Auch in schweren Zeiten war ein gepflegter Fahrzeugpark ein Markenzeichen der Erfurter Straßenbahn. Hier sind 1948 im Betriebshof Nordhäuser Straße fleißige Kollegen dabei, dem Triebwagen 24 (Baujahr 1925) zu sauberen Scheiben zu verhelfen. Er hat seine Notverglasung wieder gegen richtige Scheiben getauscht, die damals übrigens noch reines Fensterglas waren, Sicherheitsglas fand erst ab den 50er Jahren Eingang in den Straßenbahnwagenbau. Immerhin wird es noch ein Jahr dauern, bis die letzten Wagen wieder vollständig verglast sind.
Waschanlagen für Straßenbahnen waren zu der Zeit noch nicht üblich, solche Reinigungsarbeiten waren reine Handarbeit. Allenfalls eine Handwaschbürste mit angeschlossenem Wasserschlauch stand zur Verfügung, deshalb auch die Gummistiefel der beteiligten Herren…
Aus derselben Zeit stammt dieses Foto:
Für einen Straßenbahnbetrieb eher ungewöhnlich ist die Existenz eines Fahrzeuges ohne Betriebsnummer. Auf welcher Grundlage die Dokumentation auch früher schon vorgeschriebener Wartungs- und Kontrolldurchsichten durchgeführt wurden, entzieht sich unserer heutigen Kenntnis, Unterlagen dazu sind leider nicht mehr vorhanden.
Der auf dem Bild zu sehende Winterdienstwagen wurde jahrzehntelang als Salzlore verwendet. Untergestell ist ein alter Pferdebahnwagen noch mit originalen Speichenrädern. Zwischen den Rädern kann man die Fallrohre für das Salz sehen, das per Hand in die Trichterenden der Fallrohre geschaufelt wurde, daher auch die Reling auf den Seitenwänden für die mitfahrenden Kollegen. Ganz sicher war das kein Vergnügen.
Bliebe noch zu ergänzen, dass Fahrzeuge mit Holzaufbauten wegen des Salzes wesentlich robuster waren als solche aus Stahl, deswegen hatten neuere Fahrzeuge, die als Salzwagen verwendet wurden, eine viel kürzeres Leben. Immerhin ging unser Wagen erst 1961 den Weg allen alten Eisens.
Der Autor dieses Beitrags ist Michael Nitschke, Betriebsleiter der EVAG. Für unseren Blog kramt er immer mal wieder im Archiv und stellt seine Funde vor.