Eine Dunstabzugshaube, eine Stehlampe (ohne Schirm), eine Stoffdecke, zwei Eimer mit weißer Malerfarbe (getrocknet natürlich), ein kleiner Schrank aus Holz, zwei Gartenzwerge (wo kommen die eigentlich her?) und Blumenerde. Das sind die „Schätze“, die ich bei der großen Aufräum-Aktion am Wochenende in meinem Keller fand. Zum Teil wusste ich gar nicht von deren Existenz 😉 Der Kram hat seine besten Tage definitiv hinter sich. Ich fragte mich: Wohin mit meinem Müll? Wie entsorge ich in Erfurt richtig?

Einfach in die Mülltonne damit? Scheidet aus Platzgründen aus. Eine Sperrmüll-Abholung beantragen? So groß ist der Haufen auch wieder nicht. Und was weg ist, ist weg, dachte ich mir. Was also tun? Antwort hole ich mir von einem echten Experten: Ronald König. Er ist Sachgebietsleiter Deponie bei der SWE Stadtwirtschaft und ein echter Abfallexperte: „Genau für diese Dinge gibt es die Wertstoffhöfe. Dort können alle Erfurter ihre Abfälle abgeben. Für die meisten Stoffe ist das sogar kostenlos. Wir sammeln und recyceln das Ganze. Ein bewährtes System“, erklärt König.

Abfall richtig entsorgen auf Erfurts Wertstoffhöfen

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Ronald König ist Experte rund um Abfall und Verwertung bei der SWE

Insgesamt drei solcher Höfe gibt es in Erfurt. Alle sind gut mit dem (Teil-)Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß zu erreichen. Von Montag bis Samstag können Erfurter ihre Wertstoffe dort hinbringen. Das Prinzip ist einfach. „An der Einfahrt fragen unsere Mitarbeiter nach den Dingen, die abgegeben werden. Sie beraten, wie alles richtig entsorgt wird. Je nach Abfallart stehen verschiedene Container bereit,“ erzählt Ronald König.

Auf die Frage, was alles auf einen Wertstoffhof gehört, erwidert König schmunzelnd: „Es ist einfacher zu fragen, was nicht auf den Wertstoffhof kommt. Kurz gesagt, nehmen wir alles an, was in einem Haushalt anfällt.“

Dazu zählen zum Beispiel:

  • Kühlschränke und Gefriertruhen
  • Fernsehgeräte, Computer, Drucker
  • Smartphones, Haartrockner, Kaffeemaschinen
  • Grünabfälle und Weihnachtsbäume
  • Papier, Pappe und Kartonagen
  • Sonderabfälle wie Farben, Lacke oder Batterien
  • Schrott, Aluminium und Kupfer
  • Kabel und Kabelreste
  • CDs, DVDs
  • Sperrmüll
  • Vogelkäfige
  • Krücken

Diese Liste lässt sich wohl unendlich fortführen. Der Fantasie sind (fast) keine Grenzen gesetzt. Wer mehr wissen möchte, dem sei das Abfall-ABC zu empfehlen. „Es gibt eigentlich nichts, was wir noch nicht entsorgt haben“, sagt König mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Im Durchschnitt nutzt jeder Erfurter einmal pro Jahr einen der drei Wertstoffhöfe. Das Tolle: Das meiste kann kostenfrei abgegeben werden. Nur bei einigen Dingen fällt eine kleine Gebühr an. Dazu zählen unter anderem Akten, Altfenster, Altglas sowie Reifen und Räder. König: „Dinge, die übrigens nicht überall abgegeben werden können, kommen meistens aus dem Baugewerbe. Laminat, Bauschutt, Bau-Styropor, Mineralwolle zählen beispielsweise dazu. Sie müssen gesondert entsorgt werden. Das geht nur bei der Deponie in Erfurt Schwerborn.“

So oder so ist es wichtig Abfall richtig zu trennen. Nur dann ist gewährleistet, dass aus dem eigentlichen Müll etwas Kostbares entstehen kann. Ronald König: „Den gesammelten Sperrmüll bringen wir direkt in die RABA, unsere Restabfallbehandlungsanlage. Dort erzeugen wir aus dem Abfall Strom und Wärme. Auch das Altglas wird weitergenutzt. Es wird in Glashütten eingeschmolzen. Dann können neue Glasprodukte wie Flaschen oder Vasen hergestellt werden. Jede Abfallart wird gesondert behandelt und wenn möglich recycelt. Das sind wir der Umwelt schuldig.“

 

Probe aufs Exempel

Jetzt wollte ich es natürlich selbst wissen: Ist richtiges Entsorgen wirklich so einfach? Mit vollgeladenem Auto ging es zum neuen Wertstoffhof in die Eugen-Richter-Straße. Dort teilen sich Wertstoffhof und SWE Stöberhaus eine Einfahrt. Wer zum Gebrauchtwarenhaus der Stadtwerke möchte, nimmt die rechte Spur. Zum Wertstoffhof führt die linke Spur. Ich halte es also wie die Engländer und fahre links. An der Einfahrt empfängt mich ein Mitarbeiter der Stadtwirtschaft. Es folgt ein kurzer Blick auf das Nummernschild: Ja, am Auto hängt ein Erfurter Kennzeichen. Andernfalls hätte ich den Personalausweis zeigen müssen. „Auf den Wertstoffhof kommen nur gemeldete Erfurter“, erzählt mir der freundliche Herr.

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Der neue SWE Wertstoffhof aus der Vogelperspektive. Die parkenden Autos gehören zum Stöberhaus nebenan.

Dann blicken wir durchs offene Fenster auf meine mitgebrachten Dinge. Nach einem kurzen Moment der Ruhe (lag es an den Gartenzwergen?), kam alles wie aus der Pistole geschossen: Die Blumenerde kommt in den Container für Grünabfälle. Das Schränkchen, die Decke und die Gartenzwerge müssen in den Sperrmüll – erst einmal keine Überraschung. Die getrocknete Farbe stellte sich als Sonderabfall heraus. Sie sollte ich auf den Platz für Dispersionsfarben stellen. Die Dunstabzugshaube ging in den Elektroschrott. Bevor meine Stehlampe in den Container durfte, mussten die Leuchtmittel raus. Dass man es so genau nimmt, hätte ich nicht gedacht. Mit dem ganzen König-Wissen ( 😉 ) ist es aber vollkommen verständlich. Das Gestell landete im Container für Schrott. Für die Energiesparlampen ging es in eine spezielle Box. Sie werden separat entsorgt. Ordnung muss eben sein.

Am Ende war mein Kofferraum in nicht einmal fünf Minuten ausgeräumt. Alles war schnell und richtig entsorgt. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch fürs Gewissen – und gar nicht schwer. Probiert es mal aus 🙂

 

(Fotos: Steve Bauerschmidt)