Seit Mitte Januar hat Siegfried Schöße an seinem Auto geschraubt, die Bodenbleche mit Metallplatten verstärkt, Regale eingebaut, Antriebe und Bremsen gecheckt. Auch das Fahrgestell hat er etwas höher gelegt. Alles für seine große Tour. Schließlich muss der Wagen wüstentauglich sein. Morgen geht es los. Dann bricht er zur Rallye Dresden-Dakar-Banjul auf. Bereits zum fünften Mal macht er sich mit seinem Bruder Manfred auf die Reise. 8000 Kilometer liegen vor ihm.

Sieben Länder gilt es in 20 Tagen zu durchqueren. Mit dabei 47 andere Teams aus ganz Deutschland, die sich von Malaria und anderen Gefahren nicht schrecken lassen und im Konvoi fahren. Über Frankreich, Spanien, Gibraltar, Marokko, Mauretanien und den Senegal geht es bis nach Gambia. Aus Sicherheitsgründen ist die Strecke in Mauretanien und im Senegal genau vorgeschrieben.

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Siegfried Schöße ist zum 5. Mal bei der Rallye Dresden-Banjul dabei.

In Banjul wird das Team „Erfordia 17“ sein Auto in einem großen Stadion versteigern und das Geld für einen guten Zweck spenden, vielleicht wieder für eine Schule oder ein Krankenhaus. Geplant ist, dass der Konvoi am 23. März in Banjul ankommt. Das hat bisher immer geklappt, auch wenn die letzte Wegstrecke den Fahrern viel abverlangt. Es ist nicht die längste, aber die Straßen sind sehr schlecht. Die Temperaturen liegen über 40 Grad. Das ist anstrengend. „Auf der Mammutetappe geht auf dem letzten Stück noch mal viel kaputt. Nicht selten reißen Auspuffanlagen ab oder die Reifen sind platt. Manchmal nimmt man ein Auto auch in den Schlepp, wenn es nicht mehr fährt. Aber was machbar ist, wird repariert“, erzählt er.

Einen Monat hat er intensiv im Internet nach dem passenden Wagen gesucht und ist dieses Mal sogar in Erfurt fündig geworden. Nach kurzer Probefahrt hat er sich entschieden. Wieder ist es ein Opel Omega Caravan, den er für die anstrengende Reise fit macht. 229.000 Kilometer hat das Fahrzeug, Baujahr 2001, auf dem Buckel. Das sieht man dem Wagen nicht an. Siegfried Schöße schwört auf das Modell. Sogar der Opel, mit dem er vor acht Jahren zum ersten Mal auf Tour ging, fuhr noch in Banjul, als er 2015 das letzte Mal vor Ort war. Klar, dass er auch dieses Mal auf die Marke setzt. „Das hat man im Gefühl, ob es ein gutes Auto ist“, sagt er. Mit etwas Glück bringt es am Ende 3.000 Euro ein. Aber wer weiß das schon?

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Einen großen Scheinwerfer hat er angeschraubt. Auch die Ersatzräder kommen aufs Dach.

Erst mal aber hat er den Opel auf Vordermann gebracht. Denn das Auto muss fit sein. „Gerade, wenn die Schlagloch-Pingpong-Strecke ansteht. Ab Südmauretanien werden die Autos an die Grenzen ihrer Leistungskraft gebracht. Mit ausgeschlagenen Querlenkern braucht man sich gar nicht auf die Reise machen, erzählt er.

Zweimal hat er schon erlebt, dass ein Fahrzeug auf der sehr schlechten Piste regelrecht auseinandergebrochen ist. Das soll ihm nicht passieren, auch wenn man nie drin steckt. Denn Reparaturen stehen immer an. Ein Glück, dass sich die Teams immer untereinander helfen. Und auch die drei Fahrzeuge der Organisatoren haben gutes Werkzeug an Bord. Denn man weiß nie.

Für die Generalüberholung geht ein Großteil seiner Freizeit drauf. Zum Glück ist Siegfried Schöße vom Fach. Der Kfz-Meister arbeitet als Gruppenleiter Buswerkstatt bei der EVAG.

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Letzte Vorbereitungen vor der großen Fahrt.

Der Kombi ist nicht nur robust, sondern hat auch viel Platz. Den braucht er auch. Die Ersatzräder und andere sperrige Sachen kommen aufs Dach, die Zusatzbatterie liegt im Ersatzradfach. Auch die Expeditionskiste aus Metall wird fest auf dem Dach verzurrt, direkt hinter der Dachbox. Die hat Siegfried Schöße in der gleichen Farbe wie das Auto gespritzt: champagnerbeige. Auch einen großen Scheinwerfer hat er auf dem Dach angeschraubt, der auch die dunkelste Piste ausstrahlt. In den Kofferraum packt er Zelt, Luftmatratzen, Proviant und all das, was man braucht, wenn man unter freiem Himmel übernachtet und jeden Tag selbst für sein Essen sorgen muss.

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Die Strecke: 8000 Kilometer. Sieben Länder gilt es in 20 Tagen zu durchqueren.

Manchmal schlafen sie auch im Auto. Dann werden die Vordersitze umgelegt und Unebenheiten mit Kissen und Decken so gut es geht ausgemerzt. „Das ist nicht wirklich bequem, aber bei einem Sandsturm, wenn es überall knirscht, ist uns das allemal lieber“, sagt er.

Von Jahr zu Jahr verfeinert sich die Ausstattung. Schließlich merkt man erst unterwegs, was man wirklich braucht“, sagt er und baut ein zusätzliches Gepäcknetz ein, befestigt es direkt am Autohimmel. Und so hat er in weiser Voraussicht an den Innenseiten der Fahrer- und Beifahrertür Getränkeboxen montiert. „Eigentlich sind es Stifthalter, aber man muss erfinderisch sein“, sagt er.

Fest eingeplant sind auch die Mitbringsel für die Menschen, denen sie unterwegs begegnen. „Wenn sie in Gambia ankommen, wird von seiner Ausstattung nicht mehr viel übrig sein. Das Meiste wird er verschenken, an Menschen, die es nötiger brauchen. Nach Hause geht es dann mit nicht mehr als einem Koffer und dem guten Gefühl, geholfen zu haben. Das sind ihm die Strapazen der nicht ganz ungefährlichen Reise wert.

Das sind die Teams Dresden-Dakar-Banjul März 2017.
Wir wünschen schrottfreie Fahrt und berichten im Anschluss von Siggis Abenteuern.