Sie sind das El Dorado für die Fans von großen, kräftigen Motoren. Und von all jenen (und davon gibt es jede Menge), die Busse lieben – die beiden Hallen auf dem EVAG-Gelände am Urbicher Kreuz, in denen die rotweiße Flotte der Landeshauptstadt regelmäßig auf Herz und Nieren geprüft, gewartet und immer wieder flott gemacht wird.

Einer der hier sein (junges) Arbeitsleben verbringt, ist Maximilian Umbreit. Er ist 17 Jahre alt und befindet sich im ersten Lehrjahr zum KFZ-Mechatroniker mit dem Schwerpunkt Nutzfahrzeugtechnik bei den Erfurter Verkehrsbetrieben. Der Vater von Maximilian ist Handwerker, sein Onkel und sein Cousin arbeiten ebenfalls in einer Werkstatt. Das Schrauben, Drehen, Bohren und Werkeln liegt seiner Familie im Blut. „Ein Schreibtischjob ist nichts für mich“, sagt Maximilian. „Ich bin ein aktiver Mensch, ich liebe die Arbeit an Autos und Maschinen. In meiner Schulzeit hatte ich in der Buswerkstatt ein zweiwöchiges Praktikum gemacht. Danach war für mich klar: Hier will ich meine Ausbildung machen.“

Ganz schön viel Technik! Schrauben, Ölen, Sichten – alles Aufgaben für Max im ersten Lehrjahr.

Maximilian ist einer von aktuell sieben Mechatroniker-Azubi bei der EVAG, er lernt (auch) in der 1.200 Quadratmeter großen Betriebshalle: Um die 65 Busse sind täglich in und um Erfurt unterwegs, alle drei Monate werden die rotweißen Riesen in der Betriebshalle gewartet und einmal im Jahr ist die Hauptuntersuchung. Maximilian: „Repariert werden sie dann in der Hauptwerkstatt, wo bis zu 18 Busse gleichzeitig stehen können.“ Ganz schön viel, wenn man bedenkt, dass ein Solo-Bus zwölf Meter und ein Gelenkbus 18 Meter lang ist.

Max` Ausbildungsleiter ist Mario Bauchspieß. Der 38-jährige Werkstattleiter zeigt seinen Lehrlingen alles, was zu beachten ist. 23 von ihnen hat Bauchspieß schon begleitet. Was muss ein Azubi mitbringen? „Technisches Verständnis ist das A und O und er oder sie muss Lust auf Lernen haben. Dabei ist es ist nicht wichtig, ob jemand schon Erfahrung mit Autos oder Bussen hat.“

Die Keilriemen werden von Max und seinem Ausbilder Mario Bauchspieß genau unter die Lupe genommen. Zu tiefe Risse zeigen die Abnutzung der Riemen.

In Erfurt sind zwei Bus-Typen im Einsatz. „Einmal der Solowagen mit zwei Achsen und der Gelenkwagen mit drei Achsen“, sagt Maximilian. Schon der kleinste Schaden muss angeschaut und repariert werden, um die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten. Mit seinen 17 Jahren darf Max noch nicht mit elektrischen Geräten (z.B. Bohrmaschine) arbeiten, aber die Hände macht er sich trotzdem schmutzig. „Öl- und Filterwechsel, Einstellarbeiten und Prüfungen der Keilriemen: alles Aufgaben für mich. Die Arbeit an den großen, neuen Fahrzeugen macht Spaß. Ich bin stolz, hier eine Ausbildung machen zu können.“

Max ist auf der Ausbildungsmesse der SWE auf den Job gestoßen. Egal ob Berufskraftfahrer, IT-Systemelektroniker oder Mechatroniker – hier gibt’s für Jugendliche ab Klassenstufe acht jede Menge Infos zu den Ausbildungsberufen der Stadtwerke Erfurt Gruppe und weiteren Thüringer Unternehmen. Maximilian: „Der Job als Mechatroniker hat mich besonders begeistert.“

Im ersten Lehrjahr darf Max noch nicht selbstständig arbeiten, denn die Technik eines Busses ist sehr komplex. „Im ersten Jahr lernen unsere Azubis erst einmal die Grundlagen der Mechanik und Elektrotechnik sowie den Umgang mit Werkzeug, die Aufgaben werden jährlich gesteigert“, sagt Mario Bauchspieß. Motoröl auffüllen muss Max aber schon jetzt: „Zwischen 35 und 40 Liter Motoröl werden zum Ende des Ölwechsels betankt und das alle 60.000 Kilometer.“

2021 rollten sechs nagelneue Busse auf das Gelände

In den letzten Jahren nahm die EVAG 20 neue Busse von MAN mit jeweils 360 PS in Betrieb. Das Besondere: „Die neuen Busse sind sehr leise und erfüllen die aktuelle Euro 6d-Norm. Bei den Efficient Hybrid-Fahrzeugen ist ein Teil des Antriebssystems neu. Sie fahren zwar auch mit Diesel, können aber zusätzlich rekuperieren“, sagt Mario Bauchspieß. „Gerade in der Stadt ist das von Vorteil, die Busse müssen immer wieder vor Ampeln und an Haltestellen bremsen. Die dabei entstandene Bremsenergie kann nach dem Zwischenspeichern in Kondensatoren beim Beschleunigen wieder genutzt werden. Somit wird viel Energie effektiver genutzt und gleichzeitig der Schadstoffausstoß reduziert.“ 2023 und 2024 sollen zehn weitere neue Busse kommen. 2025 dann nochmal zwei Solobusse und ab 2026 sind rein elektrische Gelenkbusse in Planung. Bauchspieß: „Bis dahin müssen wir die Infrastruktur auf dem Betriebshof entsprechend umrüsten.“

Was Max an seiner Ausbildung schätzt? „Egal ob Fahrersitz kontrollieren, Bremsen überprüfen, oder Feuerlöscher austauschen. Dieser Job ist super vielseitig. Und: Theorie und Praxis sind nah beieinander.“ Vier Wochen Werkstatt, zwei Wochen Schule: für Max die perfekte Kombination. Seine Lieblingsfächer in der Schule: Sport und Physik. „Aber nicht das Formeln auswendig lernen, sondern eher die Art und Weise, wie Technik funktioniert. Hier in der Buswerkstatt kann ich das Gelernte anwenden, meinen Kollegen Fragen stellen und mir die Technik direkt vor Ort ansehen.“

Auch unter einem Bus gibt’s viel. Hier drückt Maximilian Fett mit einer Fettpresse dorthin, wo’s auch hingehört.

Insgesamt dauert die Ausbildung dreieinhalb Jahre. Im ersten Lehrjahr geht es um die Basics, um das allgemeine technische Verständnis. Es wird gelehrt wie Werkstoffe hergestellt werden, welche Eigen-schaften sie besitzen und wie man diese durch Bohren, Trennen und Umformen bearbeitet. Im zweiten Lehrjahr lernen die Azubi Dinge wie die Funktionsweise von Otto- und Dieselmotoren und es geht in die Vertiefung der Elektronik von Fahrzeugen. Zudem werden Kenntnisse für Instandsetzungsarbeiten an der Karosserie und Kraftübertragungssystemen, insbesondere Schalt- und Automatikgetriebe erlernt. Im dritten Lehrjahr werden Brems- und Fahrwerkssysteme geprüft und beurteilt sowie verschiedene Motormanagementsysteme und Abgassysteme vorgestellt. Im dritten und vierten Lehrjahr werden dem Azubi alternative Antriebstechniken wie Elektro-, oder Wasserstoff- bzw. Hybridantrieb gelehrt. „Das vierte Lehrjahr ist das „High-End“. Der Azubi bekommt eine Aufgabe und muss diese selbstständig erledigen. Ihm wird dann nur noch über die Schulter geschaut. Er muss für die Störung eine Diagnose- und Reparaturmöglichkeit bestimmen, die richtigen Werkzeuge aussuchen und natürlich die Störung behe-ben“, sagt Bauchspieß.

Gute Aussichten für SWE-Azubi

Max: „Ich arbeite 38 Stunden die Woche. Beginn ist 7:30 Uhr, Schluss 16:15 Uhr. Am Freitag arbeite ich nur bis 14:15 Uhr. Außerdem habe ich 30 Tage Urlaub im Jahr. Das ist mehr, als bei anderen Ausbildungs-berufen.“ Max hat bei einem guten oder sehr guten Abschuss eine Übernahmegarantie. „Ich möchte in Erfurt bleiben und hoffe, dass ich übernommen werde. Der Job hier ist mein Traumberuf. Vielleicht mache ich noch einen Bus- und LKW-Führerschein, denn das ist auch bei der EVAG möglich.“

Übrigens: Vor rund 22 Jahren machte Mario Bauchspieß seine Ausbildung ebenfalls in der Buswerkstatt der EVAG. Früher sah seine Werkstatt etwas anders aus und auch die Zahl der Bewerbungen war größer. „Damals haben sich über 100 Leute auf den Ausbildungsplatz beworben, heute sind es um die 15 junge, interessierte Menschen. Dabei ist der Job vielseitig und hat Zukunft.“

Aktuell suchen wir noch zum 1. August 2022 Auszubildende zum Kraftfahrzeugmechatroniker. Jetzt informieren und bewerben unter https://t1p.de/Kraftfahrzeugmechatroniker

Text: Lara Klewin; Fotos: Christian Fischer