Noch bis Weihnachten wird die Danakil-Baustelle im Erfurter egapark vorbereitet. Das Leuchtturmprojekt zur Bundesgartenschau 2021 nimmt langsam Gestalt an. Einer, der davor verantwortlich zeichnet, ist Sandro Schollmeyer.
„Naja, noch ist nicht viel zu sehen“, sagt Sandro Schollmeyer, „Aber man bekommt eine Vorstellung davon, wie groß die Fläche der gesamten Baustelle insgesamt ist: ca. 12.000 Quadratmeter.“ Das sind immerhin fast zwei Fußballfelder.
Wir stehen mitten im egapark an den Rosenringterrassen. Hier soll in den nächsten Jahren ein gigantisches Gebäude mit einem beeindruckenden außenliegenden Tragwerk entstehen: Danakil, Heimat für eine Wüste und einen Urwald unter Glas. Im Moment ist davon noch nichts in Sicht. Vor uns liegt eine weite braune Erdfläche, auf der ein paar Bagger Gräben ziehen. Die Baustelle wird vorbereitet.

Sandro Schollmeyer, Projektleiter für Danakil und andere Bauobjekte im egapark, ist insbesondere für die technische Gebäudeausstattung zuständig, „Die Pflanzen und Tiere übernehmen die Gärtner und Tierpfleger des egaparks.“ schränkt er ein. Im Moment hat er aber ganz andere Sorgen: die Leitungen, die im Baufeld verlegt sind und vor dem Ausheben der Baugrube raus müssen. „Über die Jahre seit 1961 ist da einiges zusammen gekommen, und manchmal geht das aus den alten Plänen der vergangenen Zeiten nicht eindeutig hervor.“ Also tasten sich die Bauleute mit sogenannten Suchschachtungen an markanten Punkten vor. Wenn man erfolgreich ist, lässt sich dann auch die Höhenlage der Rohrleitungen exakt bestimmen. Es geht um Strom, Wasser, Abwasser, Telefon – und um später verlegte Glasfaserkabel. „Eine Baustelle ist eben kein Computerprogramm, da gibt es schon ein paar Überraschungen“, erklärt der Experte.

Ein kleiner Transporter bremst neben uns. Der Elektrotechniker des egaparks schaut raus und teilt dem Projektleiter mit, dass am Verteilerkasten am Rand der Baustelle die Kabel ganz anders liegen als erwartet. „Wahrscheinlich machen sie einen großen Bogen hinter dem Verteiler herum, wie ich es gesagt habe!“ Schon braust er weiter. Sandro Schollmeyer verzieht keine Miene. Der 40jährige bleibt ruhig und gelassen. Er hat schon mehrere Großprojekte im kommunalen Schwimmbadbau betreut, die noch größer als das Danakil waren. Ihn kann so schnell nichts erschüttern, er ist ein Profi.
Den Profi kann nichts erschüttern
In Gotha hat er sich zum staatlich geprüften Techniker für Versorgungstechnik ausbilden lassen und dann über mehrere Jahre Bauprojekte betreut – als Projektleiter und TGA-Planer. TGA steht für „Technische Gebäudeausstattung“. Damit kennt er sich bestens aus. „Im zukünftigen Urwaldhaus des Danakil herrschen ähnliche Bedingungen, also feuchte und warme Luft wie in einer Schwimmhalle. Technisch gesehen macht das keinen großen Unterschied. Und im Wüstenhaus lassen wir dann einfach die Feuchtigkeit weg“, sagt er bestimmt und drückt dabei ein Auge zu. Das klingt wie: Genau so wird es gemacht.

Wir stapfen weiter über das Baufeld. Sandro Schollmeyer zeigt die Ecke, an der ein Container stehen wird, von dessen Dachterrasse aus Besucher die Danakil-Baustelle sicher betrachten und gut einsehen können – ohne den Baufahrzeugen im Weg zu stehen. Auch die Umleitungsstrecke für den egaexpress führt hier entlang. Und wenn die Feuerwehr durch muss, können an der Baustelle die Tore zur Durchfahrt geöffnet werden. Sandro Schollmeyer hat an alles gedacht. „Danakil ist eine interessante Herausforderung mit vielen sehr speziellen Besonderheiten, die es zum Teil und in dieser Form noch nie gegeben hat. Darum mag ich unsere Planungsbesprechungen, bei denen wir gemeinsam praktikable Lösungen entwickeln.“
Kakteen werden umziehen
Sandro Schollmeyer spielt auf den Umzug der Kakteen aus den alten Gewächshäusern ins Danakil an. Dabei wird Ulrich Haage von Kakteen-Haage helfen. Aber auch Haage weiß, dass das nicht einfach wird. Sandro Schollmeyer bleibt zuversichtlich: „Da gibt es zwar keine allgemeingültige Lösung, die man aus der Schublade ziehen kann. Aber wir kriegen das hin!“

Inzwischen sind wir einmal um das Baufeld herumgelaufen und stehen auf einem kleinen Parkplatz. „Nee, das ist kein Parkplatz, das wird unser Klimawald“, klärt der ega-Mann auf. Der Parkplatz zieht um, über 60 Bäume werden hier stehen. Direkt am Danakil, dem Wüsten- und Urwaldhaus, das am 23.4.2021 zur Bundesgartenschau eröffnet wird.
Die Danakil-Entstehung ist eine einzigartige Geschichte
„Ich freue mich, wenn dann alles funktioniert. Die BUGA-Besucher werden begeistert sein. Da bin ich mir sicher. Für mich ist das eine einmalige und einzigartige Geschichte, an der ich jetzt mitschreibe. Etwas ganz Besonderes!“
Noch dazu, wo diese Besonderheit direkt vor seiner Haustür liegt. Sandro Schollmeyer lebt mit seiner Frau und den zwei Kindern in Bienstädt, nordwestlich von Erfurt.
Bis Weihnachten sollen im egapark alle Leitungen gefunden und umverlegt sein. Denn für Februar 2018 ist der nächste Schritt geplant: der Aushub der Baugrube. Der erste Spatenstich wartet schon.
Titelbild: Generalplaner-Arge Danakil
Sandro Schollmeyer im Video-Interview