Schurken und Helden sind zur Schurkenparty zum Abschluss der Kinderbuchtage am 13. März angesagt. Im Atrium der Stadtwerke entwickelt „ImproVision“ – eine Erfurter Theatergruppe, die ihre Wurzeln in der Fachhochschule hat  – spannende Geschichten anhand der Ideen des Publikums. 15 Uhr beginnt die Party für Kinder ab 6 Jahren.

Dagmar Dörger hat ihre Sachen schon gepackt. Die Zeiten als Professorin für Medienpädagogik mit dem Schwerpunkt Spiel- und Theaterpädagogik an der FH Erfurt sind definitiv vorbei.  Seit 1993 hat sie den Fachbereich geleitet. Jetzt sind andere dran, sagt sie. Vom Improvisieren kann die 64-Jährige  dennoch nicht lassen, genauso wie Dörte Peter, Elena Hesse, Jana Rötsch, Lars Weise und Jeannette Mardicke. Dafür kommt sie sogar aus Berlin nach Erfurt.

„ImproVision“ heißt das, was die fünf verbindet und meint ein Improvisationstheater. Sie treten zu Tagungen auf oder zu Messen, in der Engelsburg oder im Café „DuckDich“ und improvisieren, was das Zeug hält. Manchmal geben sie eine etwas überspitzte Tagungszusammenfassung, manchmal regen sie einfach nur zum Nachdenken an. Manchmal polarisieren sie oder bringen alle zum Lachen. Starre Textvorlagen auswendig zu lernen und sich ihnen sklavisch zu ergeben, macht ihnen keinen Spaß. Deshalb machen sie sowas nicht, basta!

Was sie immer wieder aufs Neue fasziniert, ist das Zusammenspiel mit dem Publikum. Aus jeder Idee machen sie eine Geschichte, mal traurig, mal lustig, makaber oder schräg. Egal, was kommt. Sie nehmen jedes Hindernis an und spielen es aus, auch eher sperrige Ideen. Wie oft sie schon eine Szene auf der Toilette oder in der Sauna spielen sollten? „Ständig. Das ist nicht wirklich neu für uns“, lachen Dagmar Dörger und Dörte Peter.

Gibt es auch mal eine Idee, bei denen ihnen nichts einfällt? Eher nicht, sagen sie. Die fünf sind eingespieltes Team und tragen die Geschichte gemeinsam zur Tragödie oder zum Happy End – je nachdem, wie es das Publikum wünscht.

„Das Spannende dabei ist, keiner weiß, was in den nächsten Minuten passiert“, sagt Dagmar Dörger. Nichts ist geprobt, nichts ist geplant. Alles entsteht spontan. Das war am Anfang nicht so ganz einfach für die studierten Sozialpädagogen/-innen, die ihre ersten improvisierten Schritte unter Anleitung von Dagmar Dörger machten – damals noch als Studierende. Aber man gewöhnt sich an alles. Sogar Spontaneität kann man lernen, meint Dörte Peter, die hauptberuflich bei der Thüringer Landesstelle für Suchtfragen arbeitet.

„Man muss Ideen nur annehmen und ihnen die Chance lassen, sich zu entwickeln. So wird jede Aufführung zu etwas Besonderem, egal, ob es um Mobbing, Drogen, Kriminalität oder häusliche Gewalt geht“, meint sie. Immer aber steht und fällt ein Programm mit dem Publikum. Damit das auch bei eher abwartenden Zuschauern nicht vor den Baum geht, dafür gibt es die Moderation. Sie hilft dem Publikum dabei, eine Idee zu entwickeln, stellt Detailfragen und behält die Dramaturgie im Blick, während die anderen auf der Bühne agieren. „Der schwerste Job. Aber zum Glück muss da jeder mal ran“, da sind sich die Impro-Visionäre einig.

Auf dem 13. März freuen sich die Schauspielenden besonders. Dann legen sie zur Schurkenparty im Atrium der Stadtwerke so richtig los. Gemeinsam mit den Kindern lassen sie kleine und große Schurken lebendig werden. Klar, dass diese von edelmütigen Helden und Heldinnen in ihre Schranken gewiesen werden – zumindest dann, wenn die Kinder es so wollen. Denn die kleinen Besucher ab sechs Jahren diktieren das Programm und sollen ihrer Kreativität vollen Lauf lassen. Ganz wichtig: Bob der Baumeister oder Robin Hood sind nicht gefragt. Denn: Neue Helden braucht die Schurkenparty. Nur dann kommt auch Fahrt in die Geschichte.

Mit dabei ist auch die „Well Blech Bigband“ der Musikschule der Stadt Erfurt. Unter Leitung der Profimusiker Robert Fränzel und Olaf Niehl sorgt der Nachwuchs für die passende musikalische Umrahmung von Swing bis Jazz und Rock bis Pop.

Tickets gibt es  in der Buchhandlung Peterknecht oder direkt vor Ort in den Stadtwerken Erfurt.

Fotos: ImproVision