Wenn überschüssiger Ökostrom zu Wärme wird

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Allgemein,JOURNAL Herbst/Winter 2025

Die neue Power-to-Heat-Anlage in Erfurt

Mit der offiziellen Inbetriebnahme der Power-to-Heat-Anlage an der Stotternheimer Straße im September 2025 setzte die Stadtwerke Erfurt Gruppe mit der SWE Energie GmbH und dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission GmbH ein starkes Zeichen für die Wärmewende in Thüringen.

  • Leistung: 20 Megawatt elektrische Leistung – genug, um rund 2.000 Haushalte mit Wärme zu versorgen
  • Technik: Elektrodenkessel mit 6.000 Litern Volumen, Betriebstemperaturen von 98–128 °C
  • Netzanbindung: Einspeisung direkt ins Erfurter Fernwärmenetz oder in Wärmespeicher
  • Bauzeit: nur 15 Monate, Fertigstellung fünf Wochen vorfristig
  • Investition: rund 8 Millionen Euro, getragen von 50Hertz Transmission GmbH

Energieminister Tilo Kummer lobte bei der feierlichen Inbetriebnahme: „Die Anlage sorgt dafür, dass das Stromnetz entlastet wird und preiswerter Überschussstrom aus erneuerbaren Energien für Erfurts Wärmeversorgung genutzt werden kann. So sparen wir Erdgas, schützen das Klima und schaffen ein Vorbild für die Transformation der Energieversorgung in Thüringen.“ Mit dem Projekt reiht sich Erfurt in eine wachsende Zahl von Städten ein, in denen Power-to-Heat-Anlagen schon heute erfolgreich arbeiten – darunter Leipzig, Hamburg und Rostock.

Die Energiewende bringt viele Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich. Gerade bei Wind und Solarstrom kommt es regelmäßig zu Überschüssen: An besonders sonnigen oder windigen Tagen wird mehr Strom erzeugt, als aktuell verbraucht werden kann. Bisher mussten Anlagenbetreiber solche Spitzen oft „abregeln“ – also Windräder oder Photovoltaikanlagen drosseln, damit das Stromnetz nicht überlastet wird. Mit der sogenannten Power-to-Heat-Technologie (PtH) gibt es nun eine clevere Lösung: Aus überschüssigem Ökostrom wird nutzbare Wärme.

Das Prinzip – Strom wird zu Wärme

Eine Power-to-Heat-Anlage arbeitet im Kern wie ein riesiger Wasserkocher. Überschüssiger Strom aus Wind- und Solaranlagen fließt in einen sogenannten Elektrodenkessel. Darin wird Wasser durch elektrische Energie bis auf 128 Grad erhitzt – schnell, effizient und ganz ohne Umwege. Die so entstehende Wärme lässt sich entweder direkt ins Fernwärmenetz einspeisen oder in Wärmespeichern zwischenlagern. Ein großer Vorteil: Diese Technik ist stufenlos regelbar. Das heißt, die Anlage kann jederzeit flexibel hoch- oder heruntergefahren werden, genau dann, wenn das Stromnetz entlastet werden muss. Damit werden gleich zwei Ziele erreicht: Netzengpässe werden überwunden, und die Wärmeversorgung in Erfurt wird nachhaltiger.

Ein Schlüssel für die Wärmewende

Rund die Hälfte der Energie, die wir in Deutschland verbrauchen, steckt im Bereich Wärme – etwa fürs Heizen oder für Warmwasser. Bislang stammt sie überwiegend aus Gas oder Öl. Power-to-Heat macht es möglich, fossile Brennstoffe Stück für Stück zu ersetzen und gleichzeitig das Erfurter Wärmenetz zu stärken. Weil die Technik zuverlässig, einfach und robust ist, gilt sie als erster Meilenstein hin zu einer vollständig klimaneutralen Wärmeversorgung. Städte mit einem dichten Fernwärmenetz wie Erfurt profitieren dabei besonders.

 

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