Wenn Christiane Weidringer zu spielen anfängt, wird es still. Alles lauscht gespannt. Große und kleine Zuschauer sind gleichermaßen fasziniert, wenn sie die Figuren zum Leben erweckt. Requisiten verwendet die Puppenspielerin eher sparsam. Stimme, Gestik und Mimik dagegen setzt sie intensiv ein und bezaubert das Publikum damit immer wieder aufs Neue.

Genial! Das ist auch bei der Geschichte „Das hässliche kleine Entlein“ nicht anders. Das Märchen von Hans Christian Andersen ist ganz neu im Spielplan des Vereins Theatersommer e. V.

Puppenspielerin Christiane Weidringer
Christiane Weidringer mit dem hässlichen kleinen Entlein

Schon vor der Premiere hat sie das Stück in einigen Kindergärten vorgestellt – im Rahmen der Projektförderung 20 x 1000 der Stadtwerke Erfurt. „Kinder sind die besten Kritiker, aber auch die strengsten“, sagt sie. Das weiß Christiane Weidringer aus Erfahrung. Wenn Erwachsene noch klatschen, zeigen Kinder ganz genau, was sie vom Stück und der Darbietung halten – teilweise schonungslos. „Aber das ist ja auch gut so. Erst, wenn es den Kindern gefällt, weiß ich, dass ich es gut gemacht habe“, sagt die Puppenspielerin, die auf engen Kontakt zum Publikum setzt.

Puppenspielerin Christiane Weidringer
Spartanisch aber wirkungsvoll: die Bühne der Puppenspielerin.

Die Feuertaufe im Evangelischen Kindergarten in Hochheim indes lief nicht nur problemlos, die Kinder waren regelrecht begeistert und halfen sogar beim Aufbau der kleinen Bühne. Wer glaubt, dass ein Stück, wenn Christiane Weidringer es ins Programm nimmt, immer wieder gleich gespielt wird, täuscht sich. Die Puppenspielerin feilt immer wieder an ihren Stücken.

Sogar die Musik wurde extra komponiert. Andreas Kuch aus Weimar hat das Stück vertont. Die Puppen hat Matthias Hänsel aus Dresden gebaut  und auch die Bühne – genau nach den Vorstellungen von Christiane Weidringer. Denn beim Ein-Frau-Theater ist Organisation die halbe Miete. Da wird sogar ihr eigenes Kostüm zur Requisite. Nicht selten haben die Ärmel Reißverschlüsse, sodass sie in kürzester Zeit neue Elemente ins Spiel bringen kann. Schließlich sollen keine langen Pausen entstehen. „Es ist ein langer Prozess. Das Stück wächst“, sagt sie und immer hört sie dabei auf die Stimmen ihrer Zuhörer, egal ob groß oder klein. Die 3- bis 7-Jährigen sind ihr die liebsten: ganz natürlich und herzlich. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Kinder sie nach dem Stück auf der Bühne besuchen und unbedingt ihre Puppen anfassen wollen.

Puppenspielerin Christiane Weidringer
„Wenn es den Kindern gefällt, dann weiß ich, dass ich es richtig gemacht habe.“ (Christiane Weidringer)

Dass Christiane Weidringer über Umwege zum Puppenspiel gekommen ist, mag man kaum glauben, so intensiv und lebendig wirken ihre Figuren, wenn sie sie auf die Bühne bringt.  Zwar hatte sie schon als Kind einen Hang zum Figurentheater. Erstmal allerdings hat sie Kunstgeschichte studiert. Ein ordentlicher Beruf sollte es sein, so hatten ihre Eltern entschieden, und Christiane hatte sich gefügt – bis zu einem Tag, an dem sie merkte, wie schnell alles vorbei sein kann und dass es vielleicht kein Später gibt.

Puppenspielerin Christiane Weidringer
Gern bezieht sie die Kinder in ihre Stücke ein.
Puppenspielerin Christiane Weidringer
Christiane Weidringer feilt immer wieder an ihren Stücken. Schließlich sollen sie gefallen – am besten der ganzen Familie.

Nach einem schweren Unfall mit ihrer Vespa lag sie im Krankenhaus und je länger sie auf ihr gebrochenes Bein starrte, umso mehr reifte in ihr die Erkenntnis, dass man tun muss, wozu man sich berufen fühlt. Sie brach das Studium ab und reiste mit einem Puppenspieler durch die Lande  – ein ganzes Jahr lang. Und dabei ist sie schließlich geblieben – zum Glück. Studierte das Figurentheater an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, arbeitete als freie Puppenspielerin und im „Waidspeicher“. Heute ist sie im Verein Erfurter Theatersommer e. V. zu Hause, gemeinsam mit anderen Künstlern wie Klaus Tkacz, Susanne Peschel, Annette Seibt und Harald Richter. Sie alle helfen sich gegenseitig. Annette Seibt unterstützt sie in Sachen Werbung und Marketing. Mit Klaus Tkacz steht sie oft auf der Bühne. Gemeinsam spielen sie u. a. in „Parzifal“ – einem Stück mit Augenzwinkern rund um König Artus, seine Gemahlin Ginover und ihren Zögling Parzifal  – in der Regie von Harald Richter. Letztmalig ist es am 31. Dezember jeweils um 18 Uhr und 22 Uhr in der „Himmelspforte“ zu sehen.

Aufführungen „Das hässliche kleine Entlein“:

23.12.2017, 26.12.2017, 27.12.2017 und 30.12.2017, jeweils 16 Uhr in der „Himmelspforte“, Marktstraße 6 Erfurt, Karten gibt es an der Tageskasse oder im Vorverkauf über die Tourist-Information Erfurt, Benediktsplatz 1.

Mehr zum Spielplan gibt es hier.