Wenn Friederike Saul zum Stift greift, darf man gespannt sein. Nur wenige Striche und unter ihren Händen entstehen lebensnahe Porträts, Comicmotive oder Pin-up-girls im Stil der 40er-Jahre. Alles total professionell und doch ist es nur ein Hobby. Im wahren Leben verdient sie ihr Geld als Marketingmitarbeiterin bei der SWE Energie GmbH. Sie kümmert sich z. B. um die Gestaltung von Anzeigen und Werbemitteln und den Internetauftritt. In ihrer Freizeit aber malt sie. Und das, seitdem sie einen Stift halten kann.

Alles fing mit einem Bleistift und einem Blatt Papier an. Später waren es Buntstifte, dann Wasserfarben oder Wachsmalstifte. Heute sind es hauptsächlich Acryl- und Ölfarben, mit denen sie Leinwänden, Holz oder Canvas-Platten Leben einhaucht. Inspiriert hat sie u. a. Frank Frazetta, ein Fantasy- und Science-Fiction-Illustrator. Viele seiner Motive waren von Comicfiguren inspiriert. Aber auch Tizian, Caravaggio oder Rubens und Da Vinci haben sie beeinflusst. Das sind aber längst nicht alle.
Beigebracht hat sie sich alles selbst, was man kaum glauben mag, wenn man ihre Bilder sieht. Viel hat sie sich in Büchern angelesen, sich Techniken im Alleingang erschlossen. „Je mehr man sich damit befasst, um so mehr kann man aus den Bildern lesen, erkennen, wie es der Künstler umgesetzt hat“, erzählt die junge Frau mit dem Talent, das auch anderen auffällt. Regelmäßig stellt sie ihre Werke zur Leipziger Messe „Modell, Hobby und Spiel“ aus.
Ihre Motive haben eine Ausdruckskraft, die ihresgleichen sucht. Poison-Ivy, Batgirl oder ihr ganz persönlicher Favorit Harley Quinn entfalten eine besondere Ausstrahlung und lassen Comic-Heldinnen lebendig werden. Viele ihrer Wanda-lism-Motive enthüllen erst den auf zweiten Blick Verborgenes, z. B. in Spiegeln oder Schatten. Wenn sie nicht malt, liest sie Comics, fotografiert oder treibt Sport.
Nach der Arbeit radelt die 30-Jährige gern in ihr kleines Atelier in der Saline. Aktuell plant sie eine Einzelausstellung im Traumraum im Ladenlokal in der Saline 34. „In der zweiten Jahreshälfte 2019 ist es soweit“. Dafür malt sie gerade ganz intensiv. Zuvor stellt sie im August bei der „Fark“, einem Fantasie- und Rollenspiel Convent aus. Sogar in einem Bergwerk in Reden im Saarland zeigt sie ihre Bilder. Auch beim Comicpark Erfurt im egapark ist sie immer mit dabei.
„Neben der Serie „Sweet & Creepy“ (in der 5-teiligen Serie rechnen die Tiere mit den Menschen ab) , welche ich letztes Jahr beendet habe, entsteht gerade eine neue Bildserie mit modernen Hexen (immer in Bezug auf ein Element – Feuer, Wasser, Erde, Luft)“, erzählt sie.
Viele Bilderrahmen stehen in ihrem Atelier: alte, neue, aus Holz oder Metall. Gern können sie Gebrauchsspuren haben. Man darf ihnen ansehen, dass sie schon ein Leben hinter sich haben, sagt die sympathische junge Frau, die oft auf Flohmärkten nach ihnen sucht, um sie mit eigenen Kunstwerken zu füllen.
Friederike Saul setzt auf Handarbeit. „Ich muss fühlen, wie ein Bild entsteht, das kann ich nicht, wenn ich mit einem Graphik-Tablet arbeite. Das passt nicht zu mir“, sagt sie. Farbe hat bei ihr oft Struktur. Glatte Flächen wechseln sich mit strukturierten Hintergrund-Elementen ab und verleihen ihren Bildern eine besondere Ausstrahlung. „Das kann man sich nicht plötzlich einfallen lassen, das muss schon beim Entwurf stehen“, sagt sie und greift schon wieder zum Pinsel.
Auf ihrer Internetseite www.wanda-lism.de zeigt sie eine Auswahl ihrer Bilder.