Der eine hat sie in Grün, der andere in Geblümt, der nächste in Kariert – Geldbörse, Handtasche oder Rucksack – und alle sind sie einzigartig. Einzigartig, weil sie aus der Werkstatt von FAWWI stammen … und weil jede ihren eigenen Namen hat: „Die ruhende Gerda“, „Der bizarre Balduin“ oder „Die feine Britta“. Am Erfurter Zughafen hat Thomas Heer sein Domizil aufgeschlagen. Seit 2010 frönt er hier dem Upcycling, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Aus alten Sakkos, Zeltplanen, Maßbändern, Luftmatratzen oder Sofabezügen näht er die unglaublichsten Dinge. Alles Hingucker und Neidobjekte für die, die keine haben. Nicht umsonst heißt sein Laden FAWWI – für alles, was wichtig ist …

Wer einmal die Schwelle zu FAWWIs kleinem Reich überschritten hat, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schön hat er es, der Taschenmann aus Leidenschaft. Farbenfroh, holzreich, kreativ. Die perfekte Atmosphäre zum Arbeiten, findet nicht nur er. Neue Dinge mag er nicht, das spiegelt sich auch in seiner Werkstatt wider.
Die Möbel sind aus alten Paletten. Viele Sachen, die andere wegwerfen würden, haben bei ihm ein neues Zuhause gefunden. Von Haus aus ist er zwar Trockenbauer, doch Upcycling hat ihn schon sein ganzes Leben lang begleitet. „Ich fand es schon immer
schade, wenn Altes weggeworfen wird. Das wurde mir wohl in die Wiege gelegt“, meint er und erklärt: „Mein Vater sammelte alles und baute etwas daraus. Aus altem Glas wurden Lampen. Altes Holz wurde mit der Laubsäge in Schmuckstücke verwandelt, und irgendwie war ich immer dabei“, erzählt der 40-Jährige, der schon in der Schule ein Händchen fürs Handwerk entwickelte.

Angefangen hat alles mit einer Tasche. „Mein Lieblingsstück, aber schon etwas in die Jahre gekommen, also hab ich mich hingesetzt und es repariert“, sagt er. Wenig später saß er an der Nähmaschine – die stand damals noch in seinem Schlafzimmer
– und entwarf sein ganz eigenes Modell. „Im Nachhinein klingt das alles ganz einfach, aber ich habe immer wieder neu angefangen, Sachen ausprobiert, neu kreiert. Als ich anfing, hat es ewig gedauert“, erinnert er sich. Doch die Mühe hat sich gelohnt. Man sieht es den Taschen an: Viel Liebe und Geduld stecken in jedem seiner Unikate.
Am Anfang kamen die Leute mit einer Plane und wollten daraus eine Tasche genäht haben. „Und auch die Idee mit der Luftmatratze stammt nicht von mir. Damit stand irgendwann jemand bei mir vor der Tür und wollte, dass ich was draus nähe“, sagt er.
Inzwischen verkauft Thomas Heer nicht nur auf Kunsthandwerkermärkten, sondern auch online.
Sogar Taschenpartys bietet er an. Auch in Geschäften, vielfach in Berlin, sind seine Produkte inzwischen zu finden – allerdings nur, wenn sie sich der Philosophie
der Nachhaltigkeit verschrieben haben, z. B. Mrs. Hippie in Erfurt.

Seine Kunden kommen aus ganz Deutschland. Die meisten sind zwischen 35 und 55 und wissen zu schätzen, dass Thomas Heer in seinen Taschen ein Stück Vergangenheit konserviert, auch wenn es manchmal nur die Schnalle eines alten Schulranzens ist. Aber auch die erzählt eine ganze Geschichte.
Was er am liebsten mag? „Das ist schwer“, meint er. Aber die Stücke aus alten Sakkos haben es ihm schon angetan. Die gehören – genau wie die Taschen aus Luftmatratzen – zu seinen Verkaufsschlagern. Mehr zu Thomas Heer und seinen Upcycling-Ideen gibt es im Internet unter www. fawwi-taschen.de.
Fotos: Karina Heßland-Wissel