Der Kinderbauernhof im egapark hat Zuwachs bekommen. Seit kurzem ist Eseldame Hanni neues Mitglied auf der Koppel. Doch nicht nur die Besucher sind begeistert von ihr – besonders ihre Artgenossin Blümchen freut sich über ihre neue Freundin. Obwohl der egapark inmitten der Vorbereitungen für die Bundesgartenschau 2021 steckt und die aktuelle Saison bereits beendet hat, geht das Leben dort – auch auf dem Kinderbauernhof weiter.

Blümchen lebt schon fast 10 Jahre auf dem Kinderbauernhof des egaparks und wird – wie alle anderen Tiere – auch außerhalb der Öffnungszeiten der ega liebevoll von den Pflegern versorgt. Anfang dieses Jahres starb jedoch ihre langjährige Begleiterin Jenny – sie wurde 27 Jahre alt – und Blümchen litt sehr unter dem plötzlichen Alleinsein.
Die Eseldame verlor damit nicht nur eine Freundin, sondern auch ihr Vorbild. „Jenny war wie eine Mutter für Blümchen“, erklärt uns Michael Engelhardt, Zoomeister und Chef des Kinderbauernhofs im egapark. Esel sind Herdentiere – das Alleinsein setzt ihnen sowohl körperlich als auch psychisch zu. „Blümchen hat nur noch wenig gefressen“, so Engelhardt. Für die Tierpfleger des Kinderbauerhofes war deswegen klar: Blümchen braucht eine neue Freundin.
„Wir haben lange nach dem richtigen Esel gesucht“, erklärt der Chef des Kinderbauernhofs. Heute gibt es kaum noch Thüringer Waldesel, weswegen sich die Suche nach dem passenden Artgenossen für Blümchen schwierig gestaltete. „Thüringer Waldesel erkennt man an ihrem Aalstrich“, klärt Engelhardt auf. Das ist ein dunkler Strich auf dem Rücken der Tiere. Er zieht sich vom Hals entlang der Wirbelsäule und von Schulter zu Schulter. Außerdem sind Thüringer Waldesel sehr schlaue Tiere. „Sie wissen, wann es Futter gibt. Sollten wir später als gewohnt kommen, werden wir bereits gerufen“, lacht Engelhardt. „Außerdem wissen Esel genau, mit wem sie es zu tun haben“ – die Tierpfleger werden beispielsweise an ihren blauen T-Shirts erkannt.

„Ausschlaggebend für den Erfolg der Suche war unser Azubi Marc Mittelbach“, erklärt der Zoomeister. Er kam auf die Idee, über das Internet nach einem passenden Begleiter für Blümchen zu suchen. Über die Plattform Ebay-Kleinanzeigen entdeckten sie schließlich eine potenzielle Kandidatin. „Natürlich haben wir den Esel nicht einfach bestellt“, erklärt Engelhardt. Der Zooomeister persönlich fuhr mit einer weiteren, erfahrenen Tierpflegerin auf den Hof in der Nähe von Naumburg, um sich von einer guten Haltung und Hannis Charakter zu überzeugen. „Sie war von Anfang an zutraulich und kannte den Umgang mit Menschen“, so Engelhardt – und das ist sehr wichtig. Wenn Esel den Umgang mit Menschen nicht gewohnt sind, könnten sie die Tierpfleger verletzen. „Sie treten aus oder beißen“, erklärt Engelhardt.
Wenig später war es endlich so weit: Eselin Hanni kam nach Erfurt und durfte ihr neues Zuhause beziehen. Neben Eselstute Blümchen teilt sie ihr neues Heim auch mit den Ponys Max und Moritz. Die erste Nacht verbrachte das Weibchen noch allein im Stall, durfte aber bereits am nächsten Tag ihre neue Freundin kennenlernen. Aktuell klären die beiden Stuten ihre Rangordnung untereinander. „Hanni scheint sich Blümchen untergeordnet zu haben. Das kann sich aber noch ändern“, meint der Experte. Hanni muss sich noch eingewöhnen; erst dann werden sich alle Charakterzüge zeigen. Bisher scheinen sich die beiden Weibchen aber gut zu verstehen. „Blümchen freut sich sehr, dass sie wieder Gesellschaft hat“, erzählt Sophia Schäfer, die dieses Jahr ihr Freiwilliges ökologisches Jahr abschließt. Wie sich Esel fühlen, kann man an der Haltung ihrer Ohren erkennen: Angelegte Ohren zeigen Angespanntheit, während leicht seitlich ausgerichtete Ohren Gelassenheit symbolisieren. Und die Haltung unserer beiden Eseldamen zeigt, dass auch Eselfreundschaften über das Internet entstehen können.

Fotos: Jacob Schröter
Text: Emely Lea Stehr