Ich sitze im dritten Stock der Stadtwerke Erfurt am Schreibtisch und höre plötzlich fröhliches Getümmel und elektronisches Surren. Als ich aus dem Fenster in das Atrium schaue, sehe ich Kinder auf elektronischen Skateboards und Fahrrädern herumflitzen. Außerdem stehen dort noch ein elektrisch betriebener Smart und eine E-Ente. Ein Junge fährt ganz locker mit einem Hoverboard durch einen Parcours. Er heißt Jan und geht in die 7b des Heinrich-Mann-Gymnasiums. Dass der 12-Jährige Probleme beim Start mit dem Hoverboard hatte, glaubt man nicht, wenn man ihn durch die Halle düsen sieht. Er manövriert sich geschickt an einem Hindernis vorbei, schnappt einen Beutel und lädt ihn beim nächsten Tisch wieder ab.
Auf der Galerie des Atriums ist gerade Klasse 7a mit kleinen batteriebetriebenen Autos auf einem großen Verkehrsteppich zugange. Lena und Nike haben einige der Wege auf dem Teppich mit schwarzem Klebeband beklebt. Lena erklärt mir: „Das Auto erkennt die schwarze Striche und fährt ihnen nach, es hat Sensoren.“ Direkt daneben stellen ihre Klassenkameraden weitere autonom fahrende Autos zusammen. Andere sind ganz in das Basteln eines Papieraufsatzes vertieft, der das Fahrzeug wie ein tatsächliches Auto aussehen lassen soll.

In einem Raum sitzen je zwei bis drei Schüler der 7b konzentriert vor einem großen Koffer. Was auf den ersten Blick wie ein Utensil zum Pokern aussieht, enthält tatsächlich verschiedene Motoren, die Basis eines Elektroautos und einige Verbindungskabel. Helena, Sebastian und Franz blicken gespannt auf einen Countdown auf einem Tablet. Als er bei null angekommen ist verbinden sie einen kleinen Wasser-Behälter mit der Basis des Elektroautos und heben das kleine Fahrzeug schnell auf den Boden. Es rollt langsam vorwärts, die drei sind begeistert.

Emils Weltreise
Sechs Schulklassen sind in dieser Woche zu den Projekttagen der Elektromobilität bei den Stadtwerken Erfurt.
Die Konzeption und Entwicklung übernahm die leXsolar GmbH. In einer Einstiegspräsentation lernen die Schüler den Pinguin Emil kennen, dessen Heimat durch den Klimawandel bedroht wird. Er möchte etwas über erneuerbare Energien lernen und macht sich darum auf eine Weltreise. „Es ging uns darum, den Kindern einen Avatar zu erschaffen, in den sie sich hineinversetzen können“, erklärt Sebastian Kaboth von der leXsolar GmbH.
Emils Reise beginnt bei den Projekttagen der Elektromobilität, denn er möchte Informationen über Elektrofahrzeuge sammeln, mit denen er seine Reise zurücklegen wird. Die Schulklassen sollen ihm dabei helfen. Dabei werden sie ganz spielerisch an das wichtige Thema herangeführt. Dazu bearbeiten die Schülerinnen und Schüler bei den Stadtwerken die Stationen „Experimente und Wissenswertes“, „Dein Elektrofahrzeug der Zukunft“ und „Elektromobilität im Alltag erleben“.
An den Stationen wird immer mit einer App gearbeitet, in der die Kinder Punkte sammeln. Sie stehen für die Akkuladung von Emils Fahrzeug und entscheiden über sein nächstes Ziel. Damit ist das Projekt noch lange nicht beendet, erklärt Annett Glase. Emil wird sich per Postkarte bei den jeweiligen Klassen melden und berichten, was er in dem Land, in dem er sich gerade befindet, über erneuerbare Energien gelernt hat. Außerdem gibt es noch weitere Quiz-Angebote per App für die Kinder.

Wie geht es weiter?
Der Etappensieger der Stadtwerke-Stationen von dieser Woche wird bereits diesen Samstag am Thüringer Elektromobilitätstag auf dem Domplatz von Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund, der Schirmherrin des Projekts, ausgezeichnet. Nächstes Jahr ist eine Abschlussveranstaltung geplant, in der die besten Klassen der drei teilnehmenden Schulen über die von ihnen besuchten Länder berichten.
„Wenn das Projekt gut ankommt und erfolgreich ist, könnte man auch landesweit in den Wettstreit treten“, meint Anett Glase, der besonders wichtig ist, dass die Idee fachlich aufgegriffen wird und im Gedächtnis bleibt.
Text: Nico Reuter
Fotos: Karina Hessland-Wissel und Hannes Schauerhammer
Hier gibt es einen kurzen Einblick in die Projekttage per Video.