Mit dem Erfurt-Wimmelbuch ist für Christine Faust ein Traum in Erfüllung gegangen. Zum einen hat die Spiel- und Lernmitteldesignerin eine enge Bindung an die Stadt an der Gera. (Lange hat sie im Animationsbereich und damit auch für die Sendung Kikaninchen gearbeitet.) Zum anderen wollte sie schon immer Wimmelbücher malen.

„Die detailverliebten Bücher nimmt man immer wieder gern in die Hand. Denn sie erzählen ihre ganz eigene Geschichte. Für kleine Kinder sind sie perfekt. Sie motivieren zum Erzählen, fördern so ganz nebenbei die Sprachkompetenz und die Lust am Entdecken. Das ist das Faszinierende an ihnen“, sagt sie.
Das ist auch bei dem kleinen Pappbilderbuch „Mein kleines Stadt-Wimmelbuch – Erfurt“ auf 16 Seiten nicht anders. Das Büchlein hat sie im Auftrag des Willegoos-Verlages, der sich auf lokale Wimmelbücher spezialisiert hat, gezeichnet.
„Mir ist wichtig, dass man die Stadt wiedererkennt“, sagt Christine Faust, die zugibt, selbst ein bisschen detailverliebt zu sein. Muss man vielleicht auch, wenn man sich diesem Genre verschrieben hat. Und so ist die farbenfroh gezeichnete Krämerbrücke ein genaues Abbild ihrer selbst, mit allen Details und klitzekleinen Besonderheiten. Genau wie der Fischmarkt mit Gildehaus, Römer und Rathaus oder der Anger.
Sogar die Straßenbahnen sind typisch für Erfurt. Es finden sich Tatras, wie sie inzwischen nur noch zu Stadtrundfahrten eingesetzt werden, ebenso wie moderne Niederflurwagen im klassischen Rot-Weiß. Natürlich darf auch die Graugans Guntje nicht fehlen. Sie macht sich in allen Wimmelbüchern des Verlages auf Entdeckungstour.
Insider erkennen sofort, dass es sich bei dem Spielplatz um den an der Schillerstraße handelt. Warum gerade die Schillerstraße? „Naja, das ist ein toller Spielplatz. Ich habe viele Freunde hier in Erfurt, da hat man einen ganz anderen Bezug zur Stadt und kennt die guten Ecken“, lacht sie spitzbübisch.
So hat sie es sich nicht nehmen lassen und ist selbst durch die Straßen gelaufen. Unendliche viele Fotos hat sie geschossen und am Ende die Qual der Wahl gehabt: aus Hunderten von Bildern einige wenige auszusuchen, die am Ende ihren Weg ins Erfurt-Wimmelbuch finden sollten. Gemeinsam mit Susanne Tiarks vom Willegoos-Verlag hat sie das Buch entwickelt. „Uns ging es darum, nicht nur Orte aufzunehmen, die auf jeder Postkarte zu finden sind“, sagt sie.
Im Vorfeld erstellt die Illustratorin, die an der Burg Giebichenstein in Halle studiert hat, grobe Skizzen. Gezeichnet wird am Ende immer im eigenen Arbeitszimmer, dann, wenn ihre beiden Kinder – sie sind 4 und 6 Jahre alt – im Kindergarten sind – oder auch – schon im Bett liegen, je nachdem, wie locker der Stift an diesem Tag sitzt. Denn keiner ist wie der andere. Manchmal landen drei Stunden Arbeit im Papierkorb.
Ihr nächstes Projekt sind Hasencomics. Angefangen hat alles mit süßen kleinen Postkarten, die sie aus dem Urlaub an Freunde und Verwandte verschickt hat. Darauf hat sie das gemalt, was ihren Kindern Lustiges aus dem Mund gefallen ist.

Die kamen immer sehr gut an und irgendwann wurde daraus mehr, erzählt die 34-Jährige, die sehr viel am Rechner arbeitet, aber überall immer ein Skizzenbuch dabei hat. Denn man weiß ja nie…

Und da sie sich selbst nicht langweilen will, hat Christine Faust viele Projekte und arbeitet in unterschiedlichsten Stilen. Letztes Jahr hat sie das Spiel „Drachenturm“, ein spannendes Spiel für die ganze Familie, für Haba illustriert. „Das macht natürlich besonders viel Spaß. Da kann ich all das einsetzen, was ich im Studium rund um Spielzeugdesign gelernt habe, denn Spiele sind ja nicht nur eindimensional“, freut sie sich. Auch im Kinofilm „Mullewapp“ hatte sie die Stifte im Spiel. Und am Film „Marnies Welt“, einem Animationsfilm, der 2018 ins Kino kommt, arbeitet sie mit.
Aktuell schreibt sie selbst eine Geschichte. Das ist etwas ganz anderes, also es nur zu illustrieren“, sagt sie mit leuchtenden Augen, will aber vorerst nicht mehr verraten.
„Mein kleines Stadt-Wimmelbuch Erfurt“ gibt es bei der Buchhandlung Peterknecht, aber auch online, z. B. direkt im Willegoos-Verlag.