Levin Frühauf ist 20. Nichts liebt er mehr, als gemeinsam mit Freunden an Autos oder seinem Moped zu schrauben, die alte S 51 ist gut gepflegt. Jetzt macht er sein Hobby zum Beruf. Bei den Erfurter Verkehrsbetrieben lernt er Kfz-Mechatroniker für Nutzfahrzeuge. „Das ist schon was anderes. Allein die Dimensionen der Busse sind gigantisch«, sagt er. Und auch die Halle ist nicht gerade klein. Als wir vorbeischauen, sind gerade drei Busse in Arbeit. Einer davon steht schon auf der Hebebühne.
Levin hat die Ausbildung im Sommer 2018 begonnen. Oft ist er in der Buswerkstatt am Urbicher Kreuz eingesetzt, wenn nicht gerade ein Lehrgang oder der Besuch in der Berufsschule ansteht. Denn Theorie und Praxis sind hier eng verknüpft, was auch Mario Bauchspieß bestätigt. Der junge Schichtgruppenleiter kann sich gut an seine Ausbildungszeit erinnern und weiß, dass der Lehrplan straff durchorganisiert und ganz schön vollgepackt ist.
„Wir tun alles, um in der Praxis zu unterstützen. Vor allem im 1. Lehrjahr ist es wichtig, Verstand für die Funktion der Technik zu entwickeln“, sagt er. Der 37-Jährige weiß, dass man das nicht voraussetzen kann. Während Levin sich von Anfang an ganz gut auskannte, ist das bei anderen nicht so. „Das heißt aber nicht, dass sie deshalb schlechter sind: Nur hat nicht jeder die Möglichkeit, schon in der Schulzeit an Motoren zu schrauben. Hier setzen wir an und geben Hilfestellung“, sagt Mario Bauchspieß. Wichtig ist, dass man Interesse hat, neugierig ist und den Kollegen von selbst bei der Arbeit zur Hand geht. „Technisches Verständnis ist in dem Job das A und O“, sagt Mario Bauchspieß.

Im 1. Lehrjahr stehen vor allem Werkstoffkunde und die Einführung in die Fertigungstechnik, z. B. der der Fahrzeugsysteme an. Hier sind die Azubis öfter in der Lehrwerkstatt, denn zuerst müssen die Grundlagen vermittelt werden. „Wir vertiefen die Theorie in der Praxis“, so Mario Bauchspieß. Wie trenne ich Bauteile, wie forme ich sie um? Wie stelle ich ein Gewinde her? Was sind Pneumatik und Hydraulik? Warum werden beide Systeme bei Lkw und Bus angewendet, und warum gibt es beim Auto keine Druckluft? – Das sind nur einige Fragen, um die es in der Praxis geht.
Aktuell unterstützt Levin die Kollegen bei der Wartung der Fahrzeuge und hat damit gut zu tun. 72 Busse hat die EVAG in Betrieb: Er wechselt das Öl, schaut nach dem Zustand der Beleuchtung, prüft die Keilriemen und Räder auf Verschleiß. „Das macht total Spaß“, sagt er.
Aber auch Fertigkeiten wie Bohren, Drehen, Fräsen und Feilen wollen gelernt sein. Denn ohne die Grundlagen geht es nicht. Und ohne Interesse an den Naturwissenschaften auch nicht. Mathe und Physik sollten — so wie bei Levin — schon zu den Lieblingsfächern gehören.

Im zweiten Lehrjahr geht es dann um Antriebstechniken, z. B. die Funktionsweise von Otto- und Dieselmotoren, um Elektronik am Fahrzeug und Diagnoseverfahren.
Im dritten Lehrjahr wird es dann noch kniffliger. Der Schwerpunkt liegt auf der Vertiefung in das Motormanagement, Instandsetzung von Komfort- und Sicherheitssystemen und auf alternativen Antriebstechniken, die sich zunehmend durchsetzen: Elektro- oder Wasserstoff- bzw. Hybridantrieb.

Toll findet Levin, dass er den Bus- und Lkw-Führerschein bei der EVAG machen kann. Schließlich müssen die Busse ja auch bewegt werden. Und hin und wieder muss auch ein Bus mit dem Unimog abgeschleppt werden, wenn er nicht mehr fahrbereit ist. Dann sind die Kollegen der Werkstatt gefragt.
Was ihn besonders fasziniert? „Die neuen Busse, die seit September 2020 im Einsatz sind“, sagt Levin und kommt ins Schwärmen. „Die EVAG hat 14 neue EfficientHybrid-Fahrzeuge. Sie fahren mit Diesel, können aber die Bremsenergie elektrisch speichern.“ Das ist ideal für Stadtbusse, die täglich auf auf Linien mit vielen Haltestellen und Ampeln sowie Steigungen und Gefällen fahren. Hier kann die gespeicherte Bremsenergie sofort wieder eingesetzt werden. Zur Energierückgewinnung haben die Busse ein Ultra-Cap-Speichermodul auf dem Dach – speziell im Heckbereich. Sowohl die Energie für die Anfahrhilfe als auch für die neue Start-Stopp-Automatik kommt aus dem Dachspeicher. Die neue Technik führt zu Kraftstoffeinsparungen und Verringerungen des Schadstoffausstoßes um bis zu 16 Prozent.

Wichtig zu wissen:
Der Berufsschulunterricht findet im Block statt, also wochenweise. Im 1. Lehrjahr geht es an die Walter-Gropius-Berufsschule in Erfurt, nach anderthalb Jahren nach Gotha, denn dort sitzen die Spezialisten rund um das Thema Nutzfahrzeuge.
Ausbildung bei den Stadtwerken Erfurt:
Noch gibt es freie Ausbildungsplätze für 2021, auch für den Kfz-Mechatroniker. Aber auch für Berufskraftfahrer, Elektroniker für Betriebstechnik oder Fachkraft für Wasserversorgungstechnik gibt es noch freie Ausbildungsstellen, um nur einige zu nennen.
Richtig bewerben
Ihr feilt noch an eurer Bewerbung und wisst nicht so richtig, worauf es ankommt. Dann schaut doch mal in unseren Beitrag „So bewerbt ihr euch richtig“ rein. Wir haben unseren Ausbildungschef Udo Bauer ausgefragt, worauf es ankommt.
Fotos: Steve Bauerschmidt