Dicker liegt auf seinem Höhlentempel und lässt sich von der Sonne bestrahlen. Kreativ genug, unserer Echse einen Namen zu geben, waren wir nicht. Also heißt er einfach „Dicker“. Dicker, etwa 7 Jahre alt, ist eine ägyptische Dornschwanzagame und lebt in einem großen Terrarium. Seine Lieblingsbeschäftigung: rumliegen. Den ganzen Tag. Außer wenn es Futter gibt. Dann bewegt er sich zum Napf, frisst eher hastig als genüsslich und chillt danach weiter. Mit Linsen und Grünzeugs füttert man ihn glücklich. Als gustatorische Besonderheit gibt es ab und an Grillen oder Basilikumblätter.
Was man hinter der Fassade der entspannten Echse nicht sieht: Sie ist ein wahrhaftiger Stromfresser. Also nicht sie direkt, sondern eher die Lampen die sie braucht, um wüstenähnliche Wärme- und Licht-Verhältnisse in ihr Terrarium zu bekommen. Eine 70 Watt UV-Lampe und eine Hot-Spot-Lampe mit 50 Watt sorgen für 40 Grad Celsius-Temperaturen und steigende Stromrechnungen. 10,21 Kilowattstunden verbraucht Dicker in einer Woche. Das sind etwa 530 Kilowattstunden im Jahr.

Grund genug für mich, den Stromverbrauch unserer Haustiere einmal unter die Lupe zu nehmen. 1.800 Kilowattstunden Verbrauch im Jahr sind in einem Zwei-Personen-Haushalt eigentlich Durchschnitt und normal. Eigentlich. Bei meinem Freund und mir sind es 2.400 Kilowattstunden. Das Strommessgerät verrät, unsere Echsen – oder vielmehr die Beleuchtung die sie wirklich brauchen – sorgen dafür, dass die Ziffern unseres Stromzählers zusätzliche Runden drehen. Das Terrarium für Dicker macht etwa ein Fünftel unserer Jahres-Stromrechnung aus. Deswegen sollte die Anschaffung solcher Tiere auch in mehrerlei Hinsicht gut überlegt sein. Im Kollegenkreis frage ich umher, wie es bei ihren Tieren mit dem Stromverbrauch aussieht.
Ein häufiges Hilfsmittel bei der Beseitigung von Haustierresten ist der Staubsauger. Bei der Katze Eve meines Kollegen im Marketing ist das eine Kilowattstunde pro Woche, also sind es 52 kWh im Jahr. Er hat sich extra für das Kätzchen einen besonders stromsparenden Sauger angeschafft. Vorbildlich. Für die Hunde der Kollegen in der Kommunikation – zwei Dackel und ein Labrador – wird auch nur Strom für den Staubsauger notwendig. Je nach Haarlänge des Tieres ist dessen Einsatz täglich bis alle drei Tage vonnöten. Beim Staubsaugerkauf gibt es Effizienzklassen von A bis G. „Diese beziehen sich aber auf den durchschnittlichen Jahres-Stromverbrauch, wenn einmal die Woche gesaugt wird“, erhalte ich professionelle Beratung von SWE Energieberater Hartmut Mattauch. „Wer häufiger staubsaugt, zahlt auch mehr. Das sollte beim Kauf immer mitbedacht werden. Auch gibt es weitere Gütekriterien, wie Staubemission oder Lautstärke, die beim Kauf eine Rolle spielen. Die Leistung des Staubsaugers an sich macht keine Aussage über dessen Verbrauch.“ Besonders Strom-intensive Geräte wie ein Katzenbrunnen, eine Infrarotleuchte bei Erkältung oder eine Haustier-Kamera (ja es gibt Leute, die sich so etwas kaufen) hat keiner meiner Kollegen.

Neben den drei Echsen wohnen bei uns die Wellensittiche Merlin und Morle. Sie brauchen an und für sich keinen Strom, nur im Winter Wärme im Raum. Dafür schalte ich die Heizung an. Auch aus Eigennutz, da ich in den eigenen vier Wänden selbst nicht erfrieren möchte. Der Mini-Handstaubsauger, der regelmäßig Federn und Körnerreste der beiden Piepmätze vom Boden entfernt, wirkt sich kaum auf die Jahres-Stromrechnung aus. 0,023 Kilowattstunden verbraucht er, wenn ich seinen Akku einmal pro Woche auflade. Also etwa 2 Kilowattstunden pro Jahr.
Die Schlangenschwestern Akasha und Noreia meiner Kollegin leben in einem Terrarium mit 18 Watt Neonröhre beziehungsweise 75 Watt Infrarot-Wärmelampe. Sechs Kilowattstunden wöchentlich zeigt das Strommessgerät an. Summa Summarum im Jahr 312 kWh. Auf der Verpackung der Neonlampe prangt groß: Energieeffizienzklasse A+. Das ist schon ganz gut und kompensiert den hohen Strombedarf der Wärmelampe. Der Energieberater erklärt aber auch: „Je energiesparender die Lampen, desto weniger Wärme geben sie ab. Daher braucht man im Bereich der Terrarien auch nicht über LED nachzudenken. Heizt die Lampe nicht genug für den Bedarf des Tieres, ist immer eine Heizung oder heizende Lampe notwendig.“

Die Kollegin in der Produktentwicklung verschönert sich die Stube mit einem Aquarium. 9,1 Kilowattstunden verbraucht die Beleuchtung des 240 Liter Aquariums mit den Zierfischen wöchentlich. Im Sommer, zum Messzeitpunkt, noch ohne Heizung. Das macht 16 Prozent ihres gesamten Stromverbrauchs aus. Im Winter kommt dann noch eine Heizung hinzu, die mit 50 Watt Leistung auch nochmal am Stromzähler drehen wird. Von der Art der Fische hängt ab, wieviel Wärme sie brauchen. Rote Neons und andere Salmler, wie im Aquarium der Kollegin, fühlen sich in 25 bis 27 Grad warmen Wasser wohl.

Am stromsparendsten sind übrigens die vier Kaninchen unserer Auszubildenden. Ihr Unterhalt benötigt absolut keinen Strom. Saugen ist, da Elsa, Örni, Tina und Fanny draußen leben, nicht notwendig. Auch die Landschildkröte unseres IT’lers benötigt wenig Strom. Frühling bis Herbst ist sie in einem Außengehege, im Winter kommt sie in den Kühlschrank. Nicht, um zur Schildkrötensuppe zu garen, sondern für den Winterschlaf. Da der Kühlschrank der Besitzer aber ohnehin an sein muss, zählt er an dieser Stelle nicht mit. Leider ist die Schildi vor kurzem davongelaufen – und ihr Stromverbrauch beträgt einmal mehr gleich Null.
Fazit: Wer Strom sparen will, holt sich lieber kein Haustier, das eine leistungsstarke Beleuchtungstechnik benötigt. Wem das egal ist, und wer sich an Echse, Kriechtier oder Fisch erfreut, der sollte an anderen Stellschrauben drehen, um Strom zu sparen. Zum Beispiel durch einem Fernseher mit geringerer Bilddiagonale. Klarstellen möchte ich die Textüberschrift an dieser Stelle auch noch: wahrhaftig Strom fressen die Tiere nicht, sondern die Ausstattung ihres Lebensraums in unseren Wohnungen.
PS: Wer Stromfresser in seinem Haushalt ausmachen will, kann sich kostenlos ein Strommessgerät im Kundenzentrum der SWE ausleihen. Mehr dazu gibt es hier. Zur Energieberatung mit Hartmut Mattauch geht es hier.

Fotos: privat