Wer ein Geschäft hat, hat genug um die Ohren. Sich dann auch noch um die Müllentsorgung kümmern? Nein danke! Dafür gibts die Kollegen von der Stadtwirtschaft. Die sehen regelmäßig rot, nämlich dann, wenn sie die Rote Tonne abholen. Benedikt, unser Praktikant, hat sich vor Ort mal umgeschaut.

Jens Schweigel sitzt in seinem Büro an der alten Saline. Wo bis 1916 noch Salz abgebaut wurde, folgte zu DDR-Zeiten die Konfektionierung von Schulmöbeln. Heute beherbergt nur noch ein Teil der Gebäude Büros und Lagerräume. Schweigel plant von hier aus die Außentermine von sieben Installateuren, lagert Heizungs- und Sanitärtechnik und stellt Ersatzteile für einen eigenen Notdienst.
Gewerbetonne Plus„Heute kommt alles mit Styropor verpackt oder gar in Folie – die Transportverpackungen können wir natürlich nicht mit zum Kunden nehmen“, erklärt der Heizungsbaumeister. Eine Lösung musste her – und die besteht seit 9 neun Jahren in drei großen Gewerbetonnen. Alle zwei Wochen steht deren Leerung an. Zum Glück, wie Jens Schweigel sagt: „Es wird zum Teil so viel, dass wir nach den 14 Tagen am Maximum sind. Die regelmäßige Leerung läuft dafür problemlos.“

Müllentsorgung kann anstrengend sein – vor allem für Gewerbetreibende. Abhilfe schafft die ‚Gewerbetonne Plus‘: Hier finden sogenannte „gemischte Wertstoffe“ Platz. Vieles, was im Gewerbe abfällt, kann deswegen ohne zeitraubende Trennung in die Rote Tonne. Nur trocken und sortierbar muss der Inhalt sein.

Und genau dafür gehen Mario Heiser und Florian Söring von den Stadtwerken Erfurt auf Tour. Das orange leuchtende Fahrzeug mit der Nummer 265 steuert heute die Salinenstraße an. Im Gepäck: schon fast 10 Tonnen Gewerbeabfälle. Die Abfallcontainer der Firma Schweigel sind heute die letzte Station, bevor es zum Abladen und in den Feierabend geht.

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Über 250 PS hat das Arbeitsgerät der beiden – und ein automatisches Getriebe. Beim ständigen Anfahren und Halten im Stadtverkehr nicht mehr wegzudenken. Über Monitore und ein Bedienpanel kann Florian, der heute das Steuer übernimmt, die meisten Funktionen seines Fahrzeuges steuern. Beim Beladen ist trotzdem Handarbeit angesagt: Mit Muskelkraft werden die Tonnen passgenau hinter das Fahrzeug befördert – auf Knopfdruck wandern die 1100 Liter Müll dann ins Heck.

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Florian Söring und Mario Heiser rücken die Tonnen in Position.

Nur zehn Minuten Fahrt stehen dann an. Mit knappen 60 Kilometern pro Stunde schunkelt Wagen 265 die Landstraße entlang – beinahe sortenrein begegnen sich auf der Strecke Fahrzeuge der SWE Entsorgung. Ihr Ziel: das Deponiegelände in Schwerborn. Eine Schranke steht vor dem 1,6 Hektar großen Areal. Und eine Waage. Auf die muss nun auch der ‚Econic‘ – so die Typbezeichnung des Entsorgungswagens: Erst jetzt weiß man genau, wie viel bei der heutigen Tour zusammengekommen ist.

Eine kurze Bergetappe steht noch an – bis zur WASA. Man mag Abkürzungen im Recyclingbereich. „Wertstoffaufbereitungs- und Sortieranlage“ geht einfach nicht so schnell über die Zunge. Zwischen Förderbändern, Radladergetöse und Rückfahrpiepsignalen liegt das Geheimnis der Roten Tonne. Per Infrarotsensor, über Siebe, Förderbänder und auch von Hand werden die Wertstoffe voneinander getrennt.

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Die WASA von innen.

Die sortierten Abfälle werden dann anschließend dem Recycling zugeführt oder verwertet. 70.000 Tonnen Bau- und Gewerbeabfall laufen pro Jahr insgesamt durch die Anlage. Um Gewerbetreibenden wie Jens Schweigel eine Sorge abzunehmen.

Text: Benedikt Pototzky / Fotos: Ivo Dierbach, Benedikt Pototzky