„Man, ist der Rasen schön grün.“ Neiderfüllte Worte, die Enrico Schotte regelmäßig hört. Seit Anfang 2018 ist der Fachagrarwirt der Greenkeeper des Steigerwaldstadions. Er pflegt den Rasen der Arena und hat auch für den Rasen von nebenan ein paar passende Tipps.

Der Sommer war hart, vor allem für den Rasen. Nicht selten ist er verbrannt, denn viele warten zu lange, bevor sie den Rasen gießen. Dabei ist Wässern das A und O in der Rasenpflege. Zeigen  sich die ersten Trockenschäden, ist es eigentlich schon zu spät und das Kind schon in den Brunnen gefallen, weiß Enrico Schotte.

sb190528a010
Das sieht noch gut aus, jetzt sollte man aber schon reagieren und regelmäßig gießen.

Wenn der Rasen vergilbt, ist das eine Schutzreaktion, um die Wurzeln zu schützen. Am besten schon reagieren, wenn der Rasen schlapp aussieht oder einen sehr leichten Graustich annimmt.

sb190528a022
Enrico Schotte mit dem Etesia. Der Sitzrasenmäher ist das beste Stück im
Fuhrpark des Steigerwaldstadions, eignet sich aber nur für den Pflegebetrieb. Wenn es
nass ist, kann er gar nicht auf die Fläche – er ist zu schwer.

Aber keine Sorge, der September ist die richtige Zeit, um der Grünfläche eine Kur zu verpassen. Denn auch wenn der Rasen aussieht, als wäre er hinüber, zu 80 Prozent ist die Wurzel noch aktiv.

Muss Rasen gießen wirklich sein?

Ja, wenn man eine weiche, üppig-grüne Rasendecke haben möchte, schon. 20 bis 25 Liter sollten es pro Quadratmeter schon sein, am besten aller zwei Tage, vor allem, wenn der Sommer heiß und trocken ist. Wer hat, gern mit Rasensprenger, es geht aber auch mit Schlauch und Bewässerungsbrause. Mühsamer ist es mit der Gießkanne, denn der Rasen sollte gut durchfeuchtet sein. Das hilft der Wurzel, die Nährstoffe besser aufzunehmen. Wer das beherzigt, sollte sich schon nach 14 Tagen wieder am Rasen erfreuen können.

sprinkler-2366751__340
Rasensprengen erleichtert die Gartenpflege. Foto:  ariesa66, pixabay.

Auf besten morgens oder abends, keinesfalls, wenn die Sonne stark scheint. Sonst kommt es zum Lupen-Effekt. Das Wasser verdunstet, bevor die Pflanze es aufnehmen kann.

 

Wann sollte ich Rasen nachsäen?

Die Septembertage sind auch die richtige Zeit, wenn man nachsäen will. Die Rasensamen sollten in den Boden eingearbeitet werden, ca. 1 cm tief. Dazu sollte der Boden im Vorfeld aufgelockert werden. Dann kann man den Samen problemlos einharken. Für den privaten Garten eignet sich Lolium Perenne – ein sehr ausdauerndes Süßgras, das wegen der hohen Beanspruchung auch gern auf Sportplätzen ausgesät wird. Es ist trittfest, strapazierfähig, wächst schnell und ist schön grün. Auch hier gilt es, den Rasen

cristurcmb_pixabay
Kinder lieben Rasen und wollen auch drauf spielen, also lieber auf eine strapazierfähige Sorte setzen. Foto: cristurcmb, pixabay

dauerhaft feucht zu halten. Ideal wäre ein Sprenkler, der stündlich für jeweils 5 Minuten eingesetzt wird. Denn der Jungrasen ist nicht belastbar und muss wachsen, wachsen, wachsen.

Mein Rasen moost und hat viel Unkraut? Woran kann das liegen?

Wahrscheinlich am pH-Wert. Rasenflächen versauern schnell. Bei Moos hilft Grünkalk, das Granulat hebt den pH-Wert wieder an. Der Boden wird neutralisiert, das enthaltene Magnesium sorgt für eine satte grüne Farbe. Idealerweise sollte man im Frühjahr kalken, Anfang März. Beim Kalken sollte man Gartenhandschuhe tragen, um direkten Hautkontakt zu vermeiden. Im Anschluss gründlich wässern, damit der Kalk schneller in den Boden eindringt.

Bis zum Düngen sollte man vier Wochen warten, damit sich der Säure-Basen-Haushalt wieder ausgleichen kann. Vor dem Kalken sollte das Moos entfernt werden, am besten mit einem Rasenvertikutierer. Geht aber auch mit einem Harken. Gegen das Unkraut hilft nur Zupfen. Wer das regelmäßig macht, sieht schnell Erfolge.

Muss Düngen wirklich sein?

Ja, denn der Boden braucht Nährstoffe. Hat er genug davon, ist er weniger anfällig für Krankheiten. Ideal sind Langzeitdünger. Die gibt es in jedem Baumarkt. Aber: Wer düngt, sollte auch Zeit haben, regelmäßig zu gießen. Ohne Wasser erzielt man keine Wirkung. Während der Wachstumszeit alle 6 bis 8 Wochen, von April/Mai (wichtig: Bodenfröste sollten durch sein) bis Ende Oktober.

David_Mark_pixabay
Schattenrasen ist oft ein Problem. Foto: David Mark, pixabay

Auf meinem Grundstück stehen viele hohe Bäume. Der Rasen ist im Schatten und gedeiht nicht wirklich. Was kann ich tun?

Das ist ein Fall für den Schattenrasen. Hier gibt es im Handel verschiedene Sorten. Bei entsprechender Pflege gedeiht die Grünfläche auch im Schatten. Das gilt allerdings nicht für Grünflächen, auf denen Tannen stehen. Hier ist die Rasenpflege sehr schwierig.

Schattenrasen kann man vor dem Mähen ruhig einen Zentimeter länger wachsen, dann können die Gräser das Licht besser aufnehmen.

Wie oft sollte man den Rasen mähen?

Also ich mähe privat dreimal die Woche. Das ist natürlich kein Muss. Es gibt aber die Ein-Drittel-Regel, an die man sich halten sollte, will man der Fläche nicht zu viele Nährstoffe entziehen. Ist der Rasen im Garten 6 cm lang, sollte man nicht mehr als 2 cm abmähen, vor allem im Sommer. Das schützt die Wurzeln vorm Austrocken.

Wer regelmäßig mäht, gibt den Gräsern die Chance, sich an der Basis zu verzweigen. Dadurch bleibt die Fläche schön dicht.

Am besten bei  trockenem Wetter, sonst verstopft der Rasenmäher schnell. Und auch die Schnittflächen werden unsauber. Ganz wichtig: Nehmen Sie sich Zeit zum Mähen, ihr Rasen wird es Ihnen danken. Ist der Rasen frisch angesät, sollte man der Fläche Zeit um Wachsen geben. Sonst wird die Rasensode schnell zerstört. Beim Jungrasen sollte man darauf achten, das Laub zu entfernen, vor allem im Herbst, damit er genug Licht bekommt.

Photo_Mix_pixabay
Bei Jungrasen ist starke Belastung erst mal tabu. Foto: Photo_Mix, pixabay

Wann sollte man eine Rasenfläche neu anlegen?

Im Frühjahr oder im Herbst. Der Herbst hat den Vorteil, dass die Temperaturen konstanter und die Niederschläge häufiger sind. Ein von Grund auf neu angelegter Rasen wächst dichter, Unkraut hat im Rasen so kaum eine Chance. Der Boden sollte warm sein, mindestens 10 Grad.

Die Rasensamen sollten gleichmäßig verteilt sein, sonst kommt es zur Bildung von Nestern oder kahlen Stellen. Ideal ist ein Rasenwagen. Wer den nicht Hand und per Hand aussät, sollte auf Windstille achten, sonst verteilt sich der Samen ungleichmäßig. Anschließend die Fläche wässern, immer feucht halten, bis die Keime aufgehen und anwachsen. Frühestens nach 6 oder 8 Wochen sollte der Rasen erstmals gemäht werden.

Fotos: Steve Bauerschmidt, pixabay