„Das sind so tolle Räume. Hier muss man einfach Leben reinbringen“, schwärmt Tely Büchner und kann den 4. April gar nicht  erwarten. Dann nämlich bekommt der Kulturquartier e.V. die Schlüssel für das alte Schauspielhaus. Seit den 1950er-Jahren war das Haus als Bühne fest im Bewusstsein der Erfurter verankert. Hier pulsierte das Theaterleben, bis es 2003 geschlossen und dem Verfall preisgegeben wurde. Heute weht altes Laub über den Vorplatz, die Fenster sind verbarrikadiert: Einziges Lebenszeichen: Graffitis an der Fassade.

Altes Schauspielhaus
Foto: Karina Hessland

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Und so mancher fragt sich: Ach ja, das Schauspielhaus – wo war das noch mal? Dabei ist es nur wenige Gehminuten vom Anger entfernt und der perfekte Platz für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft. Davon sind Tely Büchner und Ronald Troué fest überzeugt. Ihr Ziel: eine Genossenschaft aus Erfurtern, die sich für das Haus als kulturellen Dreh- und Angelpunkt der Stadt einsetzt.

Zwei Tage nach der Schlüsselübergabe geht es schon los: Mit der Preview Volume 2. Dann öffnen sich die Türen des Hauses wieder für Besucher: und zwar ganze fünf Tage lang. „Fast wie in alten Zeiten“, meinen Ronald Troué und Tely Büchner. Beide sind im Vorstand des Vereins, der das alte Gemäuer wieder mit Leben erfüllen will.

13 Veranstaltungen sind vom 6. bis 10. April im Schauspielhaus geplant: Theater, Kino, Musik, Tanztheater, Literatur. Unterstützt wird das ambitionierte Vorhaben auch von den Stadtwerken Erfurt: über die Projektförderung 25 x 1000.

Altes Schauspielhaus
Altes Schauspielhaus Foto: Karina Hessland

„Wir bespielen das Foyer und den großen Saal, setzen auf Veranstaltungen für große und kleine Erfurter. Beim letzten Mal kamen mehr als 1000 Besucher. Von 7 bis 77 war alles dabei, das möchten wir gern toppen“, sagt Ronald Troué.

Wer einfach nur das Haus auf sich wirken lassen möchte, sollte die Führungen, die am Samstag, stündlich zwischen 14 und 17 Uhr angeboten werden, nicht verpassen. Hier empfiehlt er Interessenten, sich vorher per Mail – info@kulturquartier-erfurt.de –  anzumelden. Denn pro Durchgang können nur 15 bis 20 Personen hinter die Kulissen schauen.

Stillstand in Bewegung versetzen will auch Rosmarie Weinlich. Die Künstlerin verwandelt die alten Schaukästen des Schauspielhauses in ein Kaleidoskop voller neuer Eindrücke. Wie ein magisches Auge sollen die Stadtraumboxen auch dann noch Besucher anziehen, wenn die Türen wieder fest verschlossen sind. Denn bis zum Umbau des Hauses in ein Kunst- und Kulturzentrum ist es noch ein langer Weg.

Das wissen auch Tely Büchner und Ronald Troué und wollen die fünftägige Preview dafür nutzen, verstärkt für ihr Genossenschaftsprojekt zu werben. 1000 x 1000 ist das Motto. Im Klartext heißt das: Tausend Bürger investieren jeweils 1000 Euro in Form von Genossenschaftsanteilen in das neue Kulturquartier der Erfurter. „Unser Ziel: 1 Million Euro an Eigenmitteln zusammenzutragen. Nur so können wir weitere Mittel akquirieren“, sagt Tely Büchner. Erst dann kann der Umbau starten. Die Pläne liegen vor. Jetzt ist es an den Erfurtern, Flagge zu zeigen. Auch Einzelpersonen können sich zusammenschließen, um die 1000 Euro gemeinsam einzubringen, erklärt sie.

Den Veranstaltungsreigen von Stummfilm bis Impro-Theater haben die Vereinsmitglieder quasi nebenbei organisiert, denn ihre Brötchen verdienen sie anderswo. Viele haben geholfen, bei der Gestaltung des Programmheftes, aber auch bei der Logistik. „Wahnsinn, was man alles an Technik ins Haus tragen muss, damit Bühnengespräche, Tanztheater oder Filmvorführungen realisiert werden können“, sagt Tely Büchner und dankt allen Helfern für ihre Unterstützung.

TICKETS:
Karten gibt es im Vorverkauf bis zum 5. April im Wiesel im Studentenzentrum in der Engelsburg, ab 6. April jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn direkt im Schauspielhaus.

Mehr über den Verein, das Programm der Preview Volume 2 und das Genossenschafts-Vorhaben „1000 x 1000“ gibt es im Internet unter http://www.kulturquartier-erfurt.de.