Stell dir vor, du gehst spazieren, die Sonne scheint und der Himmel ist blau. Du hörst die Vögel zwitschern, alles scheint so perfekt. Du siehst einen Hund und schaust weiter, denkst dir nichts dabei. Doch halt – Wo ist der Besitzer??? Vielleicht regst du dich innerlich auf – „muss man seinen Hund so weit alleine laufen lassen? Es gibt Menschen, die haben Angst vor Hunden oder der eigene Hund mag keine anderen Hunde.“ Bis du feststellst, da ist ja gar keiner. Du fragst dich: „Oh je, was mache ich jetzt?“

Mir selbst ist so etwas auch schon passiert. Ich wollte mit meinem 4-jährigen Sohn und meiner Jagdhund-Mischlingsdame Lucy unseren morgendlichen Spaziergang machen. Dazu muss ich sagen, dass Lucy, sie ist 15 Jahre alt, leider nicht immer Liebe erfahren durfte und dadurch auch nicht mit jedem Hund verträglich ist. Mein Mann hat sie vor 12 Jahren aus schlechten Verhältnissen geholt.
Nun zu meiner Erfahrung, als wir los wollten, sah ich ihn schon, den großen schwarzen Hund, mit dem Lucy schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Nur so viel: Freunde sind sie nicht geworden. 1000 Fragen in meinem Kopf – innerhalb weniger Sekunden muss eine Entscheidung getroffen sein. Das hieß für mich Auto auf, Hund und Kind rein und hoffen, dass der Freiläufer schnell die Richtung ändert. Ich wusste, wo er hingehört und habe dann den Besitzer angerufen. Ich bin ja sonst nicht ängstlich und habe als Kind jedem Hund die Hand ins Maul gesteckt, aber in dieser Situation ging es ja nicht um mich allein.
Sicher geht es auch anderen so. Und sie fragen sich, wie sie sich verhalten sollten, wenn sie einem herrenlosen Hund begegnen. Kollegen vom Erfurter Tierheim haben mir hilfreiche Tipps gegeben, die ich gerne mit euch teilen möchte, denn jeder von uns kann in so eine Situation kommen.
Die goldene Regel ist Ruhe bewahren!
Meldet die Sichtung umgehend telefonisch dem Tierheim 0361 564-4400. Sollte diese außerhalb der Öffnungszeiten sein, dann ist die Feuerwehr 112 zuständig. Sie hat Zugang zum Tierheim und kann den Fundhund erstversorgen, sprich ihn in einem beheizten Raum unterbringen und mit Futter und Wasser versorgen.
Macht am besten ein Video, damit die Kollegen vom Tierheim gegebenenfalls den Laufweg ermitteln und so Ort und Zeit der Sichtung nachvollziehen können. Warum? Weil manche Hunde ein Muster entwickeln und an anderen Tagen zur selben Zeit an den gleichen Ort zurückkommen.

Ihr könnt probieren, ihn mit Futter anzulocken. Sollte der Hund nicht darauf reagieren oder sich ängstlich zeigen, dann lasst ihn. Versucht niemals ihn einzufangen oder zu scheuchen, das könnte die Arbeit der Tierheimmitarbeiter ziemlich erschweren. Ist er jedoch zutraulich, dann versucht ihn in einen geschlossenen Bereich zu locken oder vorsichtig „anzuleinen“ (wenn man was Leinenartiges dabei hat). Wenn dies gelingt, schaut, ob er eine Marke mit Adresse am Halsband trägt, ABER
„Bitte niemals am Halsband packen!!!“, sagt Anika, Mitarbeiterin im Tierheim Erfurt.
Der Hund könnte auf den Griff zum Halsband negativ reagieren und beißen. Fragt in der Nachbarschaft, ob jemand den Hund schon einmal gesehen hat. Manchmal kennt ja jemand jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt, naja ihr wisst schon 😉
Sollte der Hund knurren, Zähne zeigen, laut bellen oder die Ohren anlegen, dann haltet bitte Abstand. Bleibt stehen und rennt niemals weg. Mein Glück war ja damals, dass ich mein Auto in Reichweite hatte. Und was ihr noch beachten solltet, schaut einem fremden Hund niemals lange in die Augen und vergesst nie:
„SELBSTSCHUTZ GEHT VOR!!! Ihr müsst niemandem etwas beweisen“, sagt Anika Mitarbeiterin Tierheim Erfurt
Was passiert mit dem Hund im Tierheim?
Da ich oft in den sozialen Medien Kommentare lese wie „wurde der Chip ausgelesen“ etc., habe ich auch danach bei den Mitarbeitern gefragt.
Als erstes prüfen die Mitarbeiter, ob der Hund einen Chip trägt. Dabei handelt es sich um einen speziellen Mikrochip mit einer Nummer, der durch den Tierarzt unter die Haut implantiert wird. Wenn man diese Nummer (Transpondernummer) bei Tasso oder anderen Haustierregistern registriert, verrät er, wer der Besitzer ist. „Über die Nummer können wir überprüfen, ob das Tier schon einmal bei uns im Tierheim war. Wir können aber auch ermitteln, ob die Transpondernummer bei anderen Haustierregistern im In- und Ausland registriert ist. Ist der Hund gemeldet, wird der Besitzer sofort benachrichtigt“, sagt Anika.
Im Anschluss wird der Hund von einem Tierarzt untersucht, ist er verletzt, werden die Wunden versorgt.
Ich hoffe, meine Recherche konnte euch auch etwas weiterhelfen und ihr wisst nun, wie ihr euch im Ernstfall verhalten solltet.
Text/Fotos: Nadine Kruse