
Markus Lehmann kann sich nichts Schöneres vorstellen, vor allem im Winter, wenn draußen alles trüb, nass und kalt ist. Im Schmetterlingshaus des egaparks kann man nicht nur den Zauber der Tropen genießen, sondern auch der Kälte entfliehen. Um die 500 farbenfrohe Falter flattern hier durch den Dschungel. Markus Lehmann sorgt dafür, dass sie sich weitab ihrer Heimat wohlfühlen.

Schmetterlinge sind seine Welt. Besonders die Baumnymphe hat es Markus Lehmann angetan. In schwarz-weißer Eleganz flattert sie majestätisch durch das knapp 400 Quadratmeter große Areal, in dem sich ca. 30 Arten tummeln, große und kleine, schlichte und farbenprächtige. Es ist schön, morgens dabei zu sein, wenn die ersten Sonnenstrahlen das Schmetterlingshaus ins Licht tauchen, die Falter aufwachen und sich auf die Suche nach Obst und Nektar machen.
Geradezu divenhaft wirkt der Morpho peleides. Mit seinen türkis leuchtenden Flügeln hat er es den Besuchern besonders angetan. Es ist gar nicht so leicht, ihn zu fotografieren. Denn wenn er die Flügel schließt, ist von der eleganten Himmelsfarbe nichts mehr zu sehen. Dann wirkt das Insekt geradezu unscheinbar. Doch Vorsicht! Bitte ohne Blitz, mahnt Markus Lehmann. „Was für uns ein kurzer, schneller vergessener Lichtblitz ist, endet für die Falter tödlich. Sie erblinden. Die Folge sind Verletzungen beim Fliegen, sie finden ihr Futter nicht mehr“, sagt er. Sicher ist es auch schön, wenn man einen Falter auf der Hand hat. Aber beim schnellen Hingreifen wird schnell ein Tier verletzt.
Die Bedingungen im Schmetterlingshaus sind nahezu ideal. Die Temperaturen liegen zwischen 25 und 30 Grad, die Luftfeuchtigkeit ist hoch. „Fast wie zu Hause in Malaysia oder Costa Rica“, meint Markus Lehmann, der seit seiner Ausbildung zum Gärtner für Zierpflanzen im egapark arbeitet. Dort stellen Schmetterlingsfarmen einen wichtigen Wirtschaftszweig dar. Sie sichern vielen Bauern und ihren Familien das Überleben. Natur- und Umweltschutz werden auf Costa Rica großgeschrieben. Über 30 Prozent der Wälder sind Naturreservate oder geschützte Waldflächen. Die Schmetterlingszucht wird staatlich gefördert und unterliegt strengen Naturschutzrichtlinien. Damit hat die Regierung es geschafft, dass die Züchter alles daran setzen, die natürlichen Futterpflanzen der Schmetterlinge zu schützen – ein nachhaltig angelegtes Prinzip des CRES (Costa Rica Entomological Supply), der in Costa Rica auch viele soziale Projekte fördert.
Aller zwei Wochen kommt eine Lieferung nach Erfurt. Sorgfältig packt Markus Lehmann die Puppen aus und hängt sie in den Puppenkasten. Eine ist schöner als die andere. Manche wirken wie Edelsteine oder glänzen golden. Andere sind total unscheinbar und bringen später die farbenprächtigsten Schmetterlinge hervor.
Viel Sonne und eine hohe Luftfeuchtigkeit sind notwendig, damit die Puppen schlüpfen. Deshalb befeuchtet Markus Lehmann die Puppen tagsüber einmal pro Stunde und ist immer wieder fasziniert, vor allem in dem Augenblick, wenn ein Falter schlüpft. „Das ist unbeschreiblich. Es ist toll zu sehen, wie er Blut in seine Flügel pumpt und sich – wenn das Fruchtwasser an den Flügeln abgetrocknet ist – durch ein kleines Loch im Puppenkasten aufmacht, um auf Entdeckungsreise zu gehen“, schwärmt Markus Lehmann.
Das Schmetterlingshaus befindet sich in den Pflanzenschauhäusern im egapark. Bis zum 30. Dezember 2018 sind die Pflanzenschauhäuser im egapark noch geöffnet. Dann werden die Schauhäuser zurückgebaut. Pflanzen und Kleintiere finden später Platz im Wüsten- und Urwaldhaus Danakil, das zur BUGA 2021 eröffnet wird.
Text: Anke Roeder-Eckert