20 Jahre Erfurter Kinderbuchtage, das steht nicht nur für tausende spannende Geschichten, tolle Autoren und fröhliches Kinderlachen. In zwanzig Jahren kann auch so manches Missgeschick passieren.

Fangen wir mit uns an, den Kollegen von den Stadtwerken Erfurt: Pünktlich zu den 20. Kinderbuchtagen – also quasi zur Jubiläumspressekonferenz – waren wir es nicht. Im Gegenteil: Wir haben für einen  Extraauftritt gesorgt, denn wir kamen zu spät: ca. eine Dreiviertelstunde. Unser Terminkalender hatte etwas anderes gesagt als der von Peter Peterknecht. Da aber der Raum gut gefüllt war, als wir energiegeladen die Tür aufrissen und uns alle mit schreckgeweiteten Augen anstarrten, musste es wohl an uns liegen. Egal, wir haben den Auftritt genossen und die Extra-Pressekonferenz im Kleinen mit Katrin und Peter Peterknecht ganz besonders. Denn im Anschluss – als alle weg waren – setzten wir uns zusammen. Extra für uns – die Kollegen von der Unternehmenskommunikation der Stadtwerke – hat der Erfurter Traditionsbuchhändler einige Anekdoten ausgegraben, die sonst keiner kennt. Die könnt ihr hier jetzt lesen. Soll noch einer sagen, Zuspätkommen hätte keine Vorteile….

Peter Peterknecht weiß noch genau, wie alles angefangen hat. „Das war 1997. Damals gab es zwei Veranstaltungen im Hotel ibis und bei Buch Habel. Da waren wir noch gar nicht dabei, nur als Gäste. Erst im Folgejahr sind wir dann mit eingestiegen, um die Kinderbuchtage auf breitere Schultern zu stellen. Bald kamen auch die Stadtwerke als Hauptsponsor dazu“, sagt Peter Peterknecht, der einige Geschichten aus 20 Jahren Kinderbuchtagen auf Lager hat.

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Katrin und Peter Peterknecht leben für die Erfurter Kinderbuchtage. Jedes Jahr lassen sie sich etwas Neues einfallen.

So stammt die Idee mit den Schmökerbahnen übrigens von den Stadtwerken selbst. Seit über zehn Jahren fahren die Straßenbahnen einen Vormittag lang durch die Stadt: bunt geschmückt und mit jeder Menge spannender Geschichten an Bord. Die sind inzwischen so gefragt, dass es kleine Mädchen gibt, die lieber auf einen bunten Luftballon verzichten, als die Schmökerbahn zu verpassen“, erzählt er und berichtet wenig später von einem besonderen Missgeschick.

Das Café Nerly war prall gefüllt, die Lesung ausverkauft, und die Kinder wurden immer unruhiger, denn vom Autor war weit und breit nichts zu sehen. „Als wir ihn anriefen, stellte sich heraus, dass er den Termin vergessen hatte. Da war nichts zu machen, der Autor kam aus Köln und wäre nie rechtzeitig hier gewesen“, erzählt Peter Peterknecht. „Um Schadensbegrenzung zu betreiben, haben wir bergeweise Kakao und Kuchen aufgefahren. Der Verlag übernahm zum Glück die Kosten. Und es wurde noch ein schöner Nachmittag, allerdings ohne Geschichten“, erinnert er sich zurück.

„Wir hatten auch schon einen Autor, der  sich auf dem Weg vom Hotel Zumnorde zu unserer Buchhandlung verlaufen hat. Er war aus Versehen in Richtung Fischmarkt gelaufen, wo wir ihn dann auch gefunden haben“,  erzählt er und schon fällt ihm die nächste Geschichte ein. „Sogar Polizeischutz gab es für uns schon, allerdings ungewollt“, lacht er. „Per Monsterzug ging es damals durch die Innenstadt. Wir waren alle sehr fröhlich und sehr, sehr laut, allen voran die Band aus Weimar, die dem Zug voranschritt und für ordentliche Stimmung sorgte. Das war ein Heidenspaß, alle hatten sich als Monster verkleidet und spazierten von der Kinderbibliothek bis zu unserer Buchhandlung. Nur leider hatten wir vergessen, die Veranstaltung vorher anzumelden, sodass wir schließlich von der Polizei eskortiert wurden“, erzählt Peter Peterknecht.

Und auch die Kriminacht ist schon mal fast gescheitert. Im Hotel ibis gab es Bauarbeiten, die nicht aufzuschieben waren. Zum Glück sprang das VW-Autohaus Glinicke ein. Das war eine ganz besondere Kriminacht mit Nervenkitzel und Schlafsäcken zwischen nagelneuen Autos. Aber es hat Spaß gemacht“, sagt Katrin Peterknecht, die die Kinderbuchtage von Anfang an gemeinsam mit ihrem Mann organisiert.

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Erdmännchen sind so schnell nicht zu stoppen.

Immer wieder für eine Überraschung gut sind auch die Erdmännchen. Bei einer Lesung im Zoopark sind sie einfach ausgebüxt und sorgten für ordentlich Tumult, weil alles loslief und sie einfangen wollte. Wenig Respekt zeigten auch die Elefanten zu einer anderen Veranstaltung. Irgendwann interessierten sich die Kinder nur noch für die Dickhäuter, die während der Lesung im alten Elefantenhaus einen Riesenhaufen machten und gar nicht mehr aufhören wollten. Und auch das neue Elefantenhaus im Zoopark hat sich Peter Peterknecht schon gut eingeprägt. „Nach einer Lesung war alles total eingeschneit, dass wir kaum wieder weggekommen sind“, schmunzelt er.

Hin- und wieder gab es auch Nachmittage, die beim Publikum auf wenig Gegenliebe stießen. Peter Peterknecht erinnert sich an einen in der Buchhandlung, zu dem die ganz Kleinen eingeladen waren. Ein Nachmittag mit Schlafgedichten, Schlafanzug und Kuscheltier sollte es sein. Eine schöne Idee, aber es kamen nur vier oder fünf Kinder mit ihren Eltern“, erinnert er sich.

Im Laufe der Jahre sind die Kinderbuchtage gewachsen. Und auch bei den Autoren hat sich die Lesereihe herumgesprochen. Manch einer kommt immer wieder gern nach Erfurt. Paul Maar zum Beispiel oder Christian Tielmann, Andreas Steinhöfel, Usch Luhn oder Tanja Stevener, die in diesem Jahr schon zum 4. Mal dabei ist. Auch Kirsten Boje liest gern in die Stadt an der Gera. Sie ist übrigens die einzige, die schon mal für einen anderen Autoren eingesprungen ist.

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Kirsten Boje springt auch schon mal für jemand anderen ein.

Als Paul Maar krank wurde und einen Abend vorher absagen musste, hat sie das mitbekommen und spontan um einen Tag verlängert. „Das war sehr mutig, Paul Maar ist für seine sehr lebendigen Nachmittage bekannt, aber alles lief prima“, sagt Peter Peterknecht und muss gleich noch Fabian Lenk erwähnen.

Fabian Lenk
Fabian Lenk ist auch dieses Jahr wieder dabei. Die Erfurter Kinderbuchtage sind für ihn ein Muss.

Der schreibt nicht nur tolle Bücher. „Er ist auch der einzige Autor, der sich selbst bei uns einlädt. Er ruft aller zwei Jahre an und fragt uns, wie er seine Lesereisen legen soll, damit er bei uns in Erfurt dabei sein kann“, freut sich Peter Peterknecht.

SWE Schurkenparty
Und zum Schluss gibt es immer eine Kinderbuchparty bei den Stadtwerken.

Mehr zum Programm gibt es hier.