Der Winter hat viele schöne Seiten, kann aber auch ziemlich kalt sein. Doch wie heizt man richtig und spart dabei auch noch Energie? Jan Strebel, Energie- und Umweltberater der SWE Energie GmbH, hat einige gute Tipps.
Welche Temperatur ist die richtige?

Um sich Zuhause an kalten Tagen wirklich wohlzufühlen, ist die richtige Zimmertemperatur entscheidend. Doch welche ist das? Jan Strebel vertritt die Meinung, dass es nicht die eine richtige Temperatur für alle gibt. „Wichtig ist, dass man sich wohlfühlt. Bei älteren Menschen liegt die Wohlfühltemperatur meist um 25 Grad, während bei jüngeren Menschen schon 21 Grad ausreichend sein können.“
Für einige Wohnräume wie beispielsweise das Schlafzimmer empfiehlt Strebel jedoch niedrigere Temperaturen. „Wenn es kühl ist, kann man besser schlafen. Deswegen sollte die Temperatur zwischen 16 und 18 Grad liegen“, sagt er. „Außerdem ist frische Luft für guten und erholsamen Schlaf wichtig. Ich empfehle, aus rein gesundheitlichen Gründen, das Fenster nachts zu kippen. Wem das zu kalt ist, dem rate ich, das Fenster vor dem Schlafengehen mindestens 5 Minuten sehr weit zu öffnen“, erklärt der Experte. Wer nachts bei gekippten Fenster schläft, sollte jedoch am Tag nicht auf das Heizen im Schlafzimmer verzichten. Die Schlafräume sollten nach dem Aufstehen auf ca. 20 Grad aufgeheizt und anschließend mehrmals kurz gelüftet werden. Dadurch wird die Feuchtigkeit, die wir beim Schlafen ausatmen und ausschwitzen, aus der Luft, den Möbeln, dem Bett und der Tapete wieder aufgenommen und nach draußen abgeführt. Ansonsten kann es gerade in Schlafräumen zu Schimmelbildung führen, was einer notwendigen gesunden Erholungs- und Regenerationsphase entgegenstehen würde.
Was ist beim Lüften zu beachten?
Nicht nur im Schlafzimmer ist richtiges Lüften wichtig. Mindestens zwei- bis dreimal am Tag sollte man frische Luft in die Wohnung lassen. „Stoßlüften ist dabei immer besser, als das Fenster zu kippen. So kann in kurzer Zeit mehr Luft im Raum ausgetauscht werden und die Wände kühlen weniger stark aus“, erzählt Strebel.

Für richtiges Stoßlüften reicht es, das Fenster drei bis vier Minuten so weit wie möglich zu öffnen. Dann ist die komplette Luft im Raum ausgetauscht.
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„Bei höheren Außentemperaturen (ab 10°C) sollte längere Zeit gelüftet werden als bei kühlen Temperaturen. Durch den großen Temperaturunterschied zwischen der Raumluft und der Frischluft ist der natürliche Luftstrom größer und die Luft wird schneller ausgetauscht.“
Doch gerade beim Lüften stellt sich bei vielen die Frage: Heizung abdrehen oder anlassen? Unser Energieexperte verrät, dass es keinen nennenswerten Unterschied macht. Die Heizung ist träge – bei vier Minuten Stoßlüften gibt der Heizkörper noch immer Wärme ab, selbst wenn er abgedreht wird.
Dennoch rät Strebel dazu, sie abzudrehen. „Durch das Abdrehen tut man nicht nur seinem Gewissen, sondern auch seinem Heizkörper etwas Gutes. Dreht man das Thermostat mindestens einmal am Tag auf 0, verhindert das ein Festklemmen des Ventils. Dadurch könnte die Funktionsweise des Heizkörpers früher oder später beeinträchtigt werden und das kann mehr Energie kosten“, verrät der Experte.
Wie heize ich richtig?
Damit der Raum die richtige Wohlfühltemperatur erreicht, sollten vor dem Heizkörper möglichst keine Möbelstücke stehen. Das könnte verhindern, dass die Wärme der Heizung in den Raum strahlen kann. Aber auch bodenlange Vorhänge, die über der Heizung angebracht sind, könnten ein Problem sein. „Man kann sich den Prozess des Heizens wie eine Luftwalze vorstellen: Die erwärmte Luft strömt nach oben und „streicht“ förmlich an der Decke entlang in Richtung Rauminneres. Dann fällt die nun kühlere Luft langsam nach unten und kriecht am Boden wieder zurück gen Heizkörper, um sich dort erneut zu erwärmen“, erklärt Strebel. Schwere Vorhänge vor den Heizkörpern, die fast bis auf den Boden reichen, könnten diese Strömung aber verhindern. Der Experte rät dazu, zwischen Gardinenstange und Decke etwa 10 cm Platz zu lassen, sodass die Luft besser zirkulieren kann.

Wenn der Raum trotz freier Heizung einfach nicht warm wird, könnte Luft im Heizkörper sein. „Häufig erkennt man das auch an gluckernden Geräuschen der Heizung. Das liegt daran, dass sie nicht richtig durchströmt wird“, sagt Strebel. Generell rät er, die Heizung bereits vor Beginn der Heizperiode im September oder Oktober zu entlüften, damit einer warmen Wohnung nichts im Wege steht. Dabei ist nach dem Energieexperten darauf zu achten, das Entlüften nur bei abgestellter Umwälzpumpe zu entlüften.
Außerdem empfiehlt Strebel, die Türen zwischen den Räumen zu schließen und sie separat zu heizen – besonders, wenn die Räume einen großen Temperaturunterschied haben. „Wenn warme Luft in einen kühleren Raum dringt, erhöht sich dort die relative Luftfeuchtigkeit. Trifft dann die feuchte Luft auf die kühlen Wände, kann sich sogar Schimmel bilden“, warnt er. Außerdem hat diese Methode meist noch einen negativen Nebeneffekt: kühle Zugluft, die uns frösteln lässt.

Das Problem mit der Luftfeuchtigkeit
Die Luftfeuchtigkeit spielt neben der Temperatur eine entscheidende Rolle beim Heizen. Sie sollte in der Wohnung idealerweise zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Ist sie zu hoch, kann sich Schimmel verbreiten – ist sie zu niedrig, drohen Krankheitserscheinungen durch Schleimhautreizungen. Wichtig: Ein Hygrometer zur exakten Bestimmung der Luftfeuchte ist zwingend notwendig, bevor man selbst handelt!
Was man gegen trockene Heizungsluft unternehmen kann und was es zu beachten gibt:
Tipps zum Energiesparen
Wer hat, sollte Rollläden nachts schließen. „Rollläden fungieren als zusätzliche Schutzschicht und verhindern, dass Wärme nach außen abstrahlt“, erklärt Strebel. Auch das Umweltbundesamt bestätigt, dass geschlossene Rollläden den Wärmeverlust bis zu 20 Prozent reduzieren können. Sind die Fenster beim Aufwachen beschlagen, deutet das auf eine zu hohe Luftfeuchtigkeit im Raum hin und es empfiehlt sich, das Lüftungsverhalten zu ändern.

Außerdem lohnt es sich, Geld in ein gutes Thermostatventil zu investieren. „Neue Thermostatventile übersteuern weniger. Sie halten die Raumtemperatur konstant, was Energie und damit auch Geld spart“, so Strebel. Programmierbare Thermostatventile können die Temperatur z.B. in den Nachtstunden automatisch absenken. Das schont den Geldbeutel zusätzlich – denn jedes Grad weniger spart rund 6 Prozent Energie. Strebel rät deswegen, auch am Tag mit niedrigeren Temperaturen zu experimentieren.
Gut zu wissen…
…dass sich der Raum nicht schneller aufheizt, wenn die Heizung auf Stufe 5 gestellt wird. Das Thermostat regelt nämlich die gewünschte Raumtemperatur und nicht die Höhe der Heizleistung (Geschwindigkeit der Raumtemperaturerhöhung). Ist die gewünschte Temperatur erreicht, wird die Heizleistung automatisch reduziert und die Temperatur konstant gehalten. Es gibt 5 Stufen:
- bei Stufe 1 werden ca. 12 Grad erreicht,
- bei Stufe 2 ungefähr 16 Grad,
- bei Stufe 3 werden es ungefähr 20 Grad,
- bei Stufe 4 ungefähr 24 Grad,
- bei Stufe 5 werden maximal 28 Grad erreicht.

Doch welche Einstellung empfiehlt sich für die unterschiedlichen Räume?
- Bad und Wohnzimmer sollten zwischen 20 – 23 Grad haben (zwischen Stufe 3 und 4).
- Im Schlafzimmer empfehlen sich Temperaturen zwischen 16 und 18 Grad (zwischen Stufe 2 und 3).
- In der Küche reichen 18 bis 20 Grad (Stufe 3), da Ofen und Herd ebenfalls Wärme abgeben.
- In Arbeitsräumen sind, je nach Schweregrad der Arbeit, Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad zu empfehlen (zwischen Stufe 2 und 3), da bei kühleren Temperaturen das Arbeiten leichter fällt.
Text: Emely Lea Stehr