Historie ist sein Ding, erst recht, wenn es um alte Straßenbahnen und Busse geht. Für uns kramt Michael Nitschke, Betriebsleiter der EVAG, in seinem Archiv:

Die Zufahrt zur Wagenhalle in der Magdeburger Allee ging durch das Verwaltungsgebäude. Werfen wir doch einen Blick im Jahre 1930 durch das offen stehende Tor. Wir sehen den Triebwagen 66, den 1926 die Waggonfabrik Weimar mit 9 weiteren geliefert hatte, noch mit dem bis 1936 verwendeten Rollenstromabnehmer ausgerüstet. Die Umstellung aller Triebwagen auf Bügelstromabnehmer erfolgte übrigens wegen der Störung des Rundfunkempfanges, gefordert und finanziell unterstützt vom Reichspostministerium, in Bezug auf die Fahrleitungsanlage allerdings ein ziemlich umfangreiches Vorhaben.

Daneben steht der Beiwagen 120, ein aus den Triebwagen der Anfangsjahre des elektrischen Betriebes 1925 umgebauter Wagen. Im Grunde genommen wurde nur die elektrische Antriebsausrüstung entfernt, die offenen Plattformen blieben bei diesen kleinen Wagen bis zu deren Ausmusterung bis 1937 erhalten. Die Wagen behielten damit auch ihre mechanische Bremse und konnten nicht vom Triebwagen aus gebremst werden, was in den 30er Jahren schon arg anachronistisch war in Anbetracht des anwachsenden Straßenverkehrs. Man erkennt dies an den fehlenden elektrischen Kabeln an der Plattform, statt dessen sieht man bei genauer Betrachtung die Bremskurbel.  

Und noch eine Bemerkung zur Tordurchfahrt: Mit den wachsenden Abmaßen der Fahrzeuge wurde der Sicherheitsraum neben den Wagen immer geringer bis er gar nicht mehr da war. Dies wurde ab den 50er Jahren durch die damalige Staatliche Bahnaufsicht immer mal wieder bemängelt. Und so wurde Anfang der 80er Jahre die Durchfahrt geschlossen und als Lager und Garage weiter genutzt und in der nun nicht mehr als Abstellhalle genutzten Wagenhalle zog nach großzügigem Umbau die Lehrwerkstatt der damaligen EVB ein. Ist das schon wieder lange her ….