„Ulysses“ ist ein geniales, aber im Prinzip unlesbares Buch. Und trotzdem wird ständig über den 1000-Seiter von James Joyce geredet. Allen, die es nicht gelesen haben, sei gesagt: Es gibt Hoffnung. Denn wer sagt eigentlich, dass man ein Buch von der ersten bis zur letzten Seite gelesen haben muss? Antworten gibt das Festival der Unlesbarkeit vom 10. bis 12. Juni in den Katakomben der Erfurter Braugold-Brauerei.

Auch in Teilen kann es spannend sein und neue Welten eröffnen, ohne dass man verschämt zugeben muss, den „dicken Schinken“ nicht komplett gelesen haben. Da ist sich Max Walther ganz sicher und hat gemeinsam mit einigen anderen Getreuen das Festival der Unlesbarkeit ins Leben gerufen. Fast alle sind Studenten der Literatur- und Kulturwissenschaften, die dem Lesen zu neuem Glanz verhelfen, dafür ganz neue Wege gehen und mit starren Begrifflichkeiten brechen wollen.

Vom 10. bis 12. Juni starten die beiden Vereine Lit!Art – Thüringen e. V. und Kulturrausch das Festival der Unlesbarkeit. Über 20 Veranstaltungen sind im Keller der alten Braugold-Brauerei geplant. Wie die Idee entstanden ist? Eigentlich über Bücher, die Unlust machen, an denen man aber trotzdem nicht vorbeikommt. Aber auch Texte, die nur in den Köpfen der Autoren existieren, sind Thema. Scheinbar Widersprüchliches steht im Fokus der dreitägigen Veranstaltung. Experimentelle und post-narrative Ansätze gehören ebenso dazu wie unlesbare Bücher.

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Max Walther und die Welt der Buchstaben

Literatur soll fühl- und erlebbar werden, egal ob Kurzgeschichte, Lyrik oder dicker literarischer Schinken. Zu Letzterem geht der Trend, so Max Walther. Ein Phänomen, das den Masteranden der  Literaturwissenschaft immer wieder aufs Neue fasziniert. Während die Verknappung mehr und mehr um sich greift – man denke nur an Twitter, Facebook, Instagram, Snapchat & Co – werden immer mehr wirklich massive Bücher auf den Markt geworfen. „Es gibt eine Flut an Romanen, die die 1000 Seiten weit überschreiten“, sagt er. Diese Wortgewalten muss man erst mal verdauen. Hier setzt das txt-Literaturfestival an. Ähnlich wie bei der .txt-Datei, die wir alle kennen, lässt sie sich doch meist nicht öffnen, wollen die jungen Leute scheinbar Unlesbares wieder lesbar machen. Es kommt nur auf die Methode an. „Bei txt-Dateien funktioniert es schließlich auch, man muss nur wissen, wie es geht“, so der 26-Jährige.

Und so erwartet die Besucher ein vielfältiges Programm. Der Freitagabend startet um 20.30 Uhr mit einem Autorengespräch. Dietmar Dath ist vor Ort. Der Autor zahlreicher Romane, Essays und Erzählbände ist FAZ-Redakteur und hat eine ganz besondere Sicht auf das Schreiben. „Darauf freue ich mich schon besonders“, sagt Max Walther. Aber auch Frank Witzel ist für den Studenten, der aus Rheinland-Pfalz stammt und in Erfurt seine literarische Heimat gefunden hat, ein Muss. Witzel liest am Sonntag um 19.30 Uhr aus seinem verstörenden, aber auch fulminanten, unglaublichen, zutiefst frechen und von der Kritik gefeierten Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969“. Schon der Titel ist ein Unding, lacht Max Walther, der das Buch dennoch dringend weiterempfiehlt.

Bunt gemischt ist das Programm. Autoren erzählen, an welchen Texten sie grandios gescheitert sind. Kinder tauchen ein in die Welt des Scherenschnitt-Films. (Hier wird eine Geschichte komplett über Bild und Klavierbegleitung erzählt.) DJ’s legen auf, Bands spielen. Poetry-Slam-Mitschnitte werden gezeigt. Eigentlich für Jeden was, meint Max und hofft, dass viele kommen.

Mehr zum Programm gibt es im Internet unter www.txt-festival.org

Das Festival wird im Rahmen der Projektförderung 25 x 1000 der Stadtwerke Erfurt unterstützt.