Noch immer gilt Roland Matthes als der erfolgreichste Rückenschwimmer aller Zeiten. Er war der erste, der die 100 m Rücken unter einer Minute schwamm. Viermal gewann er olympisches Gold. Dennoch sah sich Roland Matthes immer als Mensch wie jeder andere. Regelmäßig war er in Erfurt zum nach ihm benannten Pokal zu Gast. Wir sind erschüttert über seinen plötzlichen Tod. Er schaute dem Nachwuchs über die Schulter und gab gute Tipps. Klar, dass er auch die Pokale überreichte, jedes Jahr.

Roland Matthes Schwimmhalle
Roland Matthes mit Siegern des Roland Matthes Pokals 2015

Mit etwas Glück konnte man ihn auch in den letzten Jahren in der nach ihm benannten Schwimmhalle treffen. Zum Beispiel, wenn er im 50-Meter-Becken mit seiner Frau seine Bahnen zog. Dazu musste sich Roland Matthes, der 400 km entfernt wohnt, nur ins Auto setzen und für ein Wochenende nach Erfurt fahren.

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Roland Matthes zog auch in den letzten Jahren gern seine Bahnen in der nach ihm benannten Schwimmhalle.

„Die idealen Trainingsvoraussetzungen der Schwimmhalle machen diesen Aufwand wieder wett“, fand er immer wieder.

Die Kraft des Wassers wusste der ehemalige Schwimmsportler nach wie vor zu schätzen, in den letzten Jahren allerdings aus medizinischer Sicht. „Rehasport ohne Wasser, das geht gar nicht. Bewegung im Wasser schont die Gelenke, warme Temperaturen helfen der Muskulatur, sich zu entspannen“, meint der Orthopäde. Dabei komme es gar nicht so sehr auf die Schwimmart an, vielmehr auf die Bewegung im Wasser.

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Aufmerksam verfolgte er jedes Rennen, hatte den Nachwuchs immer im Blick.

Er selbst war schon zehn, als er Freundschaft mit dem nassen Element schloss, auch wenn ihm die Wassertemperaturen von höchstens 20 Grad Celsius immer zu schaffen machten. Schnell schloss er sich einem Schwimmverein an. Das große Talent, das in ihm steckte, hat damals noch keiner erkannt, schmunzelt er bei der Erinnerung an früher. „Ich glaube, ich war in gar nichts richtig gut, weder im Schwimmen noch in der Schule“, erzählt er. Es gab einfach zu viele andere Dinge, die er spannend fand. Hilfe und Unterstützung gab ihm seine Trainerin Marlies Grohe. „Sie hat etwas in mir gesehen, das mir selbst nicht klar war und damit den Grundstein für meine späteren Erfolge gelegt“, war er sich immer sicher und verwies auf die guten Qualitäten, die ein Trainer haben sollte: die richtige Mischung aus Feingefühl und Strenge.

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Roland Matthes hat große Erfolge vorzuweisen, in seinem Leben aber auch zahlreiche Durststrecken erlebt. Er würde sich wünschen, dass die Gesellschaft die Sportler heute mehr unterstützt und nicht nur applaudiert, wenn der erwartete Medaillenregen eintrifft.

„Jeder kommt irgendwann an den Punkt, an dem er nicht mehr weiter kann oder will. Diesen Punkt gilt es zu überwinden“, sagte er und wollte jungen Schwimmern damit Mut machen. Auch wenn er selbst keine Trainerkarriere eingeschlagen hat, war die Förderung des Schwimmnachwuchses ihm doch immer ein wichtiges Anliegen.

Der sympathische Orthopäde freute sich, dass der nach ihm benannte Roland Matthes Pokal sich inzwischen gut als Nachwuchswettbewerb etabliert hat. Sogar aus Nordrhein-Westfalen, Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin kommen die jungen Schwimmer regelmäßig nach Thüringen, um sich im sportlichen Wettstreit miteinander zu messen. Für Roland Matthes verstand es sich immer von selbst, dem Nachwuchs beim Pokal über die Schulter zu schauen und Tipps zu geben.

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Er wollte immer etwas von dem zurückgeben, was er selbst als Sportler empfangen hat und hoffte Zeit seines Lebens, dass Erfurt zu seiner alten Größe als Leistungszentrum des Schwimmsports zurückfindet.

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Der Roland Matthes Pokal  hat sich über die Jahre als hochwertiges Sport-Event etabliert. Auch 2020 wird er wieder stattfinden, dieses Mal aber erstmals ohne ihn. Er wird keine Pokale überreichen, dem Nachwuchs nicht auf die Schulter klopfen. Am 20. Dezember starb Roland Matthes mit 69 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit. Wir sind erschüttert und werden den Ausnahmesportler für immer in unseren Herzen tragen.

Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt, geht nicht verloren.

Albert Schweitzer

 

Wir nehmen Abschied, von einem der erfolgreichsten Schwimmsportler, einem Idol für Generationen und einem Menschen, den wir immer bescheiden und bodenständig erleben durften.

Seine Erfolge im aktiven Sport sind einzigartig. Sein anschließendes Engagement für den Nachwuchsschwimmsport war ihm ein sehr großes Anliegen.

Dankbar sind wir über die Gelegenheit, Roland Matthes persönlich kennengelernt zu haben. Er wird uns immer in Erinnerung bleiben.

Wir sind stolz darauf, dass „seine Schwimmhalle“, die größte Erfurter Schwimmhalle, seinen Namen trägt. Sein Andenken soll durch die SWE Bäder in Ehren gehalten werden.

 

In der Roland Matthes Schwimmhalle liegt bis 20. Januar 2020 ein Kondolenzbuch aus.

Fotos: Marcus Scheidel