Erfurts Fahrgäste können ein Lied davon singen. Nicht selten bleiben Straßenbahnen mitten auf der Strecke stehen, und es geht nicht weiter. Grund sind oft Falschparker, die zu nah an den Gleisen stehen, sodass es für die tonnenschweren Bahnen kein Durchkommen gibt. So geht das nicht weiter!
Die Folge sind Verspätungen. Der Verkehr staut sich auf, der Fahrplan gerät durcheinander. Das bringt nicht nur die Kollegen in der EVAG-Leitstelle zum Schwitzen, die den Verkehr koordinieren. Auch die Dispatcher sind gefragt. Blockiert ein Auto das Gleis, ruft der Fahrer über Funk die Leitstelle, um die Behinderung zu melden. Dann rücken die Verkehrsmeister aus, um den Abstand zum Gleis zu messen. 1,45 m müssen es mindestens sein, damit die Bahnen problemlos passieren können. Nicht selten muss der Abschleppdienst geholt werden. Jetzt will die EVAG gegensteuern und die Autofahrer sensibilisieren.
Im Bereich Domstraße/Mainzerhofstraße gegenüber der LEG wurde jetzt ein „Falschparkerschild“ aufgestellt. Hier ist der Abstand zwischen Parkplatz und Gleis besonders eng. Vor allem in der Kurve wird es kritisch, wenn Fahrzeuge zu weit in in das Profil der Straßenbahn hineinragen. Hier drosselt jeder Straßenbahnfahrer die Geschwindigkeit, denn die Stelle ist berüchtigt.
Ähnlich den Smiley-Schildern, die auf Geschwindigkeitsübertretungen aufmerksam machen, leuchtet das neue Schild auf, wenn Autofahrer mit weniger als 10 km/h vorbeifahren oder dort einparken. Das Display ist nicht zu übersehen: „Park genau!“ ist in Orange zu lesen, abwechselnd mit „Abstand!“. Ein Piktogramm zeigt zwei Autos, die richtig parken und ein Auto, das teilweise vor einer Straßenbahn steht.
Die Idee dazu hatte EVAG-Betriebsleiter Michael Nitschke. Die Umsetzung übernahm Jörg Mächler vom Bereich Bauplanung und Bauvorbereitung der EVAG. Gemeinsam mit der Firma RTB aus Bad Lippspringe hat der Verkehrsingenieur das Schild entwickelt. „Für uns ist das auch eine Premiere. Wir arbeiten vor allem für Parkhäuser und erstellen die Parkleittechnik“, sagt Monteur Lars Nolte.
Für den Strom sorgte Ingolf Schwaldt. Der Energieelektroniker arbeitet im Bereich der Beleuchtungsanlagen der Stadt Erfurt.
Perspektivisch sollen weitere Schilder folgen. Die Johannesstraße bietet sich an. Auch hier werden die Straßenbahnen immer wieder von Falschparkern blockiert. Eins ist klar: Das Schild sorgt für Aufmerksamkeit. Schon beim Aufbau schauten viele Passanten zu und fragten, was es damit auf sich hat. „Jetzt hoffen wir, dass wir auch die Autofahrer für das Thema sensibilisieren können“, sagt Jörg Mächler.
Fotos und Video: Steve Bauerschmidt