Michael Nitschke, Betriebsleiter der EVAG, hat wieder in seinem Archiv gekramt. Heute werfen wir mal einen Blick in einen der alten H6B-Busse. Die Inneneinrichtung entspricht der Überlandausführung dieses Typs, zu erkennen an der hinteren Klapptür. Die meisten der zwischen 1954 und 1959 beschafften 19 Busse dieses Typs waren in der Ausführung geliefert worden, daneben gab es noch eine Stadtbusvariante mit Lufttüren und eine Reisebusversion mit „fernbustauglichen“ Sitzen. Hersteller war zunächst das Fahrzeugwerk „Ernst Grube“ in Werdau, die letzten 8 Busse lieferte der Waggonbau Ammendorf. Diese Busse liefen in Erfurt hauptsächlich im Vorort- und Überlandverkehr und tauchen auf Bildern vom Busbahnhof zu jener Zeit dementsprechend auch häufig auf, nicht selten mit einem dazu passenden Busanhänger.

Neben Gepäcknetzen und Klapptüren sowie Dachgepäckträgern samt Leiter waren für diese Busse Ledersitze ohne Rücklehne charakteristisch, die zwischen die Doppelsitze links und rechts eingehängt werden konnten und damit zusätzliche Sitzmöglichkeiten schufen. Dass damit der Schaffner nicht mehr durchkam und das ganze beim Fahrgastwechsel ziemlich hinderlich war, versteht sich von selbst. Der Herr mit der Brille geradeaus sitzt auf solch einem Sitz, der hinter ihm sitzende auf der durchgehenden Rückbank. Überhaut wirkt die Inneneinrichtung aus heutiger Sicht ziemlich spartanisch. Das tut der guten Stimmung im Bus offenbar keinen Abbruch, was darauf schließen lässt, dass das Bild zum Feierabend entstand. Übrigens 1957.

Bis Mitte der 70er-Jahre wurden die Fahrzeuge ausgemustert, nicht ohne zwischendurch überholt, umgebaut und auch umlackiert worden zu sein, die hellgrün/dunkelgrüne Farbe des Lieferzustandes hatten zum Schluss nur noch wenige Busse. Und auch jene Ledersitze waren nicht mehr vorhanden, als die letzten Ammendorfer ihren Dienst quittierten.

Bliebe noch zu ergänzen, dass die 1969 als erste ausgesonderten Wagen 87 und 92 Spenderfahrzeuge für die von der Karosseriefirma Fleischer  gelieferten Reisebusse 173 und 174 waren. Diese chicken Busse waren zu der Zeit der Stolz der alten EVB, viel Freude kam mit ihnen dennoch nicht auf. Denn die Verwendung zwar aufgearbeiteter, aber eben alter Achsen, Getriebe und Motoren beendeten das Dasein dieser Busse schnell, abgesehen davon, dass die Nutzung der nur bedingt reisebustauglichen Bauteile zu einem recht langsamen und untermotorisierten Fahrzeug führten. Aber das ist schon wieder eine neue Geschichte.

Text: Michael Nitschke

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