Die neue Flussschleife in Gispersleben erhält flussaufwärts eine kleine Schwester: Auch dort verschwindet ein Wehr, und der Fluss fließt stattdessen künftig über steinerne Riegel, die wie Buhnen ins Wasser ragen.
Die Arbeiten am Wehr Teichmannshof sind keine BUGA-Maßnahme, wie viele Erfurterinnen und Erfurter denken. Nicht die Neugestaltung der Nördlichen Geraaue zur Bundesgartenschau 2021, sondern die ökologische Durchgängigkeit des Flusses bildet den Hintergrund für die Baumaßnahme der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG). Der Fluss soll für Fische wieder durchgängig passierbar werden.
Rund 2,5 Millionen Euro werden für die gesamte Maßnahme ausgegeben, 60 Prozent davon stammen vom Bund, 40 Prozent vom Freistaat Thüringen. Dafür entsteht ein 200 Meter langes Beckengerinne mit 16 großen Riegeln aus Natursteinen. Rund 15.000 Tonnen werden insgesamt benötigt, große Steine wiegen bis zu drei Tonnen.
Der Höhenunterschied zwischen den Riegeln beträgt jeweils 13 Zentimeter. Zwischen ihnen fließt der Fluss serpentinenartig hindurch – fast wie ein Wildbach – und überwindet so nach und nach eine Gesamthöhe von zwei Metern. Dabei liegt die Fließgeschwindigkeit unter zwei Metern pro Sekunde.
Außerdem müssen am einstigen Wehr 11.000 Tonnen Asche entfernt werden, die früher aus dem Heizkraftwerk Gispersleben an dieser Stelle an den Fluss geschüttet wurden und eine regelrechte „Asche-Insel“ ergaben. Zudem wird das Ufer sichtbar abgeflacht. Somit wird die Gera am Ende deutlich breiter, als man sie bislang kannte: An einigen Stellen 60-Meter. Erst an der Brücke der Lobensteiner Straße wird sie wieder mit dem alten Flussbett identisch sein.
Auf der anderen Seite des Bauabschnitts – kurz vor der Straße der Nationen – wurde beim Baggern ein alter FlaK-Bunker freigelegt und abgerissen. Hier wurde das Wehr im Krieg geschützt, um die Wasserzufuhr für das Kraftwerk sicherzustellen.
Im Mai 2018 wurden die Abrissarbeiten begonnen. Auch das Verlegen von Abwasserleitungen und Regenwasserkanälen gehörte und gehört dazu. Im Anschluss folgen dann die 16 Riegel. Zum Jahresende sollen die Erdbauarbeiten abgeschlossen sein. Danach geht es um die Ufergestaltung. Voraussichtlich noch bis ins neue Jahr hinein werden über 100 neue Bäume im gesamten Bereich gepflanzt.