Sie ist die Königin des Herbstes: die Dahlie. Wenn allerorts die ersten Blätter fallen, blüht sie noch immer: in glühenden Farben. Rot, violett, gelb, orange, sogar gesprenkelt gibt es sie. Von August bis zum ersten Frost taucht sie unsere heimischen Gärten in ein flammendes Blütenmeer. „Mehr als 35.000 Dahliensorten gibt es weltweit. Im egapark sind es 280“, erzählt egapark-Gartenexperte Uwe Schachschal und gibt uns Pflegetipps.

Knapp 3.000 Pflanzen sorgen hier für prachtvolle Akzente. Der Gärtnermeister kennt die Dahlien wie seine Westentasche. Seit 2004 kümmert er sich um die Blütenpracht. Als Experte sieht er sich dennoch nicht. Dazu ist er zu bescheiden. „Ein Experte ist Egon Ehlers, von ihm habe ich viel gelernt. Als er in den Ruhestand ging, habe ich die Dahlienpflege von ihm übernommen“, erzählt Uwe Schachschal, der schon im egapark – damals noch die iga – gelernt hat. Wenn man mit dem Gärtner aus Leidenschaft durch den egapark streift, hat man seinen Spaß. „Ist das nicht eine Wahnsinnsblüte?“ Uwe Schachschal springt ins Beet und zeigt uns eine „Yellow Sunburst“ mit riesiger Blüte. Und tatsächlich hat sie fast 30 Zentimeter im Durchmesser. Oft bleibt er stehen, zeigt uns besondere Exemplare und verrät uns, dass ihm die schlichten sogar die liebsten sind: Halskrausendahlien wie die „Night Butterfly“ zum Beispiel. Sie sind nicht gefüllt und auch bei Imkern sehr beliebt. Denn die Bienen können hier besonders gut Pollen einsammeln.

Eigentlich wollten wir nur ein klitzekleines Interview, aber was wir kriegen, ist eine erstklassige Führung.
Egal, ob am Lesepavillon oder an den großen Hallen, überall wachsen im egapark traumhaft schöne Dahlien. Zu jeder kann Uwe Schachschal eine Geschichte erzählen.


Immer hat er eine Antwort parat, ob es nun um Formen oder Farben, Dahlienklassen (davon gibt es übrigens 15), Neuzüchtungen oder die Kaiser-Wilhelm-Dahlie geht. Sie ist die erste deutsche Züchtung, die heute noch im Handel erhältlich ist. 1881 wurde sie kreiert. Manche Dahlien spielen mit den Blüten, z. B. die „Painted Madam“, eine gesprenkelte dekorative Dahlie.


„Die Farbwelt ist fantastisch. Manche sind gelb, andere haben rote Blütenspitzen oder eine komplett rote Blüte – und das alles an einer Pflanze“, sagt Uwe Schachschal, der auch im heimischen Garten auf die Dahlie setzt. 25 Sorten sind es bestimmt, die er im Garten hat. „Doch von jeder nur eine Pflanze, sonst reicht der Platz nicht. Der Rest wird verschenkt“, meint er.







Jedes Jahr wälzt er die Kataloge und gestaltet seine privaten Beete neu – ganz ähnlich wie im egapark, nur en miniature. Die Auswahl ist so groß. Jedes Jahr kommen Neuzüchtungen dazu. Da fällt es schwer, sich zu entscheiden, erzählt er. So sind vor allem dunkelblättrige wie die „Karma Choc“ sind gerade total im Trend. Sie besticht durch ihr dunkles Rot und das sehr dunkle Blattgrün.

Gemeinsam mit Gärtnerin Julia Tobies plant er die Gestaltung der Dahlienbeete im egapark. Alles ist genau durchgeplant, die Kombination der Farben, der Wuchshöhe. Als Besucher erfreut man sich zwar an der Farbenpracht, aber wieviel Arbeit dahintersteckt, kann man nur ansatzweise erahnen. „Und manchmal machen die Dahlien trotzdem, was sie wollen. Plötzlich hat man eine gelbe Blüte zwischen rosaroten“, sagt er. Auch Julia hat sich in die Dahlien verliebt. Auf die Frage nach ihrer Lieblingssorte führt sie uns zu „Sandra“. Die klassische Balldahlie wächst direkt am Lesepavillon.

Die Dahlien im egapark begeistern immer wieder auch andere Gartenexperten. Regelmäßig kommen Delegationen, um sich umzuschauen. Auch die Neuzüchtungen sorgen immer wieder für Interesse. Denn der egapark ist einer von vier klimatisch unterschiedlichen deutschen Standorten, die Sortenprüfungen durchführen. Neben Erfurt gehören Stuttgart, Hamburg und Siebeldingen zu den Prüfstandorten.
Bestaunen kann man die Neuheiten übrigens an der großen Fontaine gegenüber vom Kinderspielplatz. Zwei Jahre lang werden die neuen Dahlien gehegt und gepflegt. Gärtnermeister Jürgen Meister hat ein Argusauge auf die Pflanzen. Er bewertet die neuen Dahlien-Sorten gemeinsam mit Experten der Deutschen Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen-Gesellschaft (DDFGG). Unter anderem werden Standfestigkeit, Blütenform und Gesundheit der Pflanzen bewertet. „Sorten, welche die Prüfung bestehen, kommen auch in den Handel“, erklärt Uwe Schachschal und zeigt uns die M 78, eine violette Schönheit. Sie wurde zum Tag der Dahlie 2018 – auf „egapark Erfurt“ getauft.

So pflegt man Dahlien richtig
Doch die Farbenpracht ist nicht selbstverständlich. Nur wer weiß, wie man die Dahlie richtig pflegt, hat mit ihr wirklich Freude bis tief in den Herbst hinein. Eine Königin halt, die ihre Aufmerksamkeit braucht. Ganz wichtig ist das Ausputzen. Ein bis zweimal pro Woche sollten die verwelkten Blüten ausgeputzt werden. Sonst geht die Kraft in den Samen. Auch hier sollte man es richtig machen und nicht nur die verwelkten Blüten abschneiden, sondern bis zur nächsten schönen Blüte gehen. „Sonst entstehen unschöne Kleiderhaken und die Pflanze verliert an Schönheit“, erklärt Uwe Schachschal.

Mitte April Knollen stecken
Mitte April werden die ersten Knollen gesteckt. Sie sollten tief gepflanzt werden, sodass über der Knolle etwa 3 bis 5 Zentimeter Erde sind. Bitte an einem sonnigen Standort. Ganz wichtig: Hohe Dahlien – manche erreichen Wuchshöhen von bis zu 2 Metern – sollten angestäbt und angebunden werden, damit die Pflanze bei Regen oder Sturm nicht umknickt. „Wenn man den Pflanzstab später reinsteckt, kann die Knolle beschädigt werden“, sagt Uwe Schachschal. Vier Wochen später steht die erste, im Juli die zweite Düngung an.
„Wenn für die Nächte Frost angesagt wird und die Neutriebe schon aus der Erde schauen, kann man sie ganz einfach schützen. Einfach einen umgestülpten Blumentopf oder Eimer über die Pflanze stülpen. Wer mag, kann sie auch mit Fleece abdecken.
„Wer Jungpflanzen setzt, sollte mit dem Pflanzen bis Mitte Mai, nach den Eisheiligen, warten. Ansonsten können die Dahlien in Frostnächsten beträchtlichen Schaden erleiden oder ganz erfrieren“, so Uwe Schachschal.
Was die Dahlie mag, ist viel, viel Wasser. Allerdings keine Staunässe. Das bekommt ihr gar nicht, so der Gartenexperte. „Dahlien sollten bei Trockenheit regelmäßig ein- bis zweimal die Woche gewässert werden“, sagt er.
Überwinterung
Und auch bei der Überwinterung gilt es einiges zu beachten. Zwei Wochen nach dem ersten Frost sollte man die Knollen aus der Erde holen. Die Erdballen nur locker abschütteln, was hängen bleibt, sollte man nicht entfernen. „Kühl und frostfrei wollen die Knollen gelagert werden, am besten bei 5 bis 10 Grad Celsius. Nicht zu trocken, nicht zu feucht“, sagt Uwe Schachschal. Wer sehr trockene Lagerräume hat, kann sie in Sägespäne packen oder in einer – perforierten – Folietüte lagern. Es muss Luft dran, sonst könnten die Knollen schimmeln.
P. S. Die Dahlie gehört zu den essbaren Blumen. Mehr dazu gibt es hier.
Fotos: Steve Bauerschmidt