Es ist ruhig im egapark. Lediglich Bauarbeiter sieht man ab und zu. Gärtner kümmern sich um die Pflanzen. Auch auf dem Kinderbauernhof läuft alles einen Zacken ruhiger. Das Bauernhaus ist eingerüstet, ebenso wie die Ställe. Die Kollegen vom Spielplatz sind hier am Werkeln.

„Eigentlich sollten die Gebäude erst nach Saisonschluss im September gestrichen werden“, erzählt Frank Bergmann, Meisterbereichsleiter der Spiel- und Erlebniswelt im egapark. Aber da der Park wegen der allgemeinen Einschränkungen durch Corona geschlossen ist, hat man die Arbeiten einfach nach vorn gezogen. Schließlich stört es jetzt keinen Besucher. Zum Glück dauert es ja jetzt nicht mehr lange. Am 27. April soll der Park wieder öffnen
Während der Putz des Bauernhauses schon in sonnigem Gelb leuchtet, kontrastiert von braunem Holz-Fachwerk, sind die Ställe noch in der Kur. „Das Holz muss abgeschliffen werden, damit die Farbe besser hält“, verrät Frank Bergmann.

Klara Niehle (19) und Emma Neurath (17) indes lassen sich davon nicht stören. Sie sind zwei von fünf jungen Leuten, die gerade ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr im egapark machen.
Auch ohne Besucherverkehr haben sie ordentlich zu tun. Früh, kurz vor 7 Uhr beginnt ihr Tag. „Los geht es mit einer Frühbesprechung, dann werden die Aufgaben verteilt“, erzählt Emma, die nach der 10. Klasse eigentlich Tischler werden wollte, jetzt aber doch erst mal ein FÖJ macht, um sich klar zu werden, wo ihre berufliche Reise hingehen soll. „Die Arbeit an der frischen Luft tut mir gut, es macht Spaß draußen zu sein und bei Wind und Wetter herumzustiefeln“, sagt sie und ein Lächeln zieht über ihr Gesicht. Für sie steht fest: Wenn das FÖJ im Sommer vorbei ist, möchte sie eine Ausbildung zur Forstwirtin machen. Auch Klara war noch in der Findungsphase, als sie sich für das FÖJ entschied.
Sie stammt eigentlich aus Suhl, hatte ihr Abi gerade in der Tasche und überlegte, was denn nun das Richtige sei: Ausbildung oder Studium? „Ich wollte mich erst mal selbst finden“, sagt sie. Das hat wohl ganz gut geklappt, denn inzwischen weiß sie ganz genau, was sie will: „Ich würde im Anschluss gern eine Ausbildung als Gärtner machen, mit der Spezialisierung auf Zierpflanzen, das wäre schön“, erzählt sie und krault einem der putzigen Reitponys hinter den Ohren.


Denn in der Zwischenzeit sind wir auf der Pferdekoppel angekommen. Die Pferde Max und Moritz wohnen hier mit Blümchen, einem Thüringer Waldesel, der bald wieder eine Gefährtin bekommt. Im Winter ist die Eselin Jenny gestorben. Sie war schon recht alt.

Währenddessen gackert es im Gebüsch. Dort haben sich die Thüringer Zwergbarthühner versteckt. „Die gehen oft spazieren, flattern einfach über den Zaun“, erzählt Klara. Weit allerdings nie, es ist vielmehr so, als würden sie schauen wollen, was die beiden jungen Frauen so den ganzen Tag treiben. „Wir lassen ihnen ihre Freiheit. Meistens gehen sie nachmittags selbst zurück zum Stall“, sagt Klara.
Und wenn nicht? Wie fangt ihr sie ein, das stelle ich mir schwierig vor, frage ich. „Dann locken wir sie mit Mehlwürmern“, kommt prompt die Antwort von Emma, die inzwischen eine ganze Menge über die Pflege von Enten, Kaninchen, Eseln, Pferden, Schafen und Cröllwitzer Puten weiß. Und auch für das Ausmisten der Ställe sind sich die Mädels nicht zu schade, „es gehört dazu und macht sogar Spaß“, sagt Emma.

„Sicher wäre es schön, wenn wir auch kleine Ferkel und Ziegen hier hätten, aber die sind nur in der Saison hier. Und der Park ist leider zu. Rufus ist aber auch süß“, sagt Klara und nimmt uns mit zum Schafgehege. Dort werden wir freudig von den Tieren begrüßt, die sich halb auf den Zaun stellen. Sie wissen, gleich gibt’s Futter.

Hier liegt das kleine schwarze Rhönschaf ganz entspannt in der Sonne und wärmt sich den Pelz. Vor drei Wochen ist es geboren und hat schon die Herzen der Mitarbeiter im Bauernhof erobert. Noch ein paar Wochen, wenn es keine Nachtfröste gibt, dann werden die Schafe geschoren, erzählt Emma.

Wie alle FÖJ-ler im Park haben die beiden ein Projekt, das sie ganz allein betreuen. Naja, schon mit Hilfen, meint Emma. „Wir hatten als Plan einen hölzernen Unterstand für die Schweine zu bauen, damit sie im Gehege auch einen Sonnenschutz haben“, erzählt sie. Das ist jetzt erst mal aufgeschoben, denn Schweine werden sicher erst im nächsten Jahr wieder im Kinderbauernhof einziehen. „Aber wir haben das Gehege umgestaltet. Hier entsteht ein kleiner schlammiger Teich, damit sich die Tiere suhlen können. Das ist wichtig, da sie sich so im Sommer abkühlen können“, sagt Klara. „Wir haben das Gelände mit einem Erde-Sand-Gemisch aufgefüllt, damit die Schweine es selbst umwühlen können“, erzählt sie. Dafür haben die beiden mit der Schaufel bestimmt 3,5 Kubikmeter Sand bewegt.
„Ein Insektenhotel steht noch auf dem Plan. Das bauen wir ganz allein“, sagt Emma. „Am Ende ist es wie ein richtiges Hotel. Jedes Zimmer sieht anders aus. Nur, dass es hier nicht um Tapeten sondern Bambus, Holzspäne, Ziegelsteine oder Tannenzapfen geht“, erzählt sie. Der Rohbau steht schon. Jetzt geht es an die Innengestaltung. Inzwischen haben die Mädchen dafür mehr Zeit. Nicht, weil sie weniger beim Füttern und Ausmisten helfen, sondern, weil sie inzwischen Routinen entwickelt haben. „Je öfter man das macht, umso schneller geht es von der Hand. Das hätte ich am Anfang nie gedacht“, sagt Emma, die sich jederzeit wieder für das FÖJ im egapark entscheiden würde.
Fotos: Karina Heßland-Wissel