Über Regie und Darsteller reden alle. Auch die Story ist immer wieder ein Thema. Vom Kostüm aber spricht niemand. Dabei ist die Ausstaffierung der Rollen eine Kunst. Nur leider spielt sie sich meist im Verborgenen ab. Dabei ist das Kostüm wie ein Korsett, das dem Schauspieler Halt gibt. So zumindest würde es Barbara Baum sagen, Deutschlands berühmteste Kostümbildnerin. „Da ist was dran“, meint Gabriele Frauendorf. Sie entwirft die Kostüme für „Schloss Einstein“. Seit der 11. Staffel ist sie die Kostümbildnerin der beliebten Kinder- und Jugendserie. Wir haben sie im Fundus besucht und mit ihr in den Outfits der Einstein-Stars gestöbert.
An der Wand steht ein riesiges Regal mit Schuhen. Alles ist dabei: Sportschuhe, Ballerinas, Sneaker, Stiefel. Der ganze Raum ist mit Kleiderstangen gefüllt. In großen Lettern sind die Rollennamen auf Pappschilder geschrieben. „Pawel“ lese ich hier, „Carolin“, „Sibel“ oder „Martha“ dort. Jacken, Kleider, Hosen, Oberteile, T-Shirts, alles ist genau nach Rollenname sortiert. Nur wenige Handgriffe und die Outfits sind schnell zusammengestellt, denn Zeit ist Geld, vor allem beim Film.

Gabriele Frauendorf hat alle Kostüme entwickelt. Von Haus aus ist sie Fotografin, studierte später Modedesign und lebte lange Jahre in Hamburg. Dort hatte sie ihr eigenes Mode-Label. Zum Kostümbild kam sie eher per Zufall. „Eine Theater-Regisseurin fragte mich, ob ich auch Kostüme entwerfe. Und damit fing eigentlich alles an“, erzählt sie.
„Schloss Einstein“ ist jedoch nicht ihre einzige Spielwiese. Seit 2015 ist sie Kuratorin der „Designers Open“ im Bereich Fashion and Accessoires auf der Leipziger Messe. Sie entwirft fürs Theater, nicht nur für Leipzig, wo sie seit einigen Jahren zu Hause ist, sondern auch für „Medea“ in der Staatsoper Ankara, für das Impulstheaterfestival in Wien, die Tanzbiennale in Venedig, Staatsoper Sao Paulo, für Schauspiel und Oper, zeitgenössischen Tanz, Ballett und Film. Auch für große Sportveranstaltungen ist sie aktiv und entwirft die Kostüme. Viele Worte macht Gabriele Frauendorf nicht, aber sie lebt für ihre Arbeit. „Es ist wunderbar, dabei zu sein, zu sehen, wie eine Rolle allmählich lebendig wird. Das Kostüm hat dabei einen wichtigen Part. Ein bisschen ist es, als ob man damit eine zweite Haut überstreift“, sagt sie.

Das ist auch bei „Schloss Einstein“ nicht anders. Wenn die neuen Darsteller gecastet sind, analysiert Gaby – wie die Kinder sie nennen – als erstes das Rollenprofil. „Das erzählt viel über die Figur, die Herkunft, den Charakter“, sagt sie. „Ist er eher verträumt oder dominant, kreativ oder diszipliniert. All das muss sich am Ende auch im Kostüm widerspiegeln und natürlich auch zum Darsteller passen“, betont sie. Deshalb ist das erste Treffen zwischen Kostümbildner und Darsteller immer mehr als eine Anprobe, sondern auch ein Kennenlernen. Viel Zeit bleibt nicht, um das Kostüm in seiner Gesamtheit zu entwerfen. Meist sind es nur sechs Wochen. Dann müssen die Outfits stehen.
„Wir haben einen großen Cast, um die 30 Darsteller, da ist viel Feingefühl gefragt, um jedes Kostüm seine eigene Geschichte erzählen zu lassen“, sagt sie. Und auch die bestehenden Rollenprofile müssen überprüft und angepasst werden. Passen die Kostüme noch? Hat sich die Rolle so verändert, dass der Wechsel sich auch in der Kleidung widerspiegeln sollte? Gibt es Ähnlichkeiten zu neuen Figuren, wie kann man Unterschiede stärker herausarbeiten? All das hat sie im Blick. Genauso wie plötzliche Wachstumsschübe bei den Darstellern.


Was sie in der letzten Zeit spannend fand? Gabriele Frauendorf überlegt nicht lange. „Das Alienkostüm in der letzten Staffel, da konnten wir uns in der Kostümabteilung mal wieder so richtig ausleben“, sagt sie. Aber auch die Gestaltung der Kostüme der Sportler im Gegenpart zu den eher bunten, fröhlichen Einsteinern hat ihr Spaß gemacht. „Hier war es wichtig, die Unterschiede der Sportschule zum Schloss Einstein Gymnasium herauszuarbeiten. Sogar im Kostüm sollte zu sehen sein, wie unterschiedlich die beiden Schulen sind“, sagt sie und erklärt: „Die Sportler tragen deshalb eher dunkle, gedeckte Farben, die Sachen wirken fast wie eine Uniform, stehen für die Disziplin der Sportschüler.“

In der 22. Staffel gibt es sogar einen dunklen Schwan, verrät sie. Eine Tänzerin, die mit beiden Beinen im Leben steht. „Sie ist sehr rockig angelegt. Das Kostüm zu entwickeln, hat schon Spaß gemacht“, sagt sie.
Wie man zum Kostüm kommt?
Der klassische Weg ist ein Studium im Bereich Kostümbild oder Design. Und eine Schneiderlehre? Gut fürs Handwerkliche, sagt sie, aber für alle, die Kostümbildner werden möchten, eher hinderlich. Sie weiß, wovon sie spricht. Gabriele Frauendorf kommt selbst aus einer Schneiderfamilie. „Wer Schneider wird, lernt als erstes, was alles nicht geht. Das ist nicht gut für die Fantasie. Man muss frei im Kopf sein und übers Handwerk hinweg Ideen entwickeln: An erster Stelle steht immer der Entwurf und erst dann geht es an die Umsetzung“, sagt sie. Das ist immer wieder gleich, egal welche Produktion.

Wie entsteht das Kostüm?
Zuerst entwirft sie die Kostümbibel, angelehnt an Charakter und soziale Herkunft. Wenn genügend Zeit vorhanden, werden die Moods angelegt: Farben, Stoffe und Stil werden festgelegt, die Kostüme entworfen. Und danach wird eingekauft. Sehr viel im Internet, immer auf der Jagd nach besonderen Kleidungsstücken, die auch den Geldbeutel nicht zu sehr strapazieren. Tagelang ist sie dann im Fundus und teilt die Kostüme ein.

„Mit zwei, drei Outfits ist es nicht getan. Pro Darsteller haben wir ca. 70 Kleidungsstücke, manches auch doppelt, je nachdem, was die Rolle verlangt“, erklärt Gabriele Frauendorf. Je nach Szene werden die Outfits kombiniert. Schließlich sollen sie die Handlung unterstützen. Wenn jemand in den Matsch fällt, dann zieht man ihm natürlich keine dunklen Sachen an, sondern setzt auf Kontraste, erzählt sie.

Regie und Redaktion schauen auch noch mal drauf, erst dann gibt es das Go. Dann kommen die Anproben, das Nachjustieren. Nicht immer passt alles auf Anhieb, auch wenn man die Maße genommen hat. Wenn Nähte ausgelassen oder Hosen gekürzt werden müssen, sind die Kostümassistenten gefragt. Vier gibt es insgesamt, darunter drei Garderobieren, die den Darstellern beim Umkleiden zur Hand gehen und den Dreh überwachen, d. h. sie kontrollieren immer, ob das Kostüm stimmt. Das geschieht mit Hilfe von Fotos, die am Set immer dann gemacht werden, wenn ein neues Kostüm angedreht wird. Die Garderobieren sorgen auch für die Pflege der Kostüme, waschen, glätten, bügeln… Die Darsteller werden in jedem Outfit fotografiert, damit jeder am Set genau weiß, was alles zum jeweiligen Kostüm gehört. So kann man sicherstellen, dass das Kostüm perfekt ist, die Frisur sitzt. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte…die der Maske….



CASTINGAUFRUF für die 23. Staffel von Schloss Einstein
Die erfolgreiche deutsche Kinder- und Jugendserie Schloss Einstein sucht im Januar wieder nach neuen Schauspieltalenten. Wer Lust hat, vor der Kamera sein Talent zu zeigen, kann gern zum Casting kommen. Vielleicht könnt ihr ja auch zusätzlich jonglieren, tanzen oder Beat-Boxen – die Caster lassen sich gern überraschen.
Gecastet wird im Studiopark KinderMedienzentrum in Erfurt zu folgenden Wochenend-Terminen:
11. bis 13. Januar 2019
17. bis 20. Januar 2019
25. bis 27. Januar 2019.
Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren sind herzlich eingeladen, sich anzumelden oder spontan vorbeizukommen. Voraussetzung ist das Einverständnis der Eltern. Alle Infos, Unterlagen und die Onlineanmeldung sind ab dem 12. Dezember 2018 unter www.schlosseinstein.de zu finden.