Wasser rein und losgeplanscht? Schön wärs! So einfach ist das leider nicht. Bis es im Nordbad wieder so aussieht, dauert es noch ein paar Tage. Wir haben die Kollegen vor Ort besucht, die das Bad für die Saison fit machen – und mordsmäßig gefroren.

Das Sportbecken im Nordbad blitzt in der Sonne, die heute überhaupt nicht wärmt. Eiskalt ist es. Ich ziehe den Schal fester um den Hals und stemme mich gegen den Wind. „Wahnsinn, ihr seid ja schon weit“, begrüße ich die Kollegen von den Bädern. „Im Sportbecken läuft ja das Wasser schon wieder ein“, staune ich. „Wann habt ihr denn das Bad geschrubbt? Bei dieser Kälte?“ „Vorige Woche haben wir angefangen“, sagt Stefan Höftmann.

Der Schwimmmeister scheint überhaupt nicht zu frieren. Ebenso wie seine fünf Kollegen. Sie schrubben und putzen, was das Zeug hält, egal, ob 5 Grad Außentemperatur, steife Brise, Nieselregen oder nicht. Denn der Winter hat seine Spuren hinterlassen: dürre Äste und Laub, Moos zwischen den Fugen und jede Menge Unkraut.

Viel Arbeit steckt in den Außenanlagen. Die müssen nicht nur in der laufenden Saison gepflegt werden. Bereits sechs Wochen, bevor das Bad öffnet, geht es ans Unkrautzupfen, Beete umgraben und Moos entfernen. Die Hecken werden beschnitten, der Rasen wird gestutzt. Spielgeräte sind wieder auszupacken und auf ihre Funktionstüchtigkeit zu kontrollieren. „Da kann man nicht auf besseres Wetter warten, sonst schaffen wir es nicht“, sagt Stefan Höftmann. Denn das Bad soll am 1. Mai wieder öffnen. Bis dahin gibt es noch viel zu tun.

Drei Tage wird es dauern, bis das Sportbecken am Ende wieder gut gefüllt ist. 50 m x 21 m ist es lang, 2.048 Kubikmeter Wasser passen hier rein. Jetzt ist aber erst mal das Sprungbecken dran. Der Winterdreck wird abgeschrubbt.

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Lutz Pitschel mit dem Hochdruckreiniger im Sprungbecken

Erstmals kommt ein Hochdruckreiniger mit Reinigungsschaum zum Einsatz. In den Schwimmhallen wird das Verfahren, bei dem Reinigungsmitteln Wasser zugemischt wird, schon seit längerem genutzt. Erstmals wird das Verfahren auch im Freibad getestet. Deshalb ist auch Björn Henß vor Ort. Der Geschäftsführer der FWT GmbH testet dieses Verfahren für die SWE Bäder GmbH. Wie das funktioniert, will ich wissen. „Eigentlich wie das Feuerwehrprinzip“, sagt er. Durch das Zumischen von Wasser entsteht Schaum. „Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Die Reinigungsleistung kann in viel kürzerer Zeit erbracht werden“, sagt er. Das spart Muskelkraft, vor allem im Sprungbecken, das 4,10 m tief ist. Das weiß auch sein Kollege Lutz Pitschel, der schon im Sprungbecken steht. Mit weißem Overall und Gummistiefeln macht er sich an den Schmutz, den der Winter hinterlassen hat. „Mit dem Schrubber möchte ich das nicht machen“, sagt er, kommt aber trotzdem ins Schwitzen.

Auch Björn Henß hat eine Kamera dabei. Nicht nur Anika und ich. Während wir einen Beitrag für unseren Facebook-Auftritt vorbereiten, filmt er die Reinigung und dokumentiert anschließend die Ergebnisse.

Schon im Herbst wurde der Wasserspiegel in den Becken zum Frostschutz um 50 cm abgesenkt. Das Putzen hat System. Los geht es immer mit dem großen Sportbecken, dann folgt das Sprung-, danach das Attraktionsbecken. Auch hier wird in wenigen Tagen das Wasser abgelassen. Blätter und Schmutz werden abgesaugt oder herausgefischt, die Einlaufgitter geputzt. Und auch die beiden Rutschen werden gesäubert und poliert. „Es wird aber nicht nur geputzt“, erklärt Stefan Höftmann. „Wir kontrollieren jede Schweißnaht in den Becken auf Dichtigkeit“, sagt er und winkt Christoph Märker zu. Der Techniker schaut mit seinen Kollegen gerade unten im Keller nach dem Rechten. Dort sind die zahlreichen Pumpen wieder anzuschließen und in Betrieb zu nehmen, die Filter zu reinigen. 17 davon reihen sich aneinander, Schaltschränke und Computer ergänzen das System. Aktivkohle ist in allen Filtern nachzufüllen.

Drei Wasserkreisläufe gibt es im vollautomatischen Betrieb, die bestimmte Vorgaben an die Wasserqualität zu erfüllen haben: Stündlich durchlaufen 480 Kubikmeter Wasser die Aufbereitungsanlagen für das Schwimmerbecken. Im Sprungbecken sind es 60 Kubikmeter und im Attraktionsbecken 860 Kubikmeter pro Stunde.

Am Ende der Arbeiten stehen die Wasserproben durch das Gesundheitsamt. Alle Becken, Duschen und Wasserhähne werden überprüft. Erst dann gibt es das Go und das Bad kann am 1. Mai 2016 wieder für seine Besucher öffnen.

Da haben die Kollegen noch einiges zu tun, denke ich und verzieh mich wieder ins Büro. Auch schön! Da hat man zwar keine frische Luft, aber ordentlich Raumtemperatur.