Morgen kommt Rafik Schami zur Herbstlese zu uns, zu einem Erzählabend der besonderen Art. Er berichtet über das einzigartige Hilfsprojekt „Suppen für Syrien“.  Das Buch, verfasst von Barbara Abdeni Massaad, stellt Suppen aus der ganzen Welt vor. Spitzenköche haben dafür ihre liebsten Rezepte zur Verfügung gestellt. Rafik Schami hat das Vorwort der deutschen Ausgabe geschrieben. Im Interview erzählt er uns, wie es dazu kam.  

Herr Schami, Sie engagieren sich seit langem in der Flüchtlingshilfe. Wie kam es zu dem Buch? Wie ist der Kontakt zu Barbara Abdeni Massaad zustande gekommen?

Sie ist beim selben amerikanischen Verlag wie ich. Der Verleger bat mich im Oktober 2015 auf der Buchmesse in Frankfurt um ein Vorwort für das Buch, das dann die Herausgabe in deutscher Sprache erleichterte. Ich habe unter der Bedingung zugestimmt, dass das Honorar nicht an den UNHCR fließt, wie es bei der amerikanischen Ausgabe der Fall war, da ich kein Vertrauen in die UNO habe, sondern dass das Honorar (10 Prozent des Buchpreises) an den Schams e.V. gespendet wird. Er hat zugestimmt, und ich habe bald einen deutschen Verlag gefunden. Es war aber eine große Überraschung, als die Verlegerin, Frau Isabella Neven DuMont, beschlossen hat, nicht nur 10 Prozent der Einkünfte dem Schams e.V. zu schenken, sondern 100 Prozent aller Einkünfte. Daher beschloss ich auch, nicht wie vorgesehen nur 5, sondern 40 Lesungen zu halten. Eine davon in Erfurt bei der Herbstlese.

Inwieweit unterscheidet sich die deutsche Ausgabe des Buches von der amerikanischen?

Sie ist eleganter und baut auf Schönheit und nicht auf Mitleid auf. Das ist in Amerika anders als im deutschen Sprachraum. Darüber hinaus ist das Buch in jedem Lizenz-Land (Italien, den Niederlanden, Deutschland, in der Türkei) um Rezepte erweitert, die lokale, bekannte Meisterköchinnen und Köche aus dem jeweiligen Land dazu beigesteuert haben.

Wie stehen Sie selbst zum Thema Suppe? Kochen Sie auch? Und wenn ja, haben Sie Rezepte nachgekocht?

Ich bin der Koch der Familie. Suppen mag ich sehr. Die Suppe hat etwas Tröstendes, etwas von Heimkommen. An jedem Silvester gibt bei uns für alle Nachbarn, die es mögen, zwei Suppen: eine mit Fleisch und eine vegetarische. Ich habe viele Rezepte nachgekocht und sie sind sehr gut. Die Kürbissuppe, die Linsensuppe … ganz lecker.

Gibt es schon konkrete Pläne, wie die Gelder aus dem Buchverkauf in der Stiftung verwendet werden?

Der Schams Verein kümmert sich seit seiner Gründung 2012 um Flüchtlingskinder und Jugendliche in den umliegenden Ländern Syriens (Türkei, Libanon und Jordanien). Wir begannen mit hundert Schülern, und heute betreuen wir 1500 Schülerinnen und Schüler. Vor kurzem feierten wir mit den ersten Abiturienten. Auf unserer Homepage kann man sich genau informieren, weil wir alles offenlegen: Mehr dazu hier.

Wie reagieren die Menschen in Ihrem Umfeld auf das Projekt?

Sehr begeistert, die erste Auflage (über 10.000 Exemplare) war innerhalb weniger Wochen ausverkauft, die zweite ist bereits fast ausverkauft und die dritte in Druck. Das ist für ein Kochbuch ungewöhnlich. Deshalb ist die einzige vernünftige Erklärung für diesen Erfolg die, dass die Menschen begeistert sind und dass das Buch für eine Solidarität steht, die auch gut schmeckt.

Foto von Rafik Schami: Arne Wesenberg

SchamiAnmerkung der Redaktion: Die Lesung ist ausverkauft, aber vielleicht möchten Sie das Hilfsprojekt, das als kleine Idee seinen Anfang nahm, ja persönlich unterstützen.

Das Buch ist im Dumont-Verlag erschienen. 34 Euro kostet „Suppen für Syrien“. Wer den Band kauft, gibt damit Kindern und Jugendlichen im kriegszerstörten Syrien Hoffnung.