ungefähr vier Arbeitswochen entspricht, fallen sechs Standfototage an, also jene Tage an denen ich jeweils den gesamten Drehtag am Set verbringe. Somit bleibt noch reichlich Zeit für andere Projekte. Ich arbeite neben der Standfotografie überwiegend in den Bereichen Unternehmensfotografie und Werbung, aber auch regelmäßig für journalistische Veröffentlichungen, also Magazine und Zeitungen.

Superstibbi, der Kinderbetreuer von Schloss Einstein, ist immer mit dabei.

Wegen Corona haben die Dreharbeiten erst im Juli begonnen. Was ist anders als sonst?

Tatsächlich haben sich, abgesehen von der durchgängigen Maskenpflicht am Set, einige Dinge verändert. So müssen zum Beispiel die DarstellerInnen in jeder Einstellung stets den empfohlenen Mindestabstand von anderthalb Metern einhalten, Berührungen im Spiel sind ausgeschlossen. Die Filmkamera kann diese Abstände durch den Schnitt gut kaschieren, bei den Standfotos gestaltet sich das etwas schwieriger, da möglichst alle DarstellerInnen in einer Szene gleichzeitig im Bild sein sollten.

Darsteller Noel Okwanga und Phillip Müller.

Was macht ein Standfotograf? Warum gibt es so viele Bilder am Set?

Jede Szene wird bei Film- und Fernsehproduktionen in verschiedenen Kameraeinstellungen, also Perspektiven, gedreht. Das heißt zum Beispiel in einer Gesprächssituation liegt der Fokus mal auf der einen Person, mal auf ihrem Gegenüber. Bei Standfotos ist das meist anders, hier sollen gleichzeitig so viele DarstellerInnen wie möglich, sowie gleichermaßen eine aussagekräftige Darstellung des Inhaltes der Szene zu sehen sein. Hierzu inszeniere ich die DarstellerInnen nach, meist im Anschluss an den Dreh einer Szene, in Eigenregie, aber immer gemäß der Wirkung der Filmkamera. Die Fotos werden für die Öffentlichkeitsarbeit verwendet, man findet sie als Bebilderung für die Presseberichterstattung, als Programmvorschauen in Fernsehzeitschriften und als Poster oder Autogrammkarten. Außerdem produziere ich für jede Staffel ein sogenanntes „Key Visual“, also ein mitunter aufwändig inszeniertes Foto, auf welchem alle beteiligten DarstellerInnen in ihren Rollen zu sehen sind. Hinzu kommen auch noch Aufnahmen „Hinter den Kulissen“, also vom Team und den DarstellerInnen während ihrer Zeit am Set. 

Regisseur Nils Dettmann im Gespräch mit den Darstellern Carla Hüttermann und Noel Okwanga.

Wann sind Sie selbst am Set?

Wie schon erwähnt werde ich ein bis zweimal pro Woche ans Set bestellt. In Absprache mit der Producerin und der Pressebetreuerin werden die Drehbücher gesichtet und entschieden, an welchen Drehtagen möglichst aussagekräftige Bilder erstellt werden können. Das sind meist Tage an denen besonders viele DarstellerInnen am Set sind, oder etwas Außergewöhnliches oder Entscheidendes in der inhaltlichen Handlung passiert.

Kameraassistent Lukas Grubba mit Kamerafrau Julia Schlingmann.

Kommen Sie jeden Tag aus Halle?

Seit ich 2017 mit meiner Arbeit am Schloss-Einstein-Set begonnen habe, profitiere ich sehr von der ICE Hochgeschwindigkeits-Trasse Berlin-München. Für den Abschnitt Halle-Erfurt benötigt der Zug knapp 30 Minuten, was eher einer S-Bahn-Fahrt, als einer Fernverbindung ähnelt. Mit dem Auto dauert es mitunter mehr als doppelt so lange. Die Arbeitstage sind aufgrund der streng reglementierten Kinderdrehzeiten auf 22 Uhr begrenzt, beginnen aufgrund der Schulpflicht für die DarstellerInnen aber auch erst 13 Uhr. Mit der An- und Abreise dauert ein Standfototag also ungefähr 11 Stunden – keine ungewöhnliche Arbeitszeit für Filmschaffende. 

Producerin Josefine Bohlken im Gespräch mit Standfotograf Felix Abraham. Foto: Lea Junghanns

Ich habe gelesen, dass Sie hin und wieder Ausstellungen machen. Steht demnächst wieder etwas an? Was fotografieren Sie am liebsten?

Aufgrund meiner Ausbildung und Arbeitsweise als Fotojournalist, gibt es für mich kein spezielles Sujet. Im Grunde sehe ich mich verpflichtet, in fast jeder Situation ein ausdrucksstarkes Foto produzieren zu können. Mit Vorliebe und in den allermeisten Fällen, sind aber Menschen in meine Fotografien involviert. Ich mag es sehr, neue und interessante Lebensgeschichten kennenzulernen und mich schnell auf eine Ebene einzulassen, die es mir erlaubt, die jeweilige ProtagonistIn fotografisch zu inszenieren.

Mehr über Felix Abraham gibt es hier.

Fotos: Felix Abraham