Heute ist es voll auf der ega. Kein Wunder bei dem Wetter. Viele Kindergruppen machen den Spielplatz unsicher. Überall fröhliches Kindergeschrei. „Oh je, wie wollt ihr bei dem Krach drehen?“, frage ich Marko Weichler. Der Tonmeister grinst und zeigt mir die Ansteckmikros. „Die werden in der Kleidung versteckt. Und dann hilft nur noch beten“, sagt er mit todernster Miene und hätte mich beinahe reingelegt. „Das funktioniert ganz gut“, meint er, als er meinen skeptischen Blick sieht. „Und wenn nicht?“, frage ich. „Dann checkt man Bild und Tape. Es gibt ja immer mehrere Aufnahmen“, erklärt er mir.

Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Tonmeister Marko Weichler verkabelt Maximilian Braun.

Plötzlich kommt Uwe Müller vorbei, greift den Tonmeister beherzt an der Schulter und beugt sich zu mir rüber: „Der ist hier total unwichtig“, sagt er gut gelaunt und in schönstem Berlinerisch. „Oder hast du schon mal gehört, dass einer sagt: ‚Hast du den Film gehört? Alle wollen immer wissen, ob man den Film schon gesehen hat‘“. Uwe ist der oberste Beleuchter und klärt mich gleich mal über die vier Erzfeinde des Drehs auf: Regen, Sonne, Wind und noch mal Sonne. Nieselregen ist kein Problem, erst wenn du es vor der Kamera regnen siehst, dann musst du aufhören, aber Sonne…so wie heute? Nicht gut“, meint er und holt schon mal das Butterfly. Nein, das ist kein Messer, sondern ein Reflektor.

Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Das Butterfly wird in Position gebracht.

Sonne ist nicht nur für die Kameraleute schlecht, die es lieber bewölkt mögen, sondern auch für die Maske. Dann haben die Damen ordentlich zu tun, damit die Gesichter der Schauspieler nicht anfangen zu glänzen. Lampen sind viel besser. Dann kann man das Licht exakt einstellen, auch abends, meint Uwe. Denn der Dreh läuft im Schnitt bis 22 Uhr. Dann muss ziemlich oft Tageslicht simuliert werden. Schließlich gehen die Darsteller vormittags in die Schule und fangen nachmittags gegen 14 Uhr zu drehen an. Fünf Stunden dürfen die Kinder höchstens am Set sein, drei davon dürfen sie drehen. Das schreibt das Jugendschutzgesetz vor. Da heißt es, den Drehtag gut durchzutakten und sich für alle Eventualitäten zu rüsten.

Inzwischen wuseln hier fast 20 Kollegen vom Einstein-Drehteam herum und bereiten das erste Bild vor. Vier sollen heute hier im egapark gedreht werden.

„Wollten wir den Drehort wechseln, wäre das sonst zu knapp“, erklärt Christiane Preuß, zuständig für Presseanfragen bei Schloss Einstein, und kramt die Dispo raus. Darin ist minutiös aufgeführt, wer was wann macht. Auch die Wetterprognose ist vermerkt. Sogar ich steh drin 🙂 Eine knappe halbe Stunde habe ich für das Interview mit Lennart und Olivia, lese ich. Die beiden heißen im wirklichen Leben Maximilian Braun und Holly Geddert und spielen seit der 19. Staffel mit. Heute drehen sie mit einem Darsteller, der sehr gefragt ist. Pony Moritz spielt in ganzen zwei Bildern mit, hat aber leider seinen eigenen Kopf. Genüsslich verzehrt das Tier eine Möhre nach der anderen und macht einfach nicht, was es soll.

Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Regisseur Frank Stoye erklärt Holly die Szene.

Das macht es für Holly nicht gerade leichter. Die 14-Jährige, die aus Hannover stammt und bei einer Gastfamilie wohnt, soll vor laufender Kamera ein Gespräch mit dem Pferd führen. So will es das Drehbuch und auch Regisseur Frank Stoye, der sich viel Zeit für die jugendlichen Darsteller nimmt und ihnen ganz genau und sehr sympathisch erklärt, was er von ihnen erwartet. Wieder und wieder wird die Szene mit Holly gedreht. Die Sonne brennt mörderisch. Wer kann, flüchtet in den Schatten. In den kurzen Drehpausen hält ihr deshalb ein Crewmitglied einen Schirm, nicht nur, damit das Make-up nicht verläuft. Wer braucht schon einen Sonnenstich …

Ein Schlammbad steht heute auch noch an. Wer da reinfällt und ob die zwei identischen Outfits, die dafür vom Kostüm bereitgestellt wurden, reichen, können wir leider nicht verraten 🙂 Das seht ihr ab Februar 2017, wenn die 26 Folgen der Jubiläumsstaffel montags bis freitags im KIKA laufen.

Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Rund 20 Leute gehören zum Drehteam. (Links ist die präparierte Schlammpfütze zu sehen.)

Passieren soll das auf der kleinen Koppel. Dort ist eine kleine, sehr harmlos wirkende Pfütze zu sehen. Auf den ersten Blick wirkt sie ziemlich ausgetrocknet. „Müsst ihr da nicht noch mal mit dem Schlauch ran?“, frage ich. „Nee, nee“, Ingo Dathe von der Requisite schüttelt den Kopf. „Das passt schon. Da ist Schaumstoff drin.“

„Echt?“ Ich kann es gar nicht glauben. Es sieht aus, als wäre da nur ein bisschen feuchte Erde. In Wirklichkeit ist da ein Loch, 25 Zentimeter tief. Einen Tag vorher haben es die Jungs von der Requisite ausgehoben. Sicher ist sicher.

Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Maximilian und Holly in der Drehpause
Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Ada als Mila in Aktion.
Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Der Dolly wird vorbereitet – der Wagen, auf dem die Kamera für Kamerafahrten positioniert ist.
Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Gleich gehts los.
Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Probedurchlauf.
Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Schon wieder Holly und Max 🙂
Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Dreh im Tiergehege: Es ist echt heiß.
Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Rund 20 Leute gehören zum Drehteam.
Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Holly als Olivia mit dem Pony Moritz.
Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Zwiegespräch: Ingo Dathe von der Requisite und Oberbeleuchter Uwe Müller.
Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Regisseur Frank Stoye erklärt Holly die Szene.
Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Hier wird oft gedreht: im Kinderbauernhof des egaparks.
Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
Maximilian spielt Lennart.

Währenddessen sitzt Max vor der Koppel im Klappstuhl und spielt mit dem Handy. Drehen heißt oft auch Warten. Warten, ohne schnell mal verschwinden zu können. Denn wenn es losgeht, muss man nicht nur sofort zur Stelle, sondern auch noch auf den Punkt konzentriert sein, meint er. Der 19-Jährige kommt aus Halle an der Saale. In der Hallorenstadt steht er zurzeit im Theater Mandroschke auf der Bühne. Gemeinsam mit Damian Thüne spielt er  in „Spielmitte: Stones“ einen von zwei Freunden, denen kein Abenteuer zu groß, keine Mutprobe zu waghalsig ist. Damian? Moment mal, war das nicht der Bösewicht Remo aus Staffel 19? „Ja“, grinst Max.

Dreharbeiten im egapark Erfurt , Schloss Einstein
egapark-Tierpflegerin Nancy Engelmann mit Moritz

In der Zwischenzeit versucht Nancy Engelmann das Pony zu motivieren. Die egapark-Tierpflegerin ist gern beim Dreh dabei. Sanft streichelt sie ihm die Mähne und lässt es an einer Möhre knabbern. „Es ist spannend“, verrät sie mir und dreht sich wieder zum Regisseur um. Frank Stoye hat gerade eine Idee und erklärt sie ihr. Ganz selbstverständlich bezieht er sie ins Team mit ein und fragt: „Was meinst du Nancy? Geht das?“ Und Nancy nickt.

Regelmäßig drehen die Einsteiner im egapark, auch für die 20. Staffel, die einige Überraschungen bereit hält. Knapp 500 Szenen sind hier schon seit der 11. Staffel für die beliebte Kinder- und Jugendserie entstanden. Kinderbauernhof, Musik- und Wassergarten, Pflanzenschauhäuser, Treppe zum Liliengarten. Viele Plätze im egapark sind eng mit „Schloss Einstein“ verbunden.

Ein Drittel der Szenen entsteht hier im egapark. Aber auch im Kindermedienzentrum entstehen viele Episoden Der Großteil wird im alten Schauspielhaus gedreht. Seit der letzten Staffel ist hier das Internat der Einsteiner. „Das Haus ist einfach nur toll, hat eine super Atmosphäre. Hier drehe ich am liebsten“, begeistert sich Holly. Und Max? Dem bleibt als „altem“ Theatermann nichts anderes übrig, als sich anzuschließen.

 

Fotos: Steve Bauerschmidt