„Auf die Bäume ihr Affen, der Wald wird gefegt..“

Steckt hinter diesen Zeilen des Karnevalsschlagers eine tiefere Wahrheit? Im Steigerwald, dem Lieblingsgrün der Erfurter, irgendwie schon. Zumindest zurzeit…

Uta Krispin ist Försterin und kennt die 600 Hektar Wald im Süden der Landeshauptstadt aus dem Effeff: „Er ist herrlich durchmischt, wir haben große, kleine, dicke und dünne Bäume. Der Steiger ist wunderbar artenreich, wir haben einen hohen Eichenanteil, viele Buchen, auch Bergahorne, Linden und wenig Nadelholz. Den Preußen haben wir übrigens die Eichen im Wald zu verdanken, auch die Douglasien oder Roteichen. Die hatten damals damit experimentiert.“

Nur haben manche Spaziergänger, die zurzeit den Wald genießen, nicht nur Augen für die Vielzahl der Bäume, sondern auch für das, was zum einen den Ordnungssinn stört und manchmal auch das Wandern schwer macht. „Unser Wald wirkt stellenweise unaufgeräumt“, sagt Uta Krispin. „Das ist Pflanzen und Tieren zwar egal, aber einige Menschen regen sich schon auf, wenn sie gefällte Bäume sehen, den Baumschnitt drumherum. Auch manche Wege sind zurzeit arg beansprucht.“

Krispin: „Im Oktober 2015 begann bei uns der Holzeinschlag. Jedes Jahr ernten wir rund 3200 Festmeter Holz, zehn Mitarbeiter sind für die Waldpflegemaßnahmen zuständig.“ Dabei können die grünen Experten nicht vermeiden, dass ein Teil der Wege unter den Maschinen leidet, die das Holz aus dem Wald holen.

„Wir setzen dabei sogenannte Forwarder, genannt Tragerückschlepper ein, das sind Spezialfahrzeuge mit mehreren Achsen und dicken Reifen, die den Waldboden schonen sollen. Der Kran, der das Holz einholt, ist zehn Meter lang. Wir haben auch Trecker im Einsatz, die mit Seilwinden arbeiten – aber auch Rückepferde, die für das eher dünne Holz zuständig sind“, sagt die Försterin. „Wir wollen den Waldboden so gut wie möglich schonen und wir schaffen das auch – selbst, wenn es nicht immer danach aussieht.“

Kollateralschäden bei den Waldpflegearbeiten gibt’s allerdings bei den Wegen. „Wir haben im Steiger rund 69 Kilometer Haupt- und Nebenwege“, sagt Uta Krispin. „und die nutzen nicht nur Wanderer sondern auch Fahrzeuge für die Waldpflege.“ Wenn dann noch Regen fällt sind tiefe Furchen nicht auszuschließen. „Wenn alle Arbeiten im Wald beendet sind, sind die Wege dran. Wir haben extra Maschinen im Einsatz, die das Profil der Wege wieder herstellen und die Furchen beseitigen“, sagt Krispin. „Schon ab Mai wird man kaum noch etwas von unseren Einsätzen sehen.“

Stämme, die jetzt noch am Waldrand liegen, sollen ebenfalls bald verschwunden sein: „Das geht relativ schnell. Denn das Holz muss ja verarbeitet werden und langes Liegen macht die Qualität nicht besser.“ Und was ist mit den vielen abgesägten Ästen? „Die stören vielleicht den menschlichen Ordnungssinn, aber wenn die Äste verrotten, bieten sie Nahrung für den gesamten Wald – für die Tiere wie auch für die Bäume. Ein Wald darf und muss eben auch ein wenig unordentlich sein…“

Alle zehn Jahre macht der Forst im Steiger eine sogenannte Waldinventur. „Wir wirtschaften nach dem Nachhaltigkeitsprinzip“, sagt Krispin. 15, 20 Hektar große Bereiche des Steigers werden dabei untersucht: „Unsere Eingriffe sollen kaum spürbar sein – weder für den Menschen noch für die Natur. Wir entnehmen nicht mehr, als nachwächst.“

Das hatten übrigen auch die Erfurter im Mittelalter erkannt: „Schon in einer Notiz aus dem 12. Jahrhundert hatten die Menschen Nachhaltigkeit eingefordert.“ Nur hatten sie sich nicht immer daran gehalten: „Es gab Zeiten, da war der Steiger kräftig abgeholzt.“

Viele Spaziergänger und Sportler, die den Steiger nutzen, zeigen Verständnis für die Waldpflegearbeiten. „Doch wir würden uns freuen, wenn sich noch mehr an unsere Absperrungen während der Arbeiten halten würden. Es kann lebensgefährlich sein, unsere Markierungen zu ignorieren“, sagt Uta Krispin. Und noch eine Sache kann sie nicht so recht verstehen: „Dass es immer wieder Menschen gibt, die mit Ohrstöpseln im Wald wandern. Nicht nur, dass sie die Geräusche der Natur nicht hören können – sie können auch nicht hören, wenn neben ihnen eine Säge kreischt oder ein Baum fällt.“

Also: Wenn Sie beim nächsten Mal im Steiger sind – zeigen Sie Verständnis für die Waldpflegearbeiten. Und denken Sie daran: Spätestens ab Mai sieht der Wald wieder so aus, wie vor den Arbeiten…