Einmal im Jahr, immer im Juni, treffen sich die Erfurter zum Magdeburger Alleefest und verwandeln die Straße bis zum Ilversgehofener Platz in ein Meer an Aktionen, Musik und Leckereien. In der Magdeburger Allee, dem ‚Besten im Norden‘ ist morgen viel geboten für Groß und Klein – wir haben uns vor dem Fest bei drei Akteuren umgehört…

Ein wenig zurückgesetzt vom Treiben steht an der geschäftigen Hauptstraße die Lutherkirche. Pfarrer Bernhard Zeller, der die Kirchengemeinde Martini-Luther betreut, weiß das besonders zu schätzen: Als „ruhige Insel im Getümmel“ bezeichnet er das Gotteshaus liebevoll – und tatsächlich kommt man mit dem Eintreten in die hohen Gemäuer zur Ruhe. Zum Alleefest wird die Kirche wie immer ihre Türen geöffnet haben. Aber auch die Geselligkeit steht auf der Tagesordnung. Pfarrer Zeller lacht: „Es gehört ja schon zur guten Tradition Kaffee und gespendeten Kuchen anzubieten – darin sind wir als Kirchengemeinde besonders gut.“ Besonders freut sich die Gemeinde allerdings auf eine Aktion im Kirchenbau: „Der Höhepunkt ist dann die Ausstellungseröffnung ‚Stille Orte – Starke Worte‘ des Vereins Kunstkonzept 05. Dort werden Bilder zu Luther in unserer Kirche zu sehen sein, welche die Mitglieder gemalt haben.“

Vor dem Gebäude der Stadtwerke werden zwischenzeitlich schon Ergometer aufgestellt. Ganz im Zeichen von Sport und Spiel können Besucher hier nämlich ihre Fitness auf dem Fahrrad unter fachkundiger Anleitung der Profis des Radsportclubs testen. Wer sich lieber abseits des Zweirads bewegt, bekommt Tipps zum Volleyball direkt von den Mädels des SWE Volley Teams. Auch auf dem Air Soccer Field und dem ‚Back-to-Base‘-Modul können die Gäste ihre Sportlichkeit unter Beweis stellen. Für Groß und Klein ist auch das Nachwuchsleistungszentrum des FC Rot-Weiß Erfurt dabei.

Viele Meter weiter, zwischen hohen Altbauten, klingelnden Straßenbahnen und Lieferwägen, deren Fahrer aus der zweiten Reihe mit den strengen Ordnungshütern über einen Parkplatz verhandeln, öffnet sich eine weitere Tür. Birgit Vogt begrüßt mich – sie ist die Geschäftsführerin des Kontakt in Krisen e.V. Um was es hier geht? Nicht nur um Notistuationen. Die Leute bei ‚KiK‘ nehmen sich so viel Raum, wie ihre Besucher brauchen: „Jeder mit Fragen und Problemen kann vorbeikommen – das Motto ist ‚sich kümmern und Zeit haben‘!“ Zum Alleefest ist nicht nur der hintere Gebäudeteil unter dem Motto ‚Wir halten Hof‘ mit musikalischer Unterhaltung vom DJ und Spendencafé offen. Auch am Ilversgehofener Platz ist der ‚KiK‘ vertreten: „Der SozialSalon am Ilversgehofener Platz ist eine neue Anlaufstelle für Soziale Anliegen aller Art“, stellt mir Birgit Vogt das Konzept vor. Auch hier ist also viel geboten.

„Der Vorteil der Magdeburger Allee ist sicher auch der Bekanntheitsgrad – man kann den Leuten direkt sagen, wo sie hinmüssen“, weiß Ralf Weber. Er ist Vorsitzender der IG Magdeburger Allee. Damit ist er Organisator, Vermittler und natürlich auch selbst Geschäftsinhaber. Er ist der führende Kopf hinter dem Alleefest, das sich ursprünglich aus einem Tag der offenen Tür entwickelte. Das Straßenfest geht in diesem Jahr in die 24. Runde – und zum Thema ‚Die Allee im Wandel‘ kann Ralf Weber einiges erklären: „Viele Besitzer von kleinen Läden kommen nun in die Nähe des Ruhestands und suchen teils händeringend Nachfolger. Wir suchen auch junge Leute, die etwas machen möchten – hier in der Allee gibt es noch preiswerte Büros.“ Es ist der Generationenwechsel, der hier erste Spuren zeigt und sich in nächster Zeit noch weiter bemerkbar machen wird – die Allee wandelt sich eben.
Wer vorbeischauen will: Morgen, am 10. Juni, von 10 bis 20 Uhr!
Text und Fotos: Benedikt Pototzky, Karina-Heßland-Wissel / Titelbild: Karina Heßland-Wissel