Bücherfreunde können ein Lied davon singen. Irgendwann ist kein Platz mehr im heimischen Bücherregal. Da kann man stapeln, schichten und umsortieren, irgendwann ist Schluss. Wegwerfen? Das geht ja gar nicht. Der eine vererbt seine geliebten Bücher an nachfolgende Generationen, in der Hoffnung, dass sie bei der Haushaltsauflösung nicht irgendwann im Container landen, der andere stapelt sie auf dem Dachboden, wo sie keinem nützen. Jetzt gibt es Hilfe, für alle, die ihre langgehüteten Schätze in gute Hände abgeben wollen. Und zwar vom Erfurter Herbstleseverein. „Wir haben jetzt ein Buchasyl“, sagt Dirk Löhr, Vorsitzender des Vereins, und verrät: „Das wollten wir schon immer.“

Im Bürgersaal des „Dacheröden“ stehen jetzt sieben große Bücherregale, perfekt an die farbliche Gestaltung des historischen Saales angepasst. Drei weitere sollen folgen, gespendet von den Stadtwerken Erfurt als langjährigem Partner der Herbstlese Erfurt.

„Mit dem Buchasyl schlagen wir drei Fliegen mit einer Klappe: Wir retten nicht nur Bücher, der Bürgersaal wird durch die Bücher auch noch schöner und viel gemütlicher, was wiederum positive Effekte auf die Raumakustik hat. Davon wiederum profitieren die Besucher, denn im großen Saal finden viele Lesungen statt“, erklärt er.

Logo_BuchasylSchon jetzt sind die mattgrauen Regale gut gefüllt, die Auswahl ist erlesen. Wer sich Zeit nimmt, findet hier so manchen Schatz. Werke von Stefan Heym stehen hier genauso wie Romane von Günter Grass oder Hans Fallada. Sogar die schwarze Volk-und-Welt-Reihe Spektrum steht fast komplett im Regal.

„Wir wollen nicht, dass Bücher im Container landen, das wäre schlimm“, so Dirk Löhr. So kann sich, wer seine Bücher spenden will, im Kultur: Haus Dacheröden melden, telefonisch oder per E-Mail. „Aber bitte nicht mit einer Kiste in der Tür stehen“, sagt Dirk Löhr. „Wir kommen vorbei und holen die Bücher ab. Was nicht zu uns ins Buchasyl kommt, geht direkt ins Stöberhaus der Stadtwerke Erfurt, auch dort gibt es gut gefüllte Bücherregale“, sagt er und greift schon wieder zum nächsten Buch. Zu jedem Buch erzählt er eine Geschichte, egal, ob Jean-Paul Sartre oder Walter Kempowski. „Hier der Kishon, da kann man gar nichts falsch machen. Die Geschichten rund um die ‚beste Ehefrau von allen‘ sind köstlich.“

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Peter Zaiß, Geschäftsführer der Stadtwerke Erfurt, unterstützt das Erfurter Buchasyl. Foto: Lutz Edelhoff

Wer mag, kann hier zu den Öffnungszeiten des Kultur: Haus Dacheröden stöbern und oben in der 1. Etage einen kleinen Obolus entrichten. Wie viel? Das liegt im Ermessen jedes Einzelnen, so Dirk Löhr.

Geöffnet ist montags bis freitags von 12 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 15 Uhr. Anfragen zur Bücherspende können gern per E-Mail unter kontakt@herbstlese.de gestellt werden. Aber auch per Telefon kann man sich melden: 0361 644 123 75.