Was machen die denn da? Eine Zeitreise natürlich: Professor Alois Ruppere und Dr. Albert von Händel sind auf ihrer Reise durch die Zeit Anno 2016 auch durch Erfurt gekommen. Die beiden Wissenschaftler gaben sich am Umspannwerk Melchendorf die Ehre. Lang war ihre Reise, so lange wie die Geschichte der Energieerzeugung durch Menschenhand.  Am großen Wandbild – gestaltet von Max Kosta – machten sie länger Rast, staunten und fachsimpelten über die großen Entdeckungen der Neuzeit.

 

Graffiti am Umspannwerk Melchendorf
Hätten die mal schon einen Blitzableiter gehabt, denkt Prof. Ruppere. Den hat übrigens Benjamin Franklin erfunden – ja, der Präsident von Pennsylvania und einer der Gründungsväter der USA.

Graffiti am Umspannwerk Melchendorf

Forscher der Energie – Die Glühlampe erhellt die Welt

Ob Otto von Guericke Mitte des 16. Jahrhunderts ahnte, dass seine Vakuumforschungen Basis für Glühlampen sein würden? Fakt ist:  Um 1800 wurden erstmals Metalldrähte zum Glühen gebracht, um elektrisches Licht ins Dunkel zu bringen. Es dauerte dann immer noch viele Jahrzehnte, ehe das elektrische Licht Straßen, Plätze und Wohnungen in Städten und Dörfern erhellte. Aber was für eine Revolution, darüber waren sich die beiden schnell einig. Einen Pionier auf diesem Gebiet haben die beiden Wissenschaftler auch ausfindig gemacht. Menschen wie Thomas Alva Edison verdanken wir es, dass die elektrische Beleuchtung heute eine Selbstverständlichkeit ist.

Graffiti am Umspannwerk Melchendorf
Zwiegespräch: Auge in Auge mit Volta.

Gründerzeit – Elektrizität in alle Lebensbereiche

Die Forscher im 17. und 18. Jahrhundert legten die Grundlagen für die Elektrizität.  Alessandro Volta, Andre-Marié Ampere und Benjamin Franklin zum Beispiel. Werner von Siemens  entdeckte das dynamoelektrische Prinzip, auch elektrodynamisches Prinzip genannt, und gilt als Begründer der modernen Elektrotechnik, speziell der elektrischen Energietechnik. Generatoren und Trafos, was wären wir ohne sie. Die beiden Forscher wissen dies zu schätzen und zollen großen Respekt.

Graffiti am Umspannwerk Melchendorf
Energie aus Wind und Sonne? Die beiden sind Ulrich W. Hütter auf der Spur.

Erneuerbare Energien erobern die Welt

Energie aus Wind und Sonne? Und das auch noch in riesigen Mengen? Die beiden Wissenschafter sind sehr erstaunt und betrachten das Wandbild sehr genau. Ulrich W. Hütter gilt als ein herausragender Pionier der Windenergiegewinnung. Calvin Souther Fuller, Daryl Chapin und Gerald Leondus Pearson haben 1954 die Solarzelle erfunden. Heute stammt ein Drittel der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien:  In 20 Jahren sollen es zwei Drittel sein. „Schade, dass wir das nicht miterleben“, meint Prof. Alois Ruppere.

Graffiti am Umspannwerk Melchendorf
Prof. Ruppere kann es nicht glauben: Ist das Hexenwerk?

Smart Grids – Werden elektrische Netze jetzt intelligent?

Der Professor ist etwas verwirrt, Dinge können doch nicht intelligent sein, oder? „Doch“, meint Dr. von Händel und zeigte sein unterwegs erworbenes Smartphone. Erzeugung und Verbrauch von elektrischer Energie können zukünftig automatisiert gesteuert werden und das ganz ohne Einwirkung von Menschen – das zumindest hat der Dr. gehört. Und das auch noch drahtlos.

Heute ist das schon Realität. Das smart-grid (dt. intelligentes Netz) soll elektrische Energie wirtschaftlich, effizient, umweltfreundlich und sicher nutzen. Ein smart-grid soll also alle Netznutzer  integrieren können und ihnen ermöglichen, ihren Energieverbrauch aktiv zu steuern. Intelligent heißt auch, das Gleichgewicht zwischen Verbrauch und Abnahme zu steuern – und dabei immer die Versorgungssicherheit und die Klimaziele im Auge zu behalten. Eine Hauptkomponente dabei ist die Steuerung des Verbrauchsverhaltens durch Marktanreize. So könnte Strom aus erneuerbaren Energien günstiger gehandelt werden, z. B. bei starker Einspeisung von Windenergie ins Netz. Scheint die Sonne nicht oder weht kein Wind, wird der Strom teurer. Verbraucher sollen zukünftig also dazu angehalten werden, ihren Verbrauch anzupassen.  Eine Idee, an der auch die Stadtwerke Erfurt seit Jahren arbeiten.

Graffiti am Umspannwerk Melchendorf
Beschwerlich ist die Reise durch die Zeit. Manche Hürde war zu meistern.

Moderne Netzwelten

„Das Wandbild ist ja schon faszinierend. Aber was ist hinter der Mauer?“, fragen sich die beiden Herren.  Moderne Anlagen zur Stromverteilung: „Was? 110.000 Volt hat die Anlage? Respekt.“ Von hier aus werden Gebiete im Süd-Osten der Stadt Erfurt versorgt – Wiesenhügel, Buchenberg, Windischholzhausen, das Industriegebiet Südost und das Katholische Krankenhaus – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Ca. 30.000 Erfurter bekommen ihren Strom von hier.

Graffiti am Umspannwerk Melchendorf
Transformatioren sind schon faszinierend.

Das Umspannwerk wurde bei laufendem Betrieb modernisiert – und das, ohne die Stromversorgung zu unterbrechen. Vor Begeisterung wirft Dr. von Händel seinen Zylinder in die Luft.

Graffiti am Umspannwerk Melchendorf
Die Schaltanlage fasziniert Dr. von Händel so sehr, dass er seinen Zylinder in die Luft wirft.

Die beiden lassen sich die modernen Stromverteilungsanlagen zeigen und erklären. Das „weiße Ungeheuer“ wurde ihnen als Schaltanlage vorgestellt, der Trafo mit 70 Tonnen Gewicht faszinierte sie besonders. Wie viel Taler das wohl zu ihrer Zeit gekostet hätte?

Graffiti am Umspannwerk Melchendorf
Prüfend studieren die beiden den Spannungsprüfer.

Was für ein Tag

Gern wären die beiden noch geblieben, aber die Zeit wird knapp. Die Zukunft wird sicher genauso spannend und das wollen die zwei nicht verpassen. Ob wir die Wissenschaftler wiedersehen? Wir würden uns freuen. Gute Reise.

Graffiti am Umspannwerk Melchendorf
Zeitreisen sind anstrengend. Das haben auch unsere beiden Ingenieure der SWE Netz GmbH gemerkt, die sichtlich Spaß beim Verkleiden hatten und viele Passanten mit ihrem schauspielerischen Talent erfreut haben.
Graffiti am Umspannwerk Melchendorf
Das Smartphone jedenfalls nehmen sie mit auf die Reise 🙂

 

Die traumhaft schönen Fotos sind von Steve Bauerschmidt. Wir alle hatten viel Spaß bei dem Termin. Hätte ich mich doch auch verkleidet. Einige Damen hat die Geschichte der Energieversorgung schließlich zu bieten. Danke an die Hanno Rupp und Martin Händel, ihr seid super, Jungs!

 

P.S. Wenn ihr noch wissen wollt, wer das Monumentalbild gestaltet hat, hier erfahrt alles über Max Kosta.

Hier geht es zur Geschichte der Erfurter Energieversorgung.