Ira kann es kaum erwarten. Sie ist im 1. Lehrjahr zur Fachkraft im Fahrbetrieb. Sie ist eine von acht jungen Menschen, die im August ihre Lehrstelle angetreten haben, drei davon sind Frauen. „Ich bin schon immer gern Bus gefahren, schon als Kind, das ist heute noch so“, erzählt sie von ihren Beweggründen, bei der EVAG anzuheuern, und freut sich, dass sie eine der ersten ist, die den neuen Fahrschulbus der EVAG erkunden darf.
Zögernd nimmt sie auf dem Fahrersitz Platz und lässt sich von Ausbilder Valerio Block die Knöpfe und Tasten erklären. Und davon gibt es einige im Armaturenbrett des Iveco Evadys. Türöffner, Scheibenheizung, Spiegelverstellung, Ambientelicht, Sonnenrollo… Schon der Fahrersitz ist ein kleines Wunderwerk. Der nämlich lässt sich perfekt einstellen, egal, ob man nun 1,57 oder 1,82 m groß ist wie Ira. Die Fahrersitze der EVAG sind ergonomisch gebaut und haben sogar eine Sitzbelüftung. Müssen sie auch, schließlich sollen die Fahrer im Dienst keine Rückenschmerzen bekommen.

12 Meter ist der neue Solo-Bus lang. 294 kW mit 1.700 Nm Drehmoment stecken unter der Haube. Seit August ist das 12,9 Tonnen schwere Fahrzeug im Einsatz. Es bietet Platz für bis zu 49 Fahrgäste und verfügt über einen Rollstuhllift. „Der Iveco hat einen Spurhalteassistent. Verlässt der Bus die Fahrspur, beginnt der Fahrersitz zu vibrieren. Dadurch wird der Fahrer auf die Spureinhaltung aufmerksam gemacht und vom Fahrzeug aufgefordert gegenzusteuern“, erklärt Valerio Block. Ein Abbiegeassistent überwacht mittels einer Weitwinkelkamera beim Abbiegen den toten Winkel. Für den Fahrlehrer gibt es eigene Spiegel, damit er die Seitenbereiche des Busses einsehen kann. Außerdem verfügt der Bus über ein eigenes Gas-, Kupplung- und Bremspedal für den Fahrlehrer, damit er, falls es nötig ist, in die Ausbildungsfahrt eingreifen kann. Diese Pedale können durch ein Stecksystem schnell am Fahrlehrerplatz montiert und wieder entfernt werden. So kann man den Bus auch im Linien- oder Gelegenheitsverkehr nutzen.

„Anders als die anderen Busse der EVAG-Flotte hat das Fahrschulfahrzeug eine Handschaltung, damit die Azubis das Fahren von der Pike auf lernen und nicht nur Automatikgetriebe kennen“, erzählt Valerio Block, der seit 2009 bei der EVAG arbeitet. Hier hat er seine Ausbildung als FIF (Fachkraft im Fahrbetrieb) gemacht und war jahrelang als Bus- und Straßenbahnfahrer auf allen Linien der Erfurter Verkehrsbetriebe unterwegs.
Heute ist er Verkehrsmeister und kümmert sich um die Azubis, die übrigens schon einen Spitznamen für den nagelneuen Fahrschulbus haben. „Wir nennen ihn Panda, wegen seiner Augen. Wir können es alle gar nicht erwarten, endlich damit zu fahren“, erklärt die 17-jährige Ira. Bis dahin geht jedoch noch einiges an Zeit ins Land. Aktuell ist Ira im Rangierdienst eingesetzt, auch die Bus- und Straßenbahnwerkstätten stehen noch auf dem Programm. Ebenso wie das EVAG-Mobilitätszentrum. Das ist sehr wichtig, denn die Fahrer müssen sich mit den Tarifen auskennen und dabei auch die Bedürfnisse der Fahrgäste im Auge haben“, betont Valerio Block.

Ira macht aktuell gerade ihren Führerschein fürs Auto. Wenn sie den Schein fürs begleitete Fahren in der Tasche hat, kann es losgehen mit der Fahrschule für den Bus. Die eigentlichen Fahrstunden übernimmt eine Erfurter Fahrschule, immer aber mit dem Fahrschulbus der EVAG.
„Im Anschluss machen wir mit unseren FIFs Gelenkbuseinweisungen. Im Schnitt dauern sie zwei Wochen. Dann gibt es eine Zwischenprüfung. Fällt die zu unserer Zufriedenheit aus, dürfen die Azubis mit einem Lehrfahrer und Fahrgästen raus“, erzählt Valerio Block. Gemeinsam fahren sie jede einzelne Linie ab, damit sie die Strecke kennenlernen. „Für die 111 planen wir gern mal ein paar Tage mehr ein. Die ist recht anspruchsvoll, führt vom Europaplatz über Elxleben und Witterda nach Walschleben und Ringleben. Manche Straßen sind da recht schmal. In Ringleben haben wir die engste Kurve im gesamten Streckennetz. Das muss man ordentlich üben. Hier weisen wir die Azubis sehr intensiv ein“, erklärt der 38-jährige Verkehrsmeister. Erst, wenn die jungen Leute richtig fit sind, geht es zur Prüfung und im Anschluss in den Fahrdienst.