Es war der 22. März 2016 – mein Jugendheld, Captain des Raumschiffes Enterprise James T. Kirk, wurde 85. Schon 85! Wie lang ist es jetzt her, dass die Enterprise im TV durch die Weiten des Alls zog? Zum Glück gibt es irgendwo bei den Erfurter Stadtwerken den besten Nachbau des Kommandosessels vom Raumschiff Enterprise. Er befindet sich über 30 Meter hoch im Müllbunker der Restabfallbehandlungsanlage. Wer aufmerksam durch Erfurt läuft, hat diesen sogar schon gesehen – zumindest einen Teil davon. Auf Großplakaten, ist der Kollege Andreas auf eben diesem Sessel zu sehen.

Am Geburtstag von James T. Kirk alias William Shatner fuhr ich zur Schwerborner Straße, dorthin, wo die Restabfallbehandlungsanlage steht.
Nicht zu übersehen, der hohe Betonbunker und der rote Anbau mit den Schornsteinen. Man übergab mir einen roten Helm und eine Warnweste. Nun ging es zum Fahrstuhl. Ich drückte den Knopf mit der 5, denn dahinter stand „Kranführerstand“. Da wollte ich hin. Im 5. Stockwerk öffneten sich die Türen des Fahrstuhls automatisch, allerdings ohne dieses typische „Zischgeräusch“. Enterprise-Fans wissen, wovon ich schreibe. Die Umgebung erinnerte mich an den Maschinenraum der Enterprise Über einen Gitterlaufsteg, der die Sicht nach unten freigab (5 Stockwerke), gelangte ich endlich zur „Kommandobrücke“. Beeindruckend. Plötzlich drehte sich der Kommandosessel zu mir. Auf ihm saß aber nicht der Andreas, sondern der junge Christoph. Christoph betätigt erst seit ein paar Monaten den Steuerküppel auf der linken Seite des Käptn-Stuhls. Darüber steuert er einen Riesengreifer. Damit wird der Hausmüll im Bunker gleichmäßig verteilt und vorsortiert – schließlich brennt Holz anders als PVC.

Der große Ofen soll gleichmäßig brennen. Natürlich füllt Christoph auch den Ofen und ist über viele Kontrollmonitore genau informiert, wie der Ofen Abfall in Energie umwandelt. Über 1000 Grad wird er heiß.
Diese Wärmeenergie lässt Wasser verdampfen. Der Dampf geht zum Teil ins Fernwärmenetz und treibt einen Generator an, der Strom produziert. Über 5000 Vier-Personen-Haushalte können mit Strom aus dem Hausmüll versorgt und bis zu 90.000 t Hausmüll verwertet werden. Das spart Kohle und Gas und der Abfall ist weg – fast. Es bleibt natürlich Schlacke übrig, aus der werden noch die Metalle aussortiert. Die Schlacke bekommt die Deponie. Schlacke nimmt natürlich nicht so viel Platz weg, wie früher der Hausmüll, als er noch deponiert werden durfte. Das ist seit 2005 nicht mehr erlaubt. Zurück zum „Captain“ Christoph. Ihm gefällt die Arbeit und er folgt quasi einer Familientradition. Sein Vater ist schon seit der Inbetriebnahme vor 10 Jahren in der Restabfallbehandlungsanlage beschäftigt.

Wenn Christoph oder seine Kollegen mal nicht den riesigen Greifer steuern, übernimmt das ein Computer – aber nur, wenn keine Anlieferungen kommen. Kontrolliert wird dann von der Leitwarte, die wiederum an den Kommandoraum der Enterprise erinnert. Da sind wir wieder beim 85jährigen Captain Kirk…