Thomas Greyer ist nicht nur Busfahrer bei der EVAG, er hat auch ein ganz besonderes Hobby: In seiner Freizeit baut er alte Fahrzeuge wieder auf.
Eins seiner geliebten Schätzchen ist der ROBUR LO2501, der aussieht, als käme er gerade vom Band. Dabei war er ziemlich heruntergewirtschaftet, erinnert sich Thomas Greyer.
„Gekauft hab ich ihn eigentlich wegen dem Geräusch, mit dem die Tür zufällt“, sagt er, greift nach der Klinke an der Fahrgasttür des Ello und lässt die Tür kurz zufallen. Ein sattes Geräusch ertönt.

„Früher haben die Fahrgäste die Türen noch selbst geöffnet und auch wieder zugemacht, wenn es weiterging“, erzählt er. Wir nicken fachmännisch, erinnert es uns doch an alte Zeiten.
Thomas Greyer indes hat ein seeliges Lächeln im Gesicht. „Das klingt wie bei meinem alten Ikarus“, sagt er träumerisch. Der Busfahrer arbeitet seit 36 Jahren bei der EVAG. Angefangen hat er damals als Kfz-Schlosser. Das ist auch gut so, denn der „ELLO“ war ziemlich hinüber, als er vor Jahren 3.000 Euro für das Gefährt auf den Tisch blätterte.

„Reingesteckt hab ich bestimmt 15.000“, grübelt er. Die meisten Ersatzteile hat er sich im Internet besorgt und dann geschraubt, geschraubt, geschraubt. Zum Glück ist er Mitglied im 1. Oldtimerclub Erfurt e. V. und kann in der Halle ungestört arbeiten. Hier hat er auch seine anderen automobilen Schätzchen untergebracht.

„Wir sind ein super Team, allerdings nicht mehr ganz jung und könnten gut Nachwuchs gebrauchen“, meint er. Der Robur war völlig verrostet, der Innenraum total verschmiert und mit schwarzen Stiften vollgekritzelt, auch die Sitze und der Himmel. „Scheinbar haben Kinder ihn als Jugendclub benutzt“, mutmaßt er.
Die Gummis an Türen und Fenstern waren total porös. „Allein die wiederzubeschaffen, war ein Abenteuer“, sagt er und zeigt uns das Fahrtenbuch. Der alte Bus mit 75-PS-Motor gehörte einer LPG. Damit wurden die Leute aufs Feld gefahren, denn für den Linienverkehr war der ELLO viel zu klein.
„Als Busfahrer haben wir das Gefährt früher belächelt. Zu mehr als einem größeren Betriebswagen taugte es nicht, nicht nur wegen der Motorisierung. Der Bus hat ja auch nur 20+1 Sitze“, erzählt er.
Viel Zeit und Geld hat Thomas Greyer in den Robur gesteckt. Heute sieht er aus wie aus dem Ei gepellt. Kein Stäubchen, keine Schmarre. Der Bus von 1972 ist in hellem Beige lackiert, die Stoßstangen und das Dach sind weiß. An den Fenstern hängen kleine Gardinen, passend zu den rotbraunen Kunstledersitzen, die er mühevoll sauber geschrubbt hat.
Bei der Innenverkleidung hatte Thomas Greyer weniger Glück. „Die war nicht zu retten. Ich hab wirklich alle Geheimtipps ausprobiert.“ Also hat er alles neu verkleidet und auch den Himmel ausgetauscht und neu verspannt. Bei der Erinnerung daran stöhnt er kurz. „Das war wirklich nicht ohne. Wieder und wieder habe ich den Stoff neu angesetzt, damit er keine Falten schlägt“, erzählt er, lässt aber nichts auf seinen Oldtimer mit 4-Gang-Getriebe und luftgekühltem Motor kommen.

Regelmäßig ist er zu Oldtimertreffen unterwegs, mit seiner besseren Hälfte. „Vor allem im Westen wird gestaunt. Da ist der Robur was ganz Ausgefallenes, sowas gab es dort ja nicht. Viele kommen und fragen, was das denn für ein Fahrzeug ist“, erzählt er.
Bis an die Ostsee ist er mit seinem Ello schon gefahren. Geschlafen wird im Quek Junior, den er an seinen alten Bus hängt. Natürlich ist er in den gleichen Farben lackiert. „Das ist schon ein Hingucker“, gibt er zu.
Fotos: Steve Bauerschmidt