Frühmorgens bei der EVAG. In der Straßenbahnwerkstatt breitet sich langsam ein Geruch von Öl und im Ofen schmelzenden Käse aus. Im hinteren Teil der großen Halle rumpelt monoton eine mächtige, grüne Maschine vor sich hin. Unter dem Ungetüm aus 30 Tonnen Stahl werkelt Kay Plackert. Er dreht die Räder der Erfurter Straßenbahnen rund.

Kay Plackert steht in der Arbeitsgrube der Unterflurradsatzdrehmaschine, kurz URD. „Ich habe gerade das erste Rad am Wickel, mache es wieder richtig rund. Der Geruch kommt vom Schmiermittel und den heißen Drehspänen, die bei der Radreifenbearbeitung entstehen. Man gewöhnt sich schnell daran“, sagt Kay Plackert und lacht. Er ist Zerspanungsfacharbeiter bei den Erfurter Verkehrsbetrieben, sorgt mit seinen Kollegen für ein rundum komfortables und sicheres Tram-Fahrerlebnis. Kay Plackert: „Die Räder einer Straßenbahn nutzen sich mit der Zeit ab oder bekommen zum Beispiel wegen Gefahrenbremsungen Flachstellen. Wenn wir das nicht wieder rund schleifen oder drehen, wie es richtig heißt, kann es während der Fahrt ganz schön holprig werden.“

Aus diesem Grund werden die Räder aller EVAG Bahnen immer wieder überprüft, der Durchmesser wird bei jeder Ausfahrt auf den Millimeter genau gemessen. Weichen die Zahlen von der Norm ab, geht die Bahn in die Werkstatt. Dort werden sie von Kay Plackert und seinen Kollegen aus dem Bereich Fahrzeuginstandhaltung wieder richtig rund gedreht. Das Tolle: kein Rad oder Fahrwerk muss für das Runddrehen demontiert werden. Die Bahnen – egal ob alter Tatra, G4-Katerexpress oder moderner Tramlink – fahren einfach auf die URD. Die Maschine misst akribisch und dreht dann alle Räder nacheinander wieder rund. Spätestens aller 20.000 Kilometer hat jede der 90 EVAG Bahnen einen Termin bei der URD. „Wir arbeiten im Zweischichtsystem. Bis alle Räder einer Bahn wieder einheitlich rund sind, dauert es circa zehn Stunden. Wir können auf den halben Millimeter genau arbeiten“, sagt der 54-Jährige.

Er ist stolz, bei der EVAG zu sein. Seit seiner Ausbildung zum Fahrzeugschlosser 1985 ist er den Verkehrsbetrieben treu. Fast solange gibt es auch schon die URD im Unternehmen. Wenn Kay Plackert nicht gerade Räder runddreht, hilft er seinen 19 Kolleginnen und Kollegen in der Werkstatt bei den Durchsichten und Instandhaltungsarbeiten. „Alle Bahnen müssen nach 10.000 Kilometern zur Inspektion. Wir überprüfen jede Schraube oder erneuern Verschleißteile wie Bremsbeläge oder die Schleifkohlen der Stromabnehmer. Auch ein Getriebeölwechsel steht dann an“, sagt er. Typisch: auch in seiner Freizeit schlägt das Herz von Kay Plackert fürs Rad. „Meine Frau und ich haben uns ein Traum erfüllt und ein Tandemfahrrad gekauft. Damit sind wir viel unterwegs. Im Sommer geht‘s damit zur Ostsee“, erzählt er – eine runde Sache.



