Staub, Moos, verwitterte Gegenstände – Orte, die Menschen vor langer Zeit verlassen haben, üben eine ästhetische Faszination aus. Klar, dass sogenannte Lost Places gern von Fotografen aufgesucht werden. Magische Bilder entstehen. Doch was macht ein Hund an einem solchen Ort?
Er wird von Jarmila Eckardt fotografiert. Die Erfurter Fotografin verbindet zwei Leidenschaften auf eine sehr anmutige Weise: Das fotografische Entdecken solch verlassener Orte – und Hunde. Die Vierbeiner verleihen den Orten wieder eine Lebendigkeit und den Fotos etwas Besonderes. Sie nennt auch ihre Hundefotos passend: Lost in Dogs. Die Wirkung von Jarmila Eckardts Hundefotos ist auch einigen Fotomagazinen nicht entgangen, sogar die Zeitschrift Stern berichtete über die Erfurter Fotografin.
Schwierige Felle
Hunde mit einer „problematischen“ Biografie haben ihr es besonders angetan. Das liegt wohl auch an Raffi – ihrem vierbeinigen Begleiter, ein „Kreativhund“ wie sie so schön sagt.
Mit ihrer Leidenschaft zur Fotografie leistet sie auch einen Beitrag, die Finanzierung von Resozialisierungsplätzen von sogenannten „Problemhunden“ zu ermöglichen. Jedes Jahr spendet Jarmila Eckardt den Erlös vom Verkauf ihres „Lost in Dogs“-Kalenders, damit möglichst viele schwierige Felle eine bedürfnisgerechte Couch bekommen.
Tierheimhund Kira wird Fotomodel
Mit dieser Einstellung kam ein sofortiges „Ja“, als das Erfurter Tierheim bei ihr anrief. Der Grund: kein verlassener Ort, sondern ein verlassene zwölfjährige Terrierhündin. Ausgesetzt. Abgemagert, stumpfes Fell, das Laufen fiel ihr schwer. Nach einer Woche im Erfurter Tierheim begann sie sich sichtlich zu erholen. Das Fell glänzte wieder, die Beine waren beweglicher. Es gab wieder Zuwendungen und Streicheleinheiten. Die Tierheimmitarbeiter haben die Terrierhündin Kira getauft. Die Verwandlung von Kira sollte fotografisch festgehalten werden und wer kann das am besten? Natürlich Jarmila Eckardt.
Nun kam der Tag, an dem sie so richtig im Mittelpunkt stand: Nach eine kurzen Autofahrt zum ehemaligen Erfurter Güterbahnhof kam aus Kiras Perspektive die „Leberwurstfrau“ mit einem komischen Apparat. Der Güterbahnhof ist nur noch ein Lost Place light. Zum Glück für viele Erfurter ist es kein verlassener Ort mehr. Schließlich gibt es hier den der Szene bekannten Club Kalif Storch und die Heimathafen Brauerei. Trotzdem er hat sich seinen Charme erhalten und ist beliebt bei Fotografen.
Aber zurück zum Shooting. Eine Tube mit Leberwurst in der Hand der Fotografin erweckt Kiras sofortiges Interesse. Der schwarze Apparat ist unwichtig. Selbst laute LKWs stören die Konzentration auf die Tube mit der schmackhaften Paste nicht. Gut für Jarmila Eckardt. Sie bringt Kira in die richtige Pose und drückt im richtigen Moment auf den Auslöser. Mal findet sie eine rostige Tür als Hintergrund – die Farbe passt super zum Fell – mal ist es eine Holzwand. Das Gelände hat viel zu bieten. Nach einer Stunde ist alles im Kasten und die Leberwursttube alle. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Ein paar Tage nach dem Shooting hat Kira auch eine neues Zuhause gefunden und genießt endlich ein schönes Hundeleben. Die Fotografien machen sie aber unvergesslich.
Webseite: www.stadthunde-erfurt.com
Instagram: www.instagram.com/lost.in.dogs