Ich wurde also auf meine zweite Mission geschickt. Nach dem Winterdienst nun den Sperrmüll begleiten. Pünktlich stand ich am verabredeten Treffpunkt, es lag sogar einen Haufen Müll dort. Dieser allerdings war wild abgelagert und gar nicht angemeldet. Das wusste ich aber nicht. Erst nachdem ich circa 20 Minuten später angerufen wurde. „Wo bist du? Die Jungs warten schon auf dich.“ Ups. An meinem ersten Tag zu spät, peinlich. Fünf Minuten später hatten wir uns dann gefunden. Moritzhof und Moritztor hören sich am Telefon aber auch verdammt ähnlich an…

Hans, Thomas und Frank waren meine drei Kollegen für den Tag. Auf dem Plan stand die Altstadtrunde. Bevor’s überhaupt losging standen wir vor dem nächsten Problem. Platz im Auto für drei Personen. Wir: Vier Personen. Hm. Da ich ja, vorbereitet mit Kamera und Mikrofon, alle meine Fragen loswerden wollte, musste einer der Männer seinen Platz im Fahrzeug abtreten. Hans erbarmte sich und radelte voran. „Der fährt eh jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit, dem macht das nichts.“, ermunterte mich Thomas lachend. Mir tat das irgendwie schon leid, aber für viel Mitgefühl hatte ich keine Zeit.

Es ging direkt los, wir fuhren von Straße zu Straße und sammelten den Sperrmüll ein. Auf der Fahrt stellte ich, ganz reportermäßig, meine Fragen. Was darf alles auf den Sperrmüll? Wie funktioniert eigentlich die Presse? Macht euch die Arbeit Spaß? Ab und an musste ich nicht mal aus dem Fahrzeug steigen, weil so wenig zu verladen war. Oder ich hab’s einfach nicht geschafft. Halb aus der Tür hängend musste ich feststellen, dass mir Frank schon wieder entgegen kam und wir weitermussten. Schnell ist wohl anders. Zu tun gibt es für die Männer allerdings genug. Bis zu 12 Tonnen Sperrmüll kommen da manchmal am Tag zusammen. Da das Fahrzeug nur bis zu 7 Tonnen aufnehmen kann, muss dann sogar zwischendurch was zur TUS geschafft werden. „Wenn du schon mal einen Umzug gemacht hast, dann weißt du wie das ist. Nur, dass wir am Tag circa fünf Umzüge machen.“, lacht Frank. Ihm macht die Arbeit Spaß. Lustige Kollegen, jeder Sperrmüllhaufen eine Überraschung. „Manchmal melden die Leute ein Bett an und dann steht der ganze Haushalt auf der Straße.“, so Thomas. Es geht natürlich auch andersrum, aber das ist seltener. Ich erfahre viel über die Probleme, die es so gibt. Falschparker und Sperrmüll auf Hundehaufen-Wiesen sind nur einige davon. Wenn der Sperrmüll zugeparkt ist, kann er nicht geholt werden. Das Verletzungs– oder Beschädigungsrisiko ist einfach zu hoch, auch wenn manche Leute da gern Beschwerde einlegen. Wenn die Männer den Sperrmüll nicht mitnehmen, dann hat das auch seine Gründe.

Frauen gibt es beim Sperrmülldienst keine. Als ich danach frage lachen die Männer. „Nein nein, hier gibt es keine Frauen. Es gab nur mal eine, die ihre Ausbildung bei uns gemacht hat.“, sagt Thomas. Ich merke auch, wieso es keine Frauen gibt. Sobald ich bei etwas Schwerem anpacken will, kommt mir einer der Sperrmüll-Männer zuvor. „Ich hab ja gar keine Chance mich zu beweisen, wenn mir hier alles verboten wird.“, beschwere ich mich und ernte Gelächter der Männer.

Das Lachen vergeht uns ziemlich schnell, als wir feststellen, dass mein Fahrrad geklaut wurde. Hans ist nicht mehr mobil (ich auch nicht). Wir müssen André anrufen, der die Männer koordiniert. Der schickt ein Auto, das einen von uns zur Stadtwirtschaft bringen kann. Kurz herrscht extrem schlechte Stimmung. Hans ist fassungslos. „Da schaut man zwei Minuten nicht hin und dann sowas. Das kann man keinem erzählen.“, wettert er. Dennoch geht’s weiter. Wir müssen auch fertig werden. Nach dem letzten riesigen Sperrmüllhaufen geht’s zum Mittag.

Danach geht’s nochmal los, bis 16 Uhr. Dann aber ohne mich, denn ich hab genug Möbel getragen heute…

Auch wenn das Ende meiner Tour nicht besonders erfreulich scheint, war es ein lustiger Tag. Ich habe zwar nicht den Berufswunsch des Sperrmüll-Laders für mich entdeckt. Dafür aber liebe, bodenständige und hart-arbeitende Männer, die diesen Beruf ausüben.

Gastautorin und Praktikantin Anika

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