Nur noch wenige Wochen bis zur Spielplatzneueröffnung am 8. Mai im egapark. Wir waren mit Planer Sebastian Fauck in Sachen Grünzeug unterwegs und haben ihn gefragt: Wie kommt man auf die Idee, Kindern einen Spielplatz ganz aus Gemüse anzubieten? Das geht ja gar nicht, oder?

Gemüse gehört ja nicht gerade zu den Lieblingsgerichten von Kindern. Wieso planen Sie ausgerechnet einen Spielplatz ganz aus Gemüse?

Fauck: Sie werden lachen, das haben wir uns auch gedacht. Aber bei der Recherche sind wir auf die besondere Geschichte Erfurts als Gartenstadt gestoßen. Hier wurde nicht nur der moderne Gartenbau durch Christian Reichart begründet, hier gibt es auch die älteste Kakteenzucht der Welt. Von Erfurt aus gingen ganz besondere Samensorten in die ganze Welt. Die Stadt ist aber auch bekannt für ganz bestimmte Gemüsesorten: Schon die Namen sind witzig: Erfurter Zwerg, Roter Riese. Da haben wir uns gedacht: Das ergibt einen wunderbaren Spielplatz.

Und welches der witzigen Gemüse hat Sie besonders inspiriert?

Fauck: Uns hatte es vor allem der Rote Riese angetan, das ist schon ein ganz besonderes Erfurter Radieschen. Da fiel mir gleich die Geschichte von der Roten Rübe ein und ich konnte gar nicht anders, ich musste erst mal zum Stift greifen und zeichnen. Daraus sind zwei  2 x 2 m hohe Rieschenrutschen für die kleinsten Besucher geworden.

Egapark Erfurt, Spiel-Erlebniswelt wird BUGA-Kinderparadies
Spielplatzplaner Sebastian Fauck hat eine ganz besondere Beziehung zum Erfurter Gemüse.

Wie plant man eigentlich einen Spielplatz?

Fauck: Zuerst ist da mal die Recherche, denn wir entwickeln unsere Spielplätze gern aus den Themen vor Ort. Da spielt die Historie eine besondere Rolle. Wichtig ist es, einen lebendigen Spielplatz zu schaffen, auf dem Kinder sich und ihre Umwelt neu entdecken können. Dazu gehört auch, Spielangebote für Kleine und Größere zu entwickeln und genügend Raum einzuplanen, damit sie sich nicht immer ins Gehege kommen. Spielen hat aber auch immer einen sozialen Aspekt. Die einen lieben Rollenspiele, die anderen wollen ihre Kräfte messen. Immer geht es dabei ums Spielen im Team, das ist aus unserer Sicht ganz wichtig. Aber auch die ästhetische Bildung spielt eine Rolle. Wie fühlt sich das Material an? Fühlen Kinder sich hier wohl? Oder gibt es dunkle erschreckende Ecken? Die Harmonie von Material und Farbe spielt eine große Rolle, wenn man Spielgeräte entwickelt. Am Ende muss es jedem Kind möglich sein, die Spielgeräte für sich zu entdecken, auch, wenn es vielleicht motorische Einschränkungen gibt.

Worauf können sich die Kinder ab 8. Mai im egapark freuen?

Fauck: Zum ersten Bauabschnitt gehören die Rieschenrutschen. Kletterfreudige können den Erdbeerkaktus erobern. Der ist 8 Meter hoch und kann von innen auf verschiedenen Ebenen beklettert werden.  Nach unten geht es mit einer  Wellenrutsche, einer Freifall- und zwei Röhrenrutschen.  Aber auch die Hackenknacken, große Wippen in Form von Gartengeräten, können ausprobiert werden, ebenso wie der Zwergasternzastermarkt. Hier können Freunde des Rollenspiels ihren eigenen kleinen Wochenmarkt betreiben. Die Marktschreier von morgen können hier Blumen, Blüten und Gemüse „backen“ und sie an der Kasse verkaufen. Direkt gegenüber entsteht die große Schubkarre: die klassische Sandbaustelle mit Flaschenzug und allem was dazu gehört, damit kleine Gartenbaumeister glücklich sind.

Was wird aus dem Bootsscooter?

Fauck: Der war sehr beliebt, aber leider in die Jahre gekommen. Deshalb haben wir uns gedacht, wir brauchen unbedingt noch ein Angebot rund ums Wasser. Das zieht Kinder ja immer an. Mit den großen Kresseblättern haben wir – so hoffen wir – ein Pendant dazu geschaffen. Auch hier gibt es wieder einen Bezug zu Erfurt und seiner weltbekannten Kressezucht. Kresse wächst ja bekanntlich im Wasser. Das past ganz gut, dachten wir uns. Mit den Kresseblättern, die nichts anderes als große robuste, mit einem Blättermotiv überspannte Gummireifen sind, kann man sich kipplige Seeschlachten mit Kentergarantie liefern, rudern, paddeln oder ganz entspannt dahintreiben. Hier war uns der Spaß wichtiger als die Fortbewegung.

Wenn es einen ersten Bauabschnitt gibt, was ist dann mit dem zweiten? Was wird gebaut und wann geht es los?

Fauck: Zur BUGA 2021 sind die Augustknirsche oder der Schneckenschleimschlund fertig. Das ist ein Labyrinth rund um Gartenschädlinge mit unterirdischer Verbindung zum Erfurter Berg. Hier hat der Erfurter Zwerg – ein kleiner knackiger Blumenkohl – Pate gestanden. Den kann man beklettern und innen wie ein Wurm durch die verschiedenen Etagen krabbeln, sogar bis unter die Erde.

 

Die Bilder entstanden mit freundlicher Genehmigung vom real-Markt, Gothaer Straße, in Erfurt.

Fotos: Steve Bauerschmidt