Mehr als 50 Jahre ist es her, dass mit Juri Gagarin ein Kosmonaut Erfurt besuchte. Und doch erinnern seine Ringstraße und auch Gagarins Büste an selbiger bis heute an die Visite des ersten Menschen im Weltraum. Am Freitag besuchte ein weiterer Mann aus dem All die Landeshauptstadt. Alexander Gerst, 43 Jahre, Geophysiker und vor allem: Astronaut für die Europäische Weltraumorganisation ESA. Genannt: Astro-Alex. 

Astro-Alex in Erfurt
Astronaut Alexander Gerst bei seinem Besuch in Erfurt.

Zweimal verließ Gerst die irdische Spähre bereits. Das erste Mal 2014, als er zu einem Außeneinsatz an der Internationalen Raumsonde ISS aufbrach, das zweite Mal 2018, als er für drei Monate sogar das Kommando auf der ISS übernahm.

Und dabei gab es bei der Show, die in zwei Vorstellungen insgesamt etwa 20 000 Menschen ins Steigerwaldstadion zog, einiges zu erfahren. Dirk, Tobi und Nadine hatten dafür, bevor Astro-Alex seinen Vortrag hielt, eine bunte Mischung aus Experimenten vorgeführt, um die Besonderheiten des Alls zu zeigen. So zeigten die drei beispielsweise, wie ein Vakuum funktioniert, indem sie einen Schokokuss in eine luftleere Glocke stellten. Und auch dem Mond wurde sich, zumindest theoretisch, genähert. Rund 384 400 Kilometer ist der Erdmond derzeit von unserem Planeten entfernt. Eine Weite, die sich im riesigen Erde-Mond-Modell im Stadion gut veranschaulichen ließ. Und obwohl der Mond gerade einmal die Größe eines Viertels der Erde hat und innerhalb von etwas mehr als acht Reisetagen zu erreichen ist, ist er für uns noch ziemlich unerforschtes Gebiet.

Astro-Alex in Erfurt
Insgesamt besuchten rund 20000 Menschen die Show im Steigerwaldstadion.

Für Wissenschaftler sei der Mond auch genau 50 Jahre nach der ersten Apollo-Mondmission der amerikanischen NASA noch ziemlich spannendes Gebiet, sagte auch Astro-Alex:

Wir fliegen zum Mond, um dort mehr über uns selbst zu erfahren und das zurück zur Erde zu bringen. Um, unter anderem, die Erde zu einem lebenswerteren Ort zu machen und die zu bewahren für zukünftige Generationen.

Doch der Raumfahrer sprach nicht nur über den Mond und die aktuelle Forschung dazu, auch seine Zeit auf der ISS und die Ausbildung zum Astronauten ließ Alexander Gerst in der Show Revue passieren. So habe er 10 000 (in Worten: zehntausend) Stunden für seine Flüge ins All trainiert. Ein unglaubliches Pensum, für das er sich allerdings bei einem Auswahlverfahren zum Astronauten gegen mehr als 8 400 Mitbewerberinnen und Mitbewerber durchgesetzt hatte.

Astro-Alex in Erfurt
Das riesige Mond-Erde-Modell gab der Weite im Stadion ein Maß.

Von der Raumstation aus habe er allerdings, erzählte Astro-Alex, die Entwicklung der Erde gesehen. Die zunehmende Verwüstung vieler Gebiete aber auch zahlreiche andere Umweltsünden. Er rief daher dazu auf, auf Umwelt und Natur zu achten und diese mit den zur Verfügung stehenden Mitteln auch ganz persönlich zu schützen.

Doch neben Ansprachen, die unter anderem auch das Thema der Geschlechtergleichheit beinhalteten, berichtete Alexander Gerst auch von seinen persönlichen Erfahrungen an Board der ISS. So erzählte er vom Start eines Space-Shuttles, bei dem das Boden-Personal Witze machte und von einem außergewöhnlichen Erlebnis, direkt nach seiner Landung auf der Erde. So habe ihn die Gravitationskraft dabei sprichwörtlich erwischt gehabt:

Mein Gehirn hat vergessen, wie schwer mein Arm war. Jemand hat mir hinterher ein Handy in die Hand gedrückt, um ein Selfie zu machen und ich dachte, er hat sich einen Scherz erlaubt und es sei aus Blei.

Ausdrücklich betonte Astro-Alex in seinem Vortrag, bei dem er auch bunte Bilder mit und von sich zeigte, das angenehme Miteinander und die tiefe Freundschaft, die die internationalen Astro- und Kosmonauten verbinde. So erzählte er, dass an der ISS insgesamt 100 000 Menschen aus 15 Nationen gebaut hätten. Und auch wenn nur die allerwenigsten von ihnen selber einmal auf die Station fliegen könnten, so sei die Solidarität doch sehr stark.

Astro-Alex in Erfurt
Immer mit dabei: Das Maus-Maskottchen.

Rund zwei Stunden dauerte das Programm der Weltraumshow und ermöglichte spannende Einblicke in den Kosmos außerhalb unser Welt. Aber sie ermöglichte vielen Menschen auch, dem sympathischen Astro-Alex ein Stück näher zu sein. Und wer weiß, wann eine Erfurter Straße nach ihm benannt wird.

Text und Fotos: Paul-Philipp Braun