Auf Stippvisite bei EVAG-Betriebshofmeister Bryan Knoch.
Erfurt, 3:30 Uhr morgens. Die Stadt schläft. Am Urbicher Kreuz tauchen riesige Flutlichter den
EVAG-Betriebshof in ein helles Licht. Mittendrin: Bryan Knoch. Sein Arbeitstag beginnt früh. In wenigen Minuten treffen die ersten Fahrerinnen und Fahrer ein. Sie wollen ihren Bus oder ihre Straßenbahn abholen und in den Liniendienst starten.
Jetzt ist Bryan Knoch, Betriebshofmeister bei den Erfurter Verkehrsbetrieben (EVAG), besonders gefragt. Er
muss organisieren, koordinieren und vor allem im bunten Treiben den Überblick behalten. „Wenn hier etwas schiefläuft, merkt das vielleicht die ganze Stadt“, sagt er und grinst.

Vom Fahrbetrieb zur EVAG-Schaltzentrale
2017 begann Bryan seine Laufbahn bei der EVAG, lernte als Azubi zur Fachkraft im Fahrbetrieb das Bus- und Tramfahren von der Pike auf – es war für ihn der Einstieg in eine Welt, die ihn bis heute fasziniert. „Busse und Bahnen haben es mir schon als Kind angetan. Ich habe dann meine Leidenschaft zum Beruf gemacht“, erinnert er sich. Nach einiger Zeit als Fahrer hatte er Lust auf eine Veränderung, wechselte in den Rangierdienst. Hier war er dafür verantwortlich, die zurückkehrenden Fahrzeuge zu waschen, zu betanken und in die richtige Position in der Halle zu bringen. Auch Werkstattfahrten gehörten zu seinem „täglich Brot“. Heute, als Betriebshofmeister, trägt Bryan noch mehr Verantwortung. Er ist das wichtige Bindeglied zwischen Fahrern, Werkstatt und Leitstelle. Er regelt den Fahrzeugbetrieb auf dem Hof, sorgt dafür, dass Busse und Bahnen pünktlich starten, stimmt Reparaturen und Wartungen ab, wenn sie wieder einrücken – bei 93 Bahnen und 74 Bussen im EVAG-Fuhrpark keine kleine Aufgabe. „Kein Tag ist wie der andere. Es kann ruhig beginnen und plötzlich hektisch werden. Dann muss man einen kühlen Kopf bewahren“, sagt er. Genau das liebt er an seinem Job.
Der Dirigent des Betriebshofs
Der größte Betriebshof der Erfurter Verkehrsbetriebe kennt keine Ruhepause. Wenn viele Menschen nach einem langen Arbeitstag nach Hause gehen, beginnt für Bryan oft erst die Schicht. „Meine sieben Kollegen und ich arbeiten hier im 3-Schichtsystem. Ich kann damit gut leben, bin früher schon gerne nachts gefahren. Nur Kaffee ist dann Pflicht“, sagt er mit einem breiten Grinsen.
Besonders herausfordernd sind die frühen Morgenstunden, wenn die gesamte EVAG-Flotte ausrückt und
die Erfurterinnen und Erfurter auf die Arbeit, zum Arzt oder in die Schule bringt. Bis zu 180.000 Fahrgäste befördert die EVAG an einem Werktag. Ab 3:38 Uhr verlässt die erste Straßenbahn der Linie 4 den Hof. Dann muss alles minutiös getaktet sein. Wenn es irgendwo hakt – eine Tür klemmt, ein Fahrzeug streikt – muss Bryan Knoch eine schnelle Lösung finden. Bryan Knoch: „Es ist wie ein großes Orchester, bei dem alle Mitspieler perfekt aufeinander abgestimmt sein müssen.“ Doch trotz (oder gerade wegen) aller Verantwortung und mancher Hektik schätzt Bryan die Atmosphäre bei der EVAG. „Hier kennt jeder jeden, man hilft sich gegenseitig. Das ist wie eine große Familie.“

Magie am Morgen
Besondere Momente erlebt Bryan, wenn sich frühmorgens die ersten warmen Sonnenstrahlen über den Betriebshof legen. „Es gibt diesen kurzen Augenblick, bevor der ganze Trubel losgeht. Das schöne Licht, die Ruhe, diesen Moment genieße ich immer.“ Danach geht alles seinen gewohnten Gang: Busse rollen
aus, Bahnen setzen sich in Bewegung, Erfurt erwacht. Und Bryan Knoch? Er hält den Betrieb am Laufen – mit kühlem Kopf und einer extra Portion Kaffee.