Vor Beginn meines Praktikums bei den Stadtwerken habe ich noch nie davon gehört und wusste auch nicht, dass so etwas überhaupt gemacht wird: die Biotonnendusche. Sie wird jährlich in Erfurt durchgeführt und dabei werden circa 20.000 Tonnen gewaschen. Klar, dass ich es mir daher nicht entgehen ließ, einen ganzen Tag als Biotonnenduscherin bei der Stadtwirtschaft mitzuarbeiten –  natürlich begleitet von einer Kamera.

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Paul und Chelsea warten, während die Tonnen gewaschen werden

Anders als mein normaler Tag im Büro hat mein Tag bei der Stadtwirtschaft bereits um 6:30 Uhr begonnen. Da ich jedoch mit Bus und Bahn alleine 40 Minuten zur Apoldaer Straße – unserem Treffpunkt – gebraucht habe, war früh aufstehen angesagt … Um 5 Uhr hat mein Wecker geklingelt und 50 Minuten später ging es auch schon los. Nach meiner Ankunft konnte ich natürlich nicht in meinen Alltagsklamotten bleiben, sondern musste mich passend in ein orangenes Outfit mit Latzhose „schmeißen“ – diese saß eher schlecht als recht, da im Bestand leider nur Männergrößen vorhanden sind :D.

Dennoch konnten wir – Nico, Paul und ich – uns pünktlich um 7 Uhr auf den Weg machen und unsere Tour nach Tiefthal beginnen. Ein Entsorgungsfahrzeug war uns bereits 15 Minuten voraus, um die Biogefäße zu entleeren und einen Zettel mit dem Hinweis auf das Duschfahrzeug zu hinterlassen. Wer so einen Zettel an seiner Tonne klemmen hat, sollte diese am besten bis zur Dusche stehen lassen und keinen neuen Abfall einfüllen – nur so kann die Tonne saubergemacht werden.

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Hinweis auf das Duschfahrzeug

In Tiefthal angekommen, mussten Nico und Paul mich zunächst in die Kunst der Biotonnendusche einführen: Wird nur eine Tonne geduscht, dann nur rechts einhaken. Sollen zwei gleichzeitig geduscht werden, dann Schalter umlegen, damit die zweite Düse angeschaltet wird. Zum Runterlassen der Tonnen Knopf gedrückt halten. „Der Duschvorgang dauert eine halbe Minute und wird bei 70 Grad durchgeführt“, erklärte mir Paul. Und schon ging es los und ich durfte zum ersten Mal hinten auf einem Entsorgungsfahrzeug mitfahren.

Gut festhalten war dabei wichtig, vor allem in den Kurven. Tonne für Tonne konnte ich dann mein neues Wissen unter Beweis stellen. Während Nico zunächst der Fahrer war, haben Paul und ich die Tonnen geduscht und wurden mit der Zeit ein richtig gut eingespieltes Team: Tonnen bereitstellen, einhaken, duschen, zurückstellen und weiter geht‘s. Probleme hatte ich gelegentlich beim Einhaken der Tonnen – das hat nicht immer so funktioniert, wie ich das wollte ;). Aber für den ersten Tag war das gar nicht so schlecht, fanden die Jungs.

Zwischendurch schauten wir nicht schlecht. Zu unserer Überraschung war in zwei Tonnen bereits Biomüll. Also machten wir  Beweisbilder, dass die Tonne so nicht geduscht werden konnte. Entweder ist sie beim Entleeren vergessen worden oder die Besitzer haben bereits etwas hineingeworfen– trotz Zettel. Ob eine Tonne vergessen wurde, kann übrigens ganz leicht festgestellt werden, denn jede Biotonne hat einen Sensor, der aufzeichnet, wann die Tonne zum letzten Mal geleert wurde. Auch bei der Duschaktion muss der Sensor gescannt werden.

Sensor
Sensor an jeder Tonne

Ich war überrascht, wie schnell die Zeit verging. Wir waren echt schnell. Bis zum Mittagen hatten wir die 200 Tonnen in Tiefthal schon gesäubert. Also zurück zur Apoldaer Straße. Vor der Mittagspause hatten wir aber noch eine wichtige Aufgabe: Das verbrauchte Wasser wurde  abgelassen, denn in das Fahrzeug passen zwar insgesamt 5000 Liter, aber in Tiefthal haben wir tatsächlich schon 4000 verbraucht. Diese mussten vor der Weiterfahrt nachgetankt werden.

Frischwasser
Nico tankt Frischwasser.

Abschließend kann ich sagen, dass mir der Tag als Biotonnenduscherin viel Spaß gemacht hat. Es war ganz anders, als den ganzen Tag im Büro zu sitzen und sich nur wenig zu bewegen. Jedoch hatten wir auch super Wetter. Ich kann mir vorstellen, dass die Entleerung der Tonnen im Winter oder bei Regen nicht mehr ganz so spaßig ist. Dennoch: Ich bin froh über die Erfahrung und würde es jederzeit wiederholen.

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Chelsea: geschafft, aber glücklich.

Lust auf mehr? Weitere Einblicke in das Leben als Biotonnenduscherin bietet mein Video.

Natürlich kann eine Wäsche allein nicht dafür sorgen, dass die Biotonne immer sauber bleibt und gut riecht – vor allem in den Sommermonaten. Daher hier meine Profi-Tipps für eine madenfreie und geruchslose Biotonne:

  1. Boden der Tonne mit Zeitungspapier auslegen. Dieses ist problemlos kompostierbar, saugt die Feuchtigkeit auf und sorgt für eine saubere Entleerung.
  2. Speisereste in Zeitungspapier einwickeln, um ebenfalls die Feuchtigkeit aufzusaugen und Eiablagen durch Fliegen zu verhindern.
  3. Biotonne nur locker befüllen, denn wird der Bioabfall zu stark gepresst, kann die Tonne womöglich nicht vollkommen geleert werden.
  4. Grasschnitt und feuchte Bioabfälle antrocknen lassen, damit sie nicht an der Tonne kleben.
  5. Inhalt der Biotonne vor Abfuhr noch einmal mit einem Spaten oder ähnlichem auflockern und von den Wänden lösen, um eine bessere Entleerung zu gewährleisten.
  6. Biotonne im Sommer nicht in die pralle Sonne, sondern an einen kühlen, schattigen Platz stellen.
  7. Deckel nach Entleerung leicht oder wenn möglich ganz geöffnet lassen, um die Luftzufuhr zu verbessern und die Tonne von innen trocknen zu lassen. Sonst: geschlossen halten.
  8. Beschmutzte Behälter bei Bedarf reinigen und mit Wasser ausspülen.
Grastonne
Grasschnitt klebt an der Tonne.

Text: Chelsea Walpert

Bilder: Ivo Dierbach & Chelsea Walpert